Sommer der Entscheidung
kleinlaut und half, die Kekse aufzulesen.
„Das tut mir leid. Aber wir haben noch viel mehr gemacht. Ich mache das hier sauber und hole ein neues Tablett.“
Inmitten der Sympathiebezeigungen der Damen ging die Haustür noch einmal auf, und Nancy wurde bewusst, dass jetzt noch mehr Freundinnen ihrer Schwiegermutter Zeugen ihrer Ungeschicklichkeit wurden. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter.
„Machen Sie sich keine Sorgen, meine Liebe“, sagte eine Frau mit glatten schwarzen Haaren und einer silbernen Brille. „Ich war ganz erstaunt darüber, dass Sie es geschafft haben, mit dem Kind und den Keksen hier hereinzukommen. Sie haben eine bewundernswerte Koordination. Spielen Sie Tennis?“
„Ich würde es gern lernen.“
„Dann müssen Sie einmal zu uns in den Club kommen. Ich werde es Ihnen zeigen. Ich liebe Tennisspielen!“
Jemand anderes nahm Nancy beim Ellenbogen und brachte sie wieder ins Gleichgewicht. Alle Frauen lachten und versuchten, sie zu beschwichtigen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sich Nancy nicht wie eine Fremde in diesem Haus.
Dann hörte sie eine bekannte Stimme. „Ich dachte, du wolltest das Baby heute Nachmittag hinlegen, Nancy.“
Nancys Wangen fingen an zu glühen. Sie sah ihre Schwiegermutter an. „Es tut mir leid, aber sie hat schon geschlafen. Leider hat sie heute Nacht die meiste Zeit wach gelegen.“
„Oh, bekommt sie gerade Zähne?“, fragte eine der Frauen. Sie hatte für Tessa Grimassen gezogen, und das Baby freute sich und klatschte vor Begeisterung in die Hände. „Ich verstehe immer nicht, warum Babys nicht gleich mit Zähnen auf die Welt kommen. Es wäre so viel zivilisierter.“
Die anderen Frauen lachten, aber ihr Lachen erstarb, alsCaroline näher kam.
„Ein Baby braucht Routine“, sagte sie. „Das habe ich dir schon einmal gesagt.“
Nancy fühlte, wie sie zurückwich, aber etwas in ihr weigerte sich, nachzugeben. Sie lächelte grimmig. „Ich fürchte, jemand hat vergessen, das Tessa zu sagen, Mrs. Whitlock. Sie scheint ihren eigenen Willen zu haben.“
„Nun, Babys lernen von den Menschen, die sich um sie kümmern, nicht wahr?“
Es war still im Raum. Nancy wägte ihre Chancen ab. Es sah nicht gut für sie aus.
Sie seufzte. „Tja, ich hoffe nur, Tessa lernt, für ihre Bedürfnisse einzustehen, gleichgültig, von wem sie etwas lernt. Und heute Morgen hatte ich den Eindruck, dass das, was sie am nötigsten brauchte, Schlaf war. Aber ich nehme sie natürlich gerne wieder mit hoch, falls wir dich stören sollten.“
„Sie mit hoch nehmen?“, fragte die Frau mit den schwarzen Haaren. „Das kommt gar nicht infrage, meine Liebe. Wir haben sie doch gerade erst kennengelernt. Und ich spüre, dass wir eine weitere Nachwuchs-Tennisspielerin in unserer Mitte haben. Sehen Sie sich nur an, wie sie den rechten Arm bewegt …“
„Ich möchte, dass du sie jetzt in ihr Zimmer bringst und sie ins Bett legst“, sagte Caroline zu Nancy. „Hattie wird uns neue Kekse bringen. Du kannst uns ein anderes Mal besuchen, wenn es passt.“
Nancys Augenlider zuckten. Nie war sie so erniedrigt worden, noch nicht einmal, als sie auf dem Seitenstreifen einer Straße stand und Billy sagte, dass sie von ihm schwanger sei.
„Ich fürchte, Nancy wird in der nächsten Zeit niemanden in Richmond besuchen“, sagte eine männliche Stimme.
Nancy öffnete die Augen und drehte sich um. Ihr Ehemann stand im Türrahmen.
„Nancy wird mit mir nach Charlottesville ziehen“, sagte Billy.
Nancy hatte ihn noch nie zuvor so wütend gesehen. Auch als sie ihm gerade gesagt hatte, dass sie schwanger sei, hatte er sich nicht so sehr aufgeregt. Die Haut um seine Lippen herum war bleich, und ein Muskel in seiner Wange zuckte. Er ging auf sie zu und küsste sie auf die Wange, dann streckte er die Arme nach Tessa aus. Die silberhaarige Frau gab ihm seine Tochter umgehend.
„Ladys, wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden? Nancy und ich haben noch einiges zu besprechen.“ Indem er Tessa auf seiner Hüfte balancierte, so wie es zuvor Nancy getan hatte, legte er seinen freien Arm um seine Frau und zog sie an sich heran. Er küsste ihr Haar als Zeichen seiner Zuneigung. Dann, als sie neben ihm stand, ging er mit ihr und Tessa aus dem Zimmer.
Caroline folgte ihnen, sprach aber erst, als sie im Flur im oberen Stockwerk waren und ihre Freundinnen sie nicht mehr hören konnten.
„Wie kannst du es wagen, mir eine solche Szene vor meinen Freundinnen zu machen, William?“,
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