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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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mit Erstaunen, dass sie von seinen Worten nicht überrascht war. Sie war noch nicht einmal ein wenig durch sie beruhigt. Sie fühlte nichts außer ein wenig Erleichterung darüber, dass sie das ausgesprochen hatte, was sie so lange beschäftigt hatte.
    Weil sie es ganz tief in ihrem Inneren, unter all diesen Schichten und über all diese Jahre hindurch, schon wusste. Sie war sensibler und klüger, als sie sich selbst eingestanden hatte. Ja, nun, fast am Ende ihrer besten Jahre, geriet ihr Glaube an diesen Mann und an sich selbst ins Wanken. Ihre Gewohnheiten, die sie im Laufe ihres Lebens entwickelt hatte, machten sie traurig und verwirrten sie.
    Aber hatte sie nicht die ganze Zeit gewusst, dass Billy sie liebte? Trotz ihrer Ängste und Fehler, trotz seiner Unfähigkeit, ihr seine Gefühle zu zeigen? Trotz ihrer eigenen Unfähigkeit, ehrlich darüber zu sprechen, wie sie wirklich fühlte? Hatte sie nicht schon längst gewusst, dass ihre Liebe größer wurde und dass sie fortdauern würde? War das nicht der Grund, warum sie mit ihm verheiratet geblieben war? Weil sie es trotz all seiner Fehler, seiner Unzulänglichkeiten, trotz allem gewusst hatte?
    „Weißt du, du hast mich sicherlich lange darauf warten lassen, das zu hören“, sagte sie. „Du hast in der Tat vieles gutzumachen.“
    Er zog sie zu sich heran. „Ich werde langsam alt, Nancy. Wenn ich etwas gutzumachen habe, dann muss ich wohl allmählich loslegen.“
    „Es gibt ein niedliches kleines Gasthaus in der Nähe von Woodstock. Ich frage mich, ob sie ausgebucht sind.“
    „Ich habe mein Mobiltelefon hier.“
    „Und ich habe selbstverständlich die Nummer dabei“, sagte Nancy, bevor er sie küsste.
    Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012

30. KAPITEL
    T essa sah Nancy dabei zu, wie sie auf die Auffahrt einbog. Wie immer war sie zu schnell, aber mittlerweile hatte sie Übung darin. Sie überfuhr nicht die verblühten Lilien, und sie vermied die schlimmsten Schlaglöcher. Nancy schaltete den Motor ab und sprang aus dem Auto. Sie trug die gleiche Kleidung wie am Tag zuvor und beeilte sich wie ein Kind, das sich auf Geschenke unter einem Weihnachtsbaum stürzt.
    „Du bist aber früh wach“, rief sie, bevor sie die Hälfte des Weges zur Veranda hinter sich hatte.
    Die Sonne war kaum aufgegangen, und Tessa war überrascht, ihre Mutter zu sehen. Sie wusste nicht, was zwischen ihren Eltern vorgefallen war, aber sie hatte gehofft, sie würde ihren Vater nun häufiger sehen. „Wo ist Daddy?“
    „Er ist auf dem Weg zurück nach Richmond. Er fliegt heute Nachmittag nach Boston, und er musste früher zurück, um zu packen. Er lässt sich entschuldigen.“
    Tessa wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihre Mutter sah so glücklich aus, dass Tessa fast von ihrem Strahlen geblendet wurde. „Ich war gerade unterwegs zu Grams Zaun. Ich habe gestern einige neue Nistkästen gekauft, und ich versuche sie anzubringen, solange es noch so kühl ist.“ Sie hielt eine Plastiktüte in die Höhe. Eine zweite stand neben ihr auf dem Boden der Veranda.
    „Soll ich dir helfen?“
    Einen Moment lang wusste Tessa nicht, was sie sagen sollte. „Du wanderst doch nicht gern, und die Kästen sind ziemlich weit draußen.“
    „Tessa, ich bin hier aufgewachsen, erinnerst du dich? Ich weiß, wo die Kästen hingehören.“
    „Entschuldige, ja, natürlich.“
    „Ich könnte einen Spaziergang gebrauchen. Ich kann dir tragen helfen. Ich gehe nur kurz rauf und ziehe mir bessere Schuhe an.“
    Tessa hielt Nancy die zweite Tüte hin, als sie ein paar Minuten später in kurzen Hosen und Turnschuhen herunterkam.
    Sie waren schon fast am Teich angekommen, als Tessa endlich die Frage stellte, die sie schon seit einiger Zeit in ihren Gedanken kreisen ließ. „Okay, was ist geschehen?“
    Nancy lachte. „Ist das alles? Ich hätte gedacht, du würdest dir bei der Formulierung etwas mehr Mühe geben.“
    „Erst redest du nicht mehr mit Daddy, und in der nächsten Minute verbringt ihr die Nacht zusammen in einem Hotel.“
    „Man kann es wohl kaum ein Hotel nennen. Es war ein Gasthof. Und was für ein schöner! Ich kann ihn dir wirklich empfehlen. Ich gebe dir die Visitenkarte.“
    „Ich brauche keine Karte, ich will eine Erklärung.“ „Ach übrigens, du bist meine Tochter, nicht meine Mutter. Außerdem würde ich ihr auch nicht alles erzählen.“
    „Ich will auch gar nicht alles wissen. Ich will nur, dass meine Ängste ausgeräumt werden.“
    „Schätzchen, sehe

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