Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
einfach nur, dass sie glücklich ist“, fuhr Nancy fort. „Ich hoffe, sie freut sich. Falls nicht, werde ich vermutlich den Rest meines Lebens damit verbringen müssen, mich zu entschuldigen. Aber das glaube ich eigentlich nicht.“
    „Warum erzählst du mir nicht, was du geplant hast?“
    Sie überlegte. Sie war kurz davor, Billy zu erklären, dass das nicht nötig sei, aber dann fiel ihr auf, dass dies die alte Nancy war, die so etwas sagen würde. Die alte Nancy las in Billys Gedanken. Sie sprach für ihn, überlegte, was ihm am meisten Freude bereiten würde, versuchte ihm alles recht zu machen, gleichgültig, wie viel es sie kostete – und meistens ging es dabei nicht um die finanziellen Kosten, sondern um ihre Kraft.
    „Gern“, sagte sie. „Wir können gleich hier anfangen.“ Sie deutete auf die Bäume. „Wir werden einige Quilts hier draußen aufhängen. Es ist so eine hübsche Gegend, und das wollen wir ausnutzen. Wir hängen die Quilts auf Wäscheleinen zwischen die Bäume. Da drüben“, sie deutete mit der Hand, „werden wir hölzerne Leitern aufstellen und sie mit Leisten verbinden, an die wir dann die Quilts hängen. Wir werden alles dann noch ein bisschen dekorieren. Wir haben eine alte Saftpresse gefunden, in die tun wir einige Äpfel, die schon früh reif sind, dazu alte Apfelkisten, eine hölzerne Schubkarre, darauf legen wir einige Quilts. Dann stellen wir noch Blumentöpfe mit Pflanzen auf.“
    „Sehr rustikal und ländlich“, sagte Billy.
    Ihr stellten sich die Nackenhaare auf. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigte. „Ich zeige dir, was wir für drinnen geplant haben.“
    Sie führte ihn in den Gemeindesaal und zeigte ihm, wo genau die Ausstellungsstücke platziert werden sollten.
    „Wir haben Glück“, fügte sie hinzu. „Manchmal wird der Saal als Kunstgalerie genutzt. Siehst du das, was dort oben wie eine Stuhllehne aussieht? Wir werden Haken an die Quilts machen – natürlich ganz vorsichtig – und sie von den Leisten dort oben herunterhängen lassen. Sonst müssen wir nur ein oder zwei Kleinigkeiten ändern. Einige der Frauen sind jetzt dabei, das vorzubereiten.“
    „Helens Quilts werden sicherlich den Saal freundlicher machen.“
    Sie war wieder von Billy genervt. Pinkfarbene Flamingos und Neonreklamen würden diese Halle auch freundlicher machen. War es Billy überhaupt klar, wie herablassend er sich anhörte? Oder war sie nur dabei, etwas zu suchen, das sie an ihm kritisieren konnte, damit ihr das, was sich anschließen würde, leichterfiel?
    „Die Quilts haben den Leuten über die Jahre viel bedeutet“, sagte sie.
    „Manchmal sind es die kleinsten Dinge, die viel verändern.“
    Zorn stieg schon wieder in Nancy auf. „Klein? Mamas Decken sind nicht klein. Es kostet sie Stunden, einen Quilt zu nähen, auch die einfachen nehmen viel Zeit in Anspruch.“
    „Ich meinte, wenn man gerade eine schwere Zeit durchmacht, kann eine einfache Tat, die Zuneigung ausdrückt, wie einen Quilt zu verschenken, jemandem helfen, wieder an die Zukunft und an ein glücklicheres Leben zu glauben.“
    Diese Antwort rettete ihn. Er war dazu erzogen worden, taktvoll zu sein und sein gutes Benehmen zu zeigen, Dinge zu sagen, die die Menschen, mit denen er es zu tun hatte, hören wollten. Er hatte eine abwertende Bemerkung in einen Psalm verwandelt. Sie glaubte Billy kein Wort.
    „Ich werde dir den Rest zeigen. Die Mitglieder des Kirchenvorstandes haben entschieden, dass es nicht unangemessen sei, auch den Altarraum zu nutzen, also haben wir Quilts ausgewählt, die vom Muster her dorthin passen. Crown of Thorns, das Muster, das die Dornenkrone darstellt, Tree of Life, der Lebensbaum, Job’s Troubles, Hiobs Kummer.“
    Billy schaute kurz in den Altarraum, und dann nickte er zustimmend. „Es gibt nichts, was einen so schnell wieder an die guten alten Zeiten erinnert wie eine Kapelle auf dem Lande.“
    „Hier ist nichts ländlich oder einfach“, antworte sie ihm eisig.
    Er nahm sie beim Arm. „Was ist eigentlich los?“
    Sie schüttelte seine Hand ab. „Ich bin es einfach leid, mir deine herablassende Art weiter anzuhören, Billy. Das hier ist kein Zeitvertreib für niedliche kleine Mädchen vom Lande. Hier geht es um alles, was meiner Mutter wichtig ist, um das, was alles in ihr steckt, darum, wie dir das Leben alles raubenkann, woran dein Herz hängt, und du trotzdem noch weitermachen kannst und außerdem etwas Wunderschönes erschaffst.“
    Er starrte sie an. „Ich

Weitere Kostenlose Bücher