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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Steuer! Ich träume das jede Nacht. Ich fahre den Wagen, und er steht am Straßenrand. Ich will ihn umfahren, Mack. Ich drücke aufs Gaspedal und visiere ihn an, und ich halte nicht eher an, bis er tot unter dem Auto liegt. Ich halte einfach nicht an …“ Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht.
    Er sprach nicht, und er fasste sie nicht an. Sie war froh, dass er es nicht tat. „Ich will, dass er so leidet, wie wir leiden“, sagte sie schließlich unter Tränen.
    „Du brauchst Hilfe.“
    „Nein, was ich brauche, ist die Gewissheit, dass Robert Owens im Gefängnis ist. Das ist der einzige Weg, wie mein Leben besser werden kann.“
    „Es war nicht besser, als er im Gefängnis war. Verstehst du das denn nicht? Du hast genauso gelitten. Du musst etwas unternehmen, und du schaffst es nicht alleine.“
    „Ich komme schon damit klar. Ich setze mich mit ihm auseinander. Deswegen bin ich hier.“
    „Nein, du lässt niemanden an dich heran. Hast du nichtsdiesen Sommer bei deiner Großmutter gelernt? Siehst du nicht die Ähnlichkeiten? Geht dir da gar nichts auf? Du verwandelst dich in eine verbitterte Frau, Tess, genau wie Helen. Es sei denn, du unternimmst jetzt etwas dagegen. Du hast mich weggestoßen, um sicherzugehen, dass dir dasselbe passiert. Aber du musst die letzten Schritte allein machen. Ich werde dir nicht helfen. Ich bin hier, und ich werde so lange bleiben, bis du mir ins Gesicht sagst, dass ich gehen soll.“
    Sie wischte ihre Augen mit dem durchnässten Ärmel ihres Trenchcoats ab. Dann drehte sie sich zu ihm: „Ich will dich nicht. Ich will deine Hilfe nicht.“
    Er starrte sie an; dann schüttelte er den Kopf. „Ich glaube dir nicht.“ Er reichte über sie hinweg zur Tür und öffnete sie. „Geh nach Hause.“
    Sie stand auf dem Bürgersteig, als er davonfuhr. Sie konnte immer noch die Musik aus Owens’ Haus hören, als sie durch den Regen zu ihrem Auto ging.
    Aber sie stieg ein und fuhr weg.
    Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012

21. KAPITEL
    G leichgültig, wie müde Helen war, als Nancy noch ein kleines Mädchen war, sie stellte immer sicher, dass sie gemeinsam zur Kirche gingen. Die Shenandoah Community Church war nichts Besonderes. Sie war mit weißem Holz verkleidet, ein schöner, geschmiedeter Kirchturm, staubige Räume hinter dem Schiff und im Keller, in dem sich die jungen Gemeindemitglieder zur Sonntagsschule trafen. Nach dem Gottesdienst tranken alle noch eine Tasse Kaffee zusammen und tauschten Neuigkeiten aus, und Nancy durfte hinaus und mit den anderen Kindern spielen, bevor sie nach Hause fuhren, um sich wieder um den Hof zu kümmern.
    An diesem Tag fuhr Nancy ihre Mutter zu der kleinen Kirche. Seit ihrem letzten Besuch war ein großer Anbau errichtet worden. Ein großer, lichtdurchfluteter Flügel hatte die kleinen dunklen Räume ersetzt und beherbergte nun die Kinder und die Sonntagsschule. Der Parkplatz war geteert, die alten Bäume waren gepflegt und beschnitten. Neben der Kirche war ein Rosengarten angelegt worden, der den perfekten Hintergrund für Hochzeitsfotos abgab und die spektakuläre Sicht auf die Berge in der Ferne abrundete. Die Erneuerungen waren gelungen, die Gemeinde hatte außerdem Zuwachs bekommen.
    „Das ist sehr schön geworden“, sagte sie Helen später bei einem Vormittagskaffee in ihrer Küche. Helen hatte sich geweigert, noch bis zum geselligen Beisammensein zu bleiben, und Nancy wollte auch nicht weiter nachfragen.
    „Ich gehe nicht mehr so häufig in die Kirche.“ Helen rührte drei Teelöffel Zucker in ihre Tasse. „Mir scheint, es ist verschwendete Mühe in meinem Alter. Entweder komme ich in den Himmel oder nicht. Aber mittlerweile kann ich nichtmehr viel daran ändern.“
    Nancy holte die Törtchen, die sie in Woodstock gekauft hatte, aus der Tüte. „Vielleicht solltest du einfach so in die Kirche gehen, um dich ein wenig mit den Leuten zu unterhalten, Mama. Du bist zu viel allein.“
    „Aber jetzt doch nicht. Hier kann man ja keinen Augenblick allein sein, immer ist jemand da.“
    Nancy reagierte nicht darauf. „Mir gefällt der neue Pastor. Er hat mich nach dir gefragt und war sehr interessiert. Und er hat mir erzählt, dass er dich besuchen kommen wollte, aber du hättest ihn nicht hineingelassen.“
    „Darüber habt ihr beiden also geredet?“
    „Ich habe ihm gesagt, jetzt wäre er herzlich willkommen.“ Helen grummelte etwas, und Nancy drehte sich zum Küchenschrank, damit ihre Mutter nicht sehen konnte, dass

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