Sommer der Entscheidung
sich um und kam direkt auf sie zu. Er stritt sich. Sie konnte den rauen Ton seiner Stimme hören. Er gestikulierte mit seinen Fäusten, als wolle er damit das, was er sagte, unterstreichen. Tessa wurde mit einem Mal klar, dass er kurz davor war, sie zu entdecken. Es war zwar dunkel, und es regnete, aber wenn er noch näher ans Fenster ging … Sie duckte sich und drehte sich um, um fortzugehen, als dort, direkt vor ihr, ein Mann stand.
Er stand im Regen und streckte einen Arm nach ihr aus. Noch bevor sie den Mund öffnen konnte, um zu schreien, hielt er ihr eine Hand vor das Gesicht. „Tessa“, zischte er, „um Gottes willen, sei ruhig.“
Sie war aus Furcht wie gelähmt, erschrocken zitterte sie, und es dauerte lange, bis sie erkannte, dass der Mann Mack war. Er nahm die Hand weg und legte einen Finger an die Lippen. Dann deutete er auf die Straße und zog sie am Ärmel mit sich. Es gab keine Möglichkeit, zu argumentieren. Tessa konnte es nicht riskieren, hier einen Aufstand zu machen. Aber sie wusste, wenn sie nicht sofort mit ihm gehen würde, gäbe es sowieso eine Auseinandersetzung.
Schließlich saßen sie in seinem Wagen, den er weiter weg geparkt hatte. Ihre ganze Kleidung war tropfnass, als er sieauf den Beifahrersitz schob. Als sie saß, ging er zum Kofferraum und räumte darin herum. Schließlich kam er mit einem Handtuch zurück, das er ihr auf den Schoß warf.
„Ich putze damit nur die Fenster, es müsste sauber genug sein.“
Tessa wischte sich das Gesicht ab. Sie zitterte immer noch, und schon allein das kostete sie Energie. „Wie zur Hölle hast du mich gefunden?“
„Deine Mutter bat mich, mit dir zu reden, damit du vernünftig wirst. Sie sagte, das sei die zweite Nacht, die du hier draußen verbringst. Sie hat Angst, dass du hier ein Zelt aufschlägst.“
„Und du hast ihr Recht gegeben? Das ist mal etwas Neues.“
„Was in aller Welt wolltest du da hinten im Garten? Weißt du, wie viele Gesetze du schon allein dadurch missachtet hast? Hausfriedensbruch. Einbruch in die Privatsphäre. Und das ist erst der Anfang. Böswillige Verfolgung ist auch eine reale Möglichkeit. Bist du verrückt geworden?“
„Ich? Verrückt? Nein. Meine Hemmungen habe ich vielleicht verloren.“ Tessa sah ihn nicht an. Das Handtuch war jetzt schon durchnässt, aber sie fuhr fort, damit ihr Gesicht und die Haare abzutrocknen.
„Tess, Schätzchen, sieh mich an.“
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Mack so schnell den Tonfall wechseln würde. Sie ließ das Handtuch in den Schoß gleiten und drehte sich zu ihm um. „Mack, ich will jetzt keinen Vortrag von dir hören. Und ich will keine Schelte. Ich weiß, was ich getan habe.“
„Und was du riskiert hast?“
„Ja, natürlich! Oder glaubst du, ich bin auf einmal blöd im Kopf?“
„Robert Owens hat Rechte.“
„Nur leider hat unsere Tochter keine mehr.“
Er schloss kurz die Augen, und das wollte sie nicht. Sie sah weg. „Was mich angeht, hat er alle Rechte, über die er jemals verfügte, verloren, als er Kayley umfuhr. Wenn ich Beweise zu seinen Ungunsten fälschen könnte, würde ich es tun.“
„Das würdest du nicht tun.“
Sie stritt nicht mit ihm darüber, weil sie nicht wusste, wer von ihnen recht hatte. Wo wäre sie an der Grenze angelangt? Das war eine Frage, die sie sich schon seit Tagen stellte.
„Was hast du gesehen?“, fragte er. „Hat sich das Spionieren wenigstens gelohnt?“
„Wenn du mich in Ruhe gelassen hättest, hätte ich vielleicht etwas sehen können.“
„Mit anderen Worten, dort ist nichts passiert, was an einem Samstagabend nicht auch in Millionen anderer Häuser passiert.“
Sie wünschte, sie hätte Robert mit einer Dose Bier in der Hand gesehen. Sie hätte diese Nachricht gern Mack ins Gesicht geschleudert. „Seine Mutter ist weggefahren, und keine fünf Minuten später kamen seine Freunde an. Glaubst du, das war Zufall? Sie haben darauf gewartet, dass sie weg ist, um dann eine Party zu feiern. Und Party in diesem Zusammenhang ist gleichbedeutend mit Trinken.“
„Kannst du das beweisen?“
Sie konnte es nicht beweisen.
Er legte seine Hand auf ihren Oberschenkel, und sie konnte sich dem nicht entziehen, es sei denn, sie würde wieder hinaus in den Regen laufen. „Bitte“, sagte er, „tu das nicht. Ich mache mir Sorgen um dich. Mehr, als du dir vorstellen kannst. Das alles sieht dir nicht ähnlich. Du bist fair. Du bist klug.“
„Und ich bin eine Mutter.“
„Ich habe noch einmal über unser
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