Sommer der Entscheidung
haben konnte. Er wollte das Leben, das er und Tessa gemeinsam aufgebaut hatten. Er wollte die kleine Familie haben, die gemeinsam zum Einkaufen ging und die Keksdose aussuchte, die nun in Scherben auf seinem Küchenfußboden lag. In seiner Kehle bahnte sich ein Schluchzen seinen Weg. Mack legte seine Hände an die Wangen und holte tief Luft, um es herunterzuschlucken.
„Mir tut es leid“, sagte er. „Und nun werde ich dich bitten zu gehen.“
Sie rückte von ihm ab, indem sie sich an den Schränken entlangschob. „Ich werde nicht wiederkommen, Mack. Niemals. Ich bin zu den Treffen gekommen, um dich zu sehen. Mir ist heute Morgen klar geworden, dass ich die Treffen nicht mehr brauche, aber ich bin immer noch hingegangen, weil ich wusste, dass du dort sein würdest. Das ist falsch. Ich werde mich zurückziehen.“
„Nichts davon ist deine Schuld.“
„Nein, es ist die Schuld von uns beiden“, widersprach sie. „Und ich bin genau die Sorte Frau geworden, die ich am meisten verachte, die Sorte Frau, die einem verheirateten Mann nachstellt. Vielleicht habe ich sogar die Situation provoziert,indem ich heute hergefahren bin.“
„Vielleicht habe ich die Situation provoziert, indem ich dich hineingebeten habe.“
Sie bewegte sich weiter langsam, bis sie die Küchentür erreicht hatte. „Geh zu ihr zurück, Mack. Du bist noch nicht bereit, eure Ehe zu beenden. Tu, was immer du tun musst.“
Es war eine ehrenrührige Rede, und Mack war sich fast sicher, dass sie ehrlich gemeint war. Aber er konnte Erin nicht sagen, dass er froh darüber war, denn er konnte nicht sprechen.
Eine Minute später hörte er, wie die Haustür geschlossen wurde.
Dann war er wieder allein.
Tessa hatte mittlerweile ihrer Mutter und ihrer Großmutter erzählt, dass sie Robert Owens’ Haus beobachtete. Sie war bereits zwei Mal nach Manassas gefahren und an beiden Abenden spät nach Hause gekommen. Nachdem sie zwei Mal ihrer Mutter Auskunft über ihren Abend hatte geben müssen, hatte sie aufgegeben und alles erzählt. Weder ihre Mutter noch ihre Großmutter waren darüber glücklich, doch waren sie verständnisvoller als Mack.
Heute wäre Diana an der Reihe gewesen, das Haus zu beobachten, aber sie musste zu einer Familienfeier gehen, daher hatte sie mit Tessa getauscht. Nun war Tessa zwei Nächte hintereinander dran.
Dieses Mal hatte sie es zum ersten Mal gewagt, direkt gegenüber von Owens’ Haus zu parken. Es war ein großes Gewitter angekündigt, das endlich Regen bringen sollte, so war es nicht zu erwarten, dass sie entdeckt werden würde. Es gab nicht vie le Häuser in dem Viertel, in dem die Owens wohn ten, die eine Garage oder einen Carport hatten. Die Auffahrten der kleinen Grundstücke boten nur Platz für ein Fahrzeug, und deshalb parkten viele Autos auf der Straße. Außerdemhatte Tessas Toyota getönte Scheiben, daher war es unwahrscheinlich, dass sie jemand hier warten sehen würde.
Bis jetzt hatte sie niemand aus dem Haus kommen sehen, obwohl jemand zu Hause zu sein schien. Die anderen Freundinnen von Tessa hatten bereits beobachtet, wie Robert Owens den Briefkasten leerte, im Garten arbeitete oder vor dem Haus auf den Stufen saß und rauchte. Sollte er trinken, dann tat er es drinnen, wo ihn niemand sah. Gefahren war er bisher nicht. Jedenfalls nicht, dass ihn die anderen dabei hätten sehen können.
Sie hatten sein Haus bisher seit vier Nächten, diese mitgerechnet, beobachtet. Aber heute war Samstag, der Tag, an dem es besonders schwerfiel, nicht in die Bars oder auf eine Party zu gehen. Robert war ein junger Mann, der frisch aus dem Gefängnis entlassen worden war. Junge Männer mit dieser Vergangenheit waren häufig diejenigen, die damit angaben und Eindruck schinden wollten. Tessa war sich sicher, dass er einen Fehler machen würde, wenn sie nur geduldig genug war.
Sie rutschte auf ihrem Sitz herum und versuchte, es sich ein wenig bequem zu machen. Sie hatte überlegt, ob sie sich einen Walkman und Kopfhörer mitbringen sollte, aber sie hatte Angst, dass Musik sie einschläfern oder ein Hörbuch so ihre Aufmerksamkeit fesseln würde, dass sie vielleicht verpasste, wenn er aus dem Haus ging. Sie hatte einen Block und einen Stift eingepackt, um einer alten Freundin aus dem College zu schreiben, aber auch das würde sie vielleicht zu sehr ablenken.
Zwei Stunden waren vergangen, und das Gewitter war über der Stadt und bescherte ihr starke Regengüsse. Die ersten Tropfen fielen gegen acht Uhr. Bis dahin hatte
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