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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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lassen.
    Hattie stellte das Frühstückstablett auf Nancys Nachttisch ab. In einer Ecke stand das Fläschchen für Tessa, in einer anderen ein Glas Orangensaft. „Ich habe Ihnen einen dieser Kekse mitgebracht, die Sie so gern mögen. Nur erzählen Sie es nicht Mrs. Whitlock.“
    Nancy lächelte, um sich zu bedanken. Auch die Ernährungsgewohnheiten waren etwas, das Mrs. Whitlock an ihrer neuen Schwiegertochter zu ändern wünschte. Mrs. Whitlock selbst ernährte sich von Frischkäse und Birnen und hielt nichts davon, dass Nancy die rustikale Küche Virginias liebte. Nancy hatte kein Übergewicht, aber in den Augen von CarolineWhitlock war sie nur einen Keks davon entfernt, eine fette Dame zu werden.
    „Ist sie schon weg?“, fragte Nancy.
    Hattie schüttelte den Kopf. „Sie wird das Baby sehen wollen, bevor sie fortgeht.“
    Nancy wurde traurig. Wenn Caroline Tessa sehen wollte, hieß das, dass Nancy ihr Mädchen aufwecken musste, obwohl es die ganze Nacht wach war, weil Tessa gerade einen neuen Zahn bekam. Caroline erwartete gewöhnlich, ihr Enkelkind frisch gebadet und in einem der vielen Rüschenkleidchen, die sie ihm geschenkt hatte, präsentiert zu bekommen. Und Caroline hatte wenig Geduld mit einem aufgeregten Baby.
    „Sie wird es nicht verstehen, wenn ich ihr sage, dass Tessa Schlaf nachholen muss, oder?“
    Hattie hatte ihre Fähigkeit perfektioniert, ihre Gedanken für sich zu behalten und sich nichts anmerken zu lassen. Diese Kunst lernte man automatisch, wenn man für reiche Weiße arbeitete, aber bei Nancy musste sie nicht so vorsichtig sein. Mit der Zeit hatten sie entdeckt, dass sie beide großes Interesse daran hatten, so wenig wie möglich mit Caroline Whitlock zu tun zu haben. Jetzt sah Hattie Nancy mit einem Blick an, der so viel wie „Machen Sie Scherze?“ lautete.
    „Vielleicht kann ich Tessa ihre Flasche geben, während ich esse, dann ist sie wach genug, um später eine gute Vorstellung zu geben“, sagte Nancy.
    Hattie sah sie zweifelnd an. „Gehen Sie ruhig duschen, dann füttere ich sie.“
    „Würden Sie das tun?“ Tessa zu füttern gehörte nicht zu den tausend Aufgaben, die Hattie zu erledigen hatte. Die Whitlocks hatten klargestellt, dass Nancy keine Hilfe erwarten dürfe, wenn es um Tessa ging. Das war ihre Strafe dafür, dass Nancy ihren Sohn geheiratet hatte. Das und die Tatsache,mit ihnen in dieser freudlosen Georgianischen Villa am James River zu leben, während Billy seinen Abschluss in Charlottesville machte.
    „Gehen Sie ruhig, und nehmen Sie den Keks mit, falls sie hereinkommt“, ermunterte Hattie sie.
    Einige Minuten später kam Nancy zurück, wach, ordentlich angezogen in einem dieser langweiligen geblümten Hemdblusenkleider, die ihre Schwiegermutter ihr ausgesucht hatte. Tessa lag protestierend in Hatties Arm und war über ihre Situation offensichtlich sehr unglücklich.
    „Komm mal her, mein Schatz.“ Nancy nahm ihre Tochter, und Hattie war froh, ihre kleine Last losgeworden zu sein.
    „Sie ist nicht froh darüber, dass sie geweckt wurde“, stellte Hattie fest. „Kein bisschen.“
    Nancy schnitt eine Grimasse. „Sie hätte noch weiterschlafen sollen und sollte nicht gezwungen werden, ihrer Großmutter zu gefallen.“
    „Mrs. Whitlock senior sagt, dass ein Baby sich an feste Zeiten gewöhnen muss, und es sei Ihre Aufgabe, Mrs. Whitlock, dafür zu sorgen.“
    Nancy sah Hattie kurz an. Auch in ihrem Gesicht war Müdigkeit zu lesen. Die beiden Frauen lächelten sich verschwörerisch zu. „Ich habe keine Ahnung, wie Billy es geschafft hat, so nett zu werden“, flüsterte Nancy.
    „Der junge Mr. Whitlock wurde von meiner Mama erzogen, deswegen ist er so. Seine eigene Mutter war zu beschäftigt mit anderen Dingen.“
    Nancy war überrascht. „Ihre Mutter?“
    „Das Familiengeschäft.“
    Nancy kicherte. „Ihre Mutter hat ihre Aufgabe gut gemacht, finden Sie nicht auch?“
    „Mama hatte selbst acht Kinder. Danach hätte sie ihn mit einem kleinen Finger erziehen können.“
    Hattie ging fort, und Nancy tat es leid, dass sie nicht länger Zeit für einen Plausch hatte. Hattie war ihre einzige Freundin in Richmond.
    „Guten Morgen, Teresa Michelle“, gurrte Nancy, „dudden, dudden Morgen …“ Sie rieb ihre Nase an der weichen Wange ihrer Tochter.
    Tessa antwortete mit Gebrabbel, während sie mit ihren kleinen Händen auf das Gesicht ihrer Mutter einhieb. Wie immer spürte Nancy eine so große Liebe zu ihrem Kind, dass sie Angst hatte, ihr Herz würde

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