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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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haben?“
    Hattie hatte recht. Bisher kannten Carolines Freundinnen Nancy nicht. Was das anging, hätte sie drei Köpfe oder eine schlechte Gemütsverfassung haben können. Man konnte nicht wissen, was Caroline über sie erzählte. Vielleicht hatte Caroline ihre Freundinnen davon überzeugt, dass Nancy zu verwöhnt oder zu schlecht erzogen sei, um sich unten mit ihnen zu unterhalten.
    „Ich brauche eine Ausrede“, stellte Nancy fest, „um hinunterzugehen, wenn der Besuch da ist.“
    „Weihnachtskekse.“
    „Kekse?“
    „Das ist es, was ich gleich tun werde, wenn ich in die Küche gehe. Sie sagen einfach, Sie wollten helfen. Nun ziehen Sie sich einfach etwas Hübsches an und machen Ihr Gesicht fertig. Dann kommen Sie herunter und helfen mir, die Kekse zu verzieren. Und wenn diese Damen herkommen, dann gehen Sie raus, präsentieren ihnen das Blech und sagen, dass Sie sie nur für sie gemacht hätten.“
    Nancy war fasziniert von dieser Idee. „Hattie, haben Sie sich das gut überlegt?“
    „Natürlich habe ich mir das überlegt.“ Hattie zwinkerte ihr zu.
    Nancy kicherte. Sie wusste, dass Hattie sie mochte, aber sie wusste auch, dass der Plan der Haushaltshilfe nicht nur reine Nächstenliebe war. Hattie wollte, genau wie sie, Caroline Whitlock eins auswischen.
    Nancy zog ihren hübschesten Mohairpullover und einen karierten Wollrock an und schminkte sich sorgfältig das Gesicht. Sie zog Tessa ein rotes Samtkleid an und entschuldigte sich gleichzeitig bei ihrer Tochter dafür. In der Küche vergaß Tessa ihr Unglück über das unbequeme Kleid, als sie mit winzigen Schokoladenlinsen und Schaumküssen in ihrem Kinderstuhl spielte, während Nancy Plätzchen ausstach und sie mit farbiger Glasur und Schokoladenstreuseln dekorierte.
    Zehn Minuten nach eins wurde die Haustür aufgeschlossen, und man konnte die Stimmen von einigen Frauen hören.
    „Sie warten hier ein wenig“, warnte Hattie. Sie ging zum Schrank und nahm ein poliertes Silbertablett heraus, auf das sie eine weiße Spitzendecke legte. Dann gab sie Nancy das Tablett, damit sie die Kekse darauf arrangieren konnte.
    Nancy suchte die hübschesten aus und legte sie darauf. Das Tablett war gerade so groß, dass sie es mit einer Hand balancieren und Tessa auf der anderen Seite tragen konnte. Sobald sie alles fertig hatte, nahm sie das Baby aus dem Stuhl und bürstete die Krümel vom Kleidchen.
    „Ich glaube, es kann losgehen“, sagte sie.
    „Ich komme gleich mit Kaffee und Glühwein nach. Sie glauben gar nicht, wie viel diese Ladys trinken können.“
    Nancy grinste. „Wünschen Sie mir Glück.“
    „Das brauchen Sie gar nicht. Sie werden es schon hinbekommen.“
    Nancy atmete einmal tief ein und ging mit Tessa und demTablett aus der Küche.
    Sie folgte den Stimmen aus dem Salon. Hattie hatte gesagt, es sollten ungefähr zehn Frauen zu Gast sein, aber es war nur ein halbes Dutzend im Raum. Nancy fragte sich, ob die anderen vielleicht später kommen würden. Die Köpfe drehten sich nach ihr um, als sie mit dem Baby durch die Tür kam, nur Caroline saß mit dem Rücken zu ihr. Dann stand eine Frau lächelnd auf. Sie hatte graues Haar und breite, eckige Schultern.
    „Nun seht euch nur dieses süße kleine Mädchen an! Und wir hatten uns schon so auf sie gefreut!“
    Nancy strahlte. „Und ich hatte gehofft, sie Ihnen vorstellen zu können.“
    Die Frau streckte ihre Arme aus, um Tessa nehmen zu können, und dabei leuchteten ihre Augen vor Freude. Nancy hatte einen guten Instinkt. Sie wusste, wenn sie dieser Frau Tessa geben würde, hätte sie sich eine Freundin fürs ganze Leben geschaffen. Und da Tessa keine Angst vor Fremden hatte, war das kleine Mädchen wahrscheinlich sogar glücklich darüber, die Knöpfe und Ketten von jemand Neuem erforschen zu dürfen.
    Nancy kam der Frau ein wenig entgegen. Tessa suchte sich genau diesen Moment aus, um ihren Blick von der Frau wieder auf das Kekstablett zu lenken, das Nancy in der anderen Hand hielt. Für einen kurzen Augenblick kam Nancy aus dem Gleichgewicht, und es ließ sich nicht ändern, aber Tessa griff nach dem Tablett, kippte es ein wenig, und alle Kekse rieselten auf den Teppich. Sie lösten sich in Hunderte von verzierten Krümeln auf. Sofort gab es eine Unruhe, die Damen rannten umher und beruhigten Nancy und Tessa mit freundlichen Worten. Sie sammelten die Kekse auf, oder das, was von ihnen noch übrig geblieben war. Die Dame mit den silbernen Haaren nahm Tessa auf ihren Arm. Nancy entschuldigtesich

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