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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Bewährungsauflagen und könnte zurück ins Gefängnis gehen. Musste zurück hinter Gitter, falls Richter Lutz die Wahrheit gesagt hatte.
    Robert sollte jeden Morgen, bevor er zur Arbeit ging, an einem Treffen der Anonymen Alkoholiker teilnehmen. Tessa bezweifelte, dass er auch nur eines ausfallen ließ, weil dies Bestandteil der Bewährungsauflagen war. Aber was ging in seinem eigenen Haus vor, wenn niemand da war, um ihm auf die Finger zu schauen? Das war die Frage.
    Nun goss es wie aus Kübeln, aber obgleich der Regen gegen das Dach des Wagens trommelte, konnte Tessa Musik hören, die aus dem Haus der Owens schallte. Es war laute Rockmusik, ihr Rhythmus war so eintönig wie das Geräusch des Regens.
    Sie könnte den Bewährungshelfer anrufen, aber was sollte sie sagen? Ich stehe hier gerade vor dem Haus von Robert Owens und hoffe, dass ich ihn zurück ins Gefängnis befördern kann? Ich glaube, er trinkt? Schicken Sie jemanden, um sein Blut auf Alkohol zu testen, aber warten Sie noch ein wenig, damit der Pegel höher ist?
    Sie hatte eine einzige Chance, die sie nutzen wollte. Sie hatte keine Aussicht auf Erfolg, wenn der Bewährungshelfer sie ignorierte, auch wenn der Beweis auf der Hand lag. Sie musste die Gelegenheit weise nutzen. Sobald sie zugegeben hatte, dass sie Owens beschattete, konnte sie damit nicht fortfahren.
    Sie musste abwarten, was passierte. Sie konnte nicht einfach klingeln und fragen, ob sie hereinkommen dürfe. Auch wenn sie sich eine Ausrede wie einen platten Reifen einfallen ließe, würde Robert sie sicherlich erkennen. Die einzige Möglichkeit wäre, wie ein Spanner durch die Fenster zu schauen. Tessa war sich recht sicher, dass sie in der Dunkelheit und in dem Regen nicht entdeckt würde. An einer Seite des Hauses wurde der Rasen von Licht beschienen, das hieß, dort waren die Vorhänge nicht geschlossen. Wenn sie vorsichtig wäre und kein Risiko einginge, könnte sie hineinspähen, ohne gesehen zu werden. Falls Owens trank, würde sie ins Auto steigen und den Bewährungshelfer anrufen. Sie hatte seinen Namen und seine Telefonnummer. Diana hatte sie für sie recherchiert, wobei sich Tessa nicht sicher war, wie sie das angestellt hatte.
    Sie erwog das Für und Wider. Im eigenen Auto in Owens’ Straße zu sitzen war eine Sache, aber heimlich durch den Garten zu schleichen und in Fenster hineinzuschauen war eine andere. Jedoch war die Versuchung groß, es zu wagen. Letztendlich ließ sie Vernunft Vernunft sein und drehte sich nach hinten, um ihren Regenmantel vom Rücksitz zu nehmen.
    Tessa war froh, dass das Gewitter vorbeigezogen war und die Blitze keine Gefahr für sie darstellten. Sie hatte weniger Angst davor, vom Blitz getroffen als durch seinen hellen Schein entdeckt zu werden. Sie sah niemanden auf der Straße oder in den Hauseingängen. Die Nachbarn von Owens hatten ihre Außenbeleuchtung nicht eingeschaltet, was es fürTessa einfach machte, zwischen dem rechten Nachbarn und Owens’ Haus auf das Grundstück zu huschen und sich auf den Weg zum rückwärtigen Teil des Gebäudes zu begeben, woher das Licht kam. Sie wurde von großen Büschen gebremst, die ihr aber auch halfen, sich im Verborgenen zu halten. Sie ging an zwei dunklen Fenstern vorbei und bemerkte erleichtert, dass im Garten der Nachbarn noch höhere Büsche standen, die sie vor möglichen Blicken schützen konnten. Wahrscheinlich waren sie gepflanzt worden, um ein wenig Privatsphäre zu schaffen, weil hier die Häuser so eng nebeneinanderstanden.
    Bis sie an ihrem Ziel angelangt war, war sie vollkommen durchnässt, ihr Mantel hielt dem Regen nicht stand. Das Wasser rann an ihrem Hals herunter, und der Hut, dessen Schnüre sie unter ihrem Kinn fest zusammengebunden hatte, erfüllte seinen Zweck ganz und gar nicht, sondern führte nur dazu, dass der Regen ihr den Rücken herunterlief. Der Mantel reichte gerade bis zur Hüfte, darunter waren ihre Jeans schon klatschnass und steif.
    Tessa hörte die Party, bevor sie an den Fenstern angelangt war. Laute Stimmen, Musik, die noch die Stimmen übertönte, und junge Männer, die einander aufschaukelten. Sie fragte sich, ob es alte Freunde von Robert waren. Vielleicht waren unter ihnen sogar diejenigen, die am Morgen von Kayleys Tod Owens stockbetrunken in sein Auto gesetzt und ihn fahren gelassen hatten. Das Fest damals hatte gedauert, bis es schon lange hell war. Vielleicht würde die Party an diesem Abend auch so lange dauern.
    Tessa schlüpfte zwischen die Büsche und die

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