Sommer der Entscheidung
von den beiden?“
„Deine Großmutter.“
„Mom scheint sich fest vorgenommen zu haben, sich zu amüsieren.“ Tessa schaute ihn kurz an und verzog das Gesicht. „Wenn es nicht so widersprüchlich wäre, würde ich sagen, dass ich mir um sie Sorgen mache.“
„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie so …“, Mack suchte nach dem richtigen Wort, „… zufrieden war?“
„Es ist seltsam, nicht wahr, weil ich das Gefühl habe, dass sie und mein Vater sich trennen werden.“
„Deine Eltern wollen sich scheiden lassen?“
Sie hörte auf, mit dem Tortendeckel zu hantieren. „Du hast bestimmt gedacht, wir würden sie darin schlagen, oder? Davon war ich auch ausgegangen.“
„Ist das eine Ankündigung, Tessa?“
„Ich weiß nicht, was es ist. Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Tag auf Treibsand gehe. Ich scheine gerade nicht in der Lage zu sein, zu wissen, wer wer ist.“
„Schließt du dich da mit ein?“
„Ja, vor allen Dingen mich eingeschlossen.“ Sie sah ihn wieder an. „Oder dich, Mack. Du bist so weit von mir entfernt, dass ich noch nicht einmal sicher bin, ob ich dich noch sehen kann, geschweige denn erkennen.“
„Was ist mit deinen Eltern?“
„Sie haben geheiratet, weil Mom schwanger wurde. Sie sind zusammengeblieben, weil es so einfacher war, mich großzuziehen. Und aus irgendwelchen Gründen sind sie zusammengeblieben, als ich schon ausgezogen war. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es selbst wissen, warum es so war. Ich jedenfalls verstehe es nicht.“
„Möchtest du, dass jeder von ihnen seinen eigenen Weg geht?“
Sie schüttelte den Kopf. „Das ist das Verrückte. Wir sind alle erwachsen, aber ich möchte, dass sie zusammenbleiben. Ich fühle mich wieder wie ein kleines Mädchen.“
„Für mich hört sich das nicht verrückt an.“ Er machte einen Schritt auf sie zu, aber er berührte sie nicht. Er wusste, dass er eine erneute Zurückweisung seiner Berührung nicht ertragen würde.
„Ich habe es nicht in der Hand, nicht wahr? Aber es gibt so viele Dinge, über die ich keine Kontrolle habe.“ Mack erkannte, dass sie das störte.
„Aber über andere Dinge hast du Kontrolle.“ Mack zwängte sich an ihr vorbei und nahm den Kuchen von der Arbeitsfläche. „Wie heute Abend, zum Beispiel. Wir könnten einfach Spaß haben. Keine Verpflichtungen, keine Erwartungen. Nicht darüber nachdenken, was wir eh nicht ändern können. So viel können wir kontrollieren, oder?“
„Das wäre schön.“
Mack war überrascht, zeigte es aber nicht. „Dann ist es jetzt beschlossene Sache.“
„Mack, wir müssen noch über etwas reden …“
Er nickte in die Richtung der Tür. „Sollen wir es beim Gehen besprechen?“
„Willst du den Kuchen tragen?“
„Ich bin bereit, die Last mitzutragen.“
„Okay.“
Sie gingen schweigend aus dem Haus. „Ich habe gestern das Haus von Owens beobachtet“, hob Tessa an, als sie auf der Straße waren, „und es gibt etwas, das du wissen solltest.“
Mack war enttäuscht, dass Robert Owens das Thema war. Aber er selbst hatte ein Interesse, über ihn zu sprechen. Jedenfalls sah es so aus, als müsse er allmählich handeln.
„Wenn du ihn dabei erwischt hast, dass er etwas Illegales gemacht hat, dann wäre er jetzt schon im Gefängnis“, sagte Mack.
„Vielleicht war es nicht rechtens. Ich nehme an, dass er nicht in Bars gehen darf.“
Mack nahm die Torte in die andere Hand. „Hast du ihn gesehen?“
Tessa schwieg eine Weile, als müsse sie an der Antwort würgen. „Ich sah, wie er mit seinen Freunden das Haus verließ. Ich bin ihnen gefolgt, aber hatte nicht vor, aus dem Auto auszusteigen und wieder in Fenster hineinzuspähen. Ich habe es dir versprochen, dass ich nichts Gesetzeswidriges tun würde.“
„Und?“
„Sie sind in eine Bar gegangen, wo die Leute hingehen, um sich Sportübertragungen anzuschauen, so ein Ding, wo es Billardtische und kleine Gerichte gibt. Sie liegt in der Straße, in der er wohnt. Als sie weg waren, ging ich hinein und sprach mit dem Mädchen, das sie bedient hatte.“
„Und?“, wiederholte Mack.
„Alle von ihnen haben Alkohol getrunken, außer Robert. Sie sagte mir, dass er besonders Wert darauf legte, eine Cola zu bestellen, obwohl ihn die anderen deswegen auslachten.“
Mack fühlte Erleichterung. Nicht nur, weil Owens sich korrekt benahm, sondern weil Tessa keine Gelegenheit dazu gehabt hatte, Vergeltung zu üben, obwohl sie es sich so sehr wünschte.
„Wie geht es dir jetzt damit?“,
Weitere Kostenlose Bücher