Sommer der Entscheidung
füllte es mit Eis aus dem Gefrierfach und mit gefiltertem Wasser aus einem Krug. Dankbar nahm sie es an. „Das Wasser, das ich auf die Tour mitgenommen hatte, war so warm wie ich auch.“ Sie lehnte gegen den Küchentresen und nahm einen kräftigen Schluck.„Wie geht es dir, Mack?“
Seit ihrem unfreiwillig verkürzten Abendessen im Siam Palace hatte er sie nicht mehr gesehen. Er war überrascht, dass sie ihn überhaupt wiedersehen wollte.
„Ich habe viel im Büro zu tun.“ Es fiel ihm nichts anderes ein, was er sagen könnte.
„Ich finde, wir sollten noch einmal über den Abend neulich sprechen.“
„Erin, es tut mir leid. Ich hätte dich schon früher anrufen sollen, um mich bei dir zu entschuldigen. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob ein Anruf nicht alles noch schlimmer gemacht hätte. Wir haben nichts Verbotenes getan, und trotzdem war es irgendwie komisch.“
„Das gilt auch für dich.“
Das war typisch für sie. Sie war eine großzügige Frau, und mehr als nur ein wenig in ihn verliebt. Er akzeptierte beides, die Großzügigkeit und die Zuneigung, die sie zu ihm empfand, wie ein Ertrinkender, der nach einer Boje greift.
„Alles, was ich sagen wollte, ist …“ Sie machte eine Pause. „Ich möchte nicht, dass hier jemand verletzt wird. Ich denke, es ist besser, wenn wir uns ein wenig zurückziehen, bis wieder Ordnung in dein Leben eingekehrt ist.“
Mack wusste, dass es der Ersatz für „bis du die Scheidung eingereicht hast“ war.
„Ich bin nicht der Typ Frau, der einer anderen den Mann streitig macht“, fügte sie bedauernd hinzu. „Auch nicht, wenn deine Ehe nur noch an einem einzelnen Faden hängt.“
Sie versuchte zu lächeln, aber sie hatte Tränen in den Augen. Vielleicht hätte er nicht die Hand nach ihr ausgestreckt, wenn sie nicht geweint hätte. Er war sich nicht sicher. Er stand dicht genug vor ihr, um ihre Wange zu streicheln, was er dann tat.
Vielleicht, wenn sie nicht ihr Gesicht gegen seine Handgedrückt hätte, auch nur für einen kleinen Moment, hätte er seinen Arm sinken lassen, und dieser intime Moment wäre vorüber gewesen. Aber stattdessen vergrub er seine Finger in ihrem Haar und zog ihr Gesicht zu sich heran.
Und vielleicht, wenn sie seinen Kuss nicht erwidert hätte, wenn sie protestiert oder sich zurückgezogen oder nicht ihre Lippen leicht geöffnet hätte … Aber sie waren so weich, so leicht, so glühend.
Er kam näher, bis beide Körper gegen die Küchenzeile lehnten. Er spürte mit seinem ganzen Körper, wie weich sie war, ihre vollen, weiblichen Brüste. Er nahm ihren Geruch wahr – erdig, wie eine Mischung aus Zimt und Seife. Sie legte ihre Arme um seinen Hals, wickelte ihn ein, als sei er die Hälfte von etwas Ganzem, als sei er endlich wieder Teil eines Ganzen, das das Begehren zusammenfügte. Er spürte, wie er gegen ihre weichen Beine hart wurde. Er wusste auch, wenn sie ihn nicht bremsen würde, würde er sich selbst auch nicht bremsen können. Wenn er nicht widerstehen würde, würden sie sehr bald vereinigt sein. Und er wollte nicht widerstehen. Er wollte wieder Teil eines Ganzen, Teil von jemandem sein.
Mack schlang seine Arme um sie, als seine Hand etwas Kühles, Glattes auf dem Tresen berührte. Bevor er reagieren konnte, fiel die Keksdose, Kayleys Keksdose, auf den Boden und zerbarst.
Erin wandte sich zur Seite und sah hinunter, wo die hellblauen und braunen Scherben der Dose verstreut lagen. „Oh, Mack, das tut mir leid.“
Er hatte sich von ihr gelöst. Mack war sich nicht sicher, warum er sich so schnell von ihr zurückgezogen hatte oder wie er überhaupt so nah zu ihr hingelangt war. Die Realität schlug wie eine Welle über ihm zusammen. Und trotzdem starrte er die Frau an, mit der er nicht verheiratet war, die vielleicht Tessas Platz einnehmen würde, wenn er sich scheidenließe. Er wollte die Uhr zurückdrehen, nicht zu dem Moment, bevor er Erin in den Arm genommen hatte, sondern als sie dort war, als er mit ihr zusammen war, als er Teil eines Paares war, als er sich fast wieder als ganzen Menschen spürte.
Der Schreck hatte seiner Erektion keinen Abbruch getan, aber Mack wusste jetzt, das er sie nicht mehr physisch lieben konnte. Er konnte es sich selbst auch nicht erklären.
Er begehrte diese Frau. Aber er wusste, dass sie nicht die Frau war, die er wollte. Er mochte Erin. Vielleicht war er sogar ein wenig in sie verliebt. Aber es war nicht Erin, die er brauchte. Er wollte und brauchte die Frau, die er niemals mehr
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