Sommer der Entscheidung
krummzunehmen. „Nein, Ma’am. Er sagte mir, ‚Cissy, bring du diese Pfirsiche rüber zu Mrs. Henry‘. Und dann sagte er …“, sie hielt inne. „Ich glaube, dass ist alles, was er gesagt hat.“
„Ha! Ich wette, er hat dir noch etwas gesagt. Gibt mir jedes Jahr eine Kiste, nur weil ich meine eigenen Bäume nichtmehr sprühe und keine guten Pfirsiche mehr ernten kann. Ich weiß, dass er etwas von mir will.“
Tessa verstand jetzt besser, warum ihre Großmutter diesen Widerwillen gegen die Claibornes hatte. Die Geschichte, wie Helen ihren zukünftigen Ehemann kennengelernt hatte, trug ein Übriges dazu bei. „Gram, ist Ron Claiborne zufällig der Sohn von Gus Claiborne? Bist du deshalb so unhöflich zu ihm?“
„Gus Claiborne hatte nie einen Sohn. Ron ist der Sohn seines Cousins. Nach dem Krieg ging Gus nach Kalifornien und kam nie zurück. War ich froh, als ich ihn damals los war. Die Cousins zogen in das Haus, als Sammy gestorben war.“
„Dann hast du also etwas gegen Ron Claibornes Vater?“ Helen grummelte etwas.
„Dann hast du also eigentlich keinen Grund, Ron Claiborne nicht zu mögen?“, fragte Tessa. „Wenn ich mich nicht täusche, sind Mom und ich entfernte Verwandte von ihm.“
„Keiner der Claibornes hat meinen Fate so gut behandelt, wie er es verdient hätte.“
„Mr. Claiborne hat die hier selbst gepflückt“, sagte Cissy. „Er wollte, dass Sie die schönsten bekommen, auch wenn es nicht viele sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dafür etwas zurückhaben will. Er hat doch alles, was er braucht.“
„Wahrscheinlich will er mein Land. Denkt sich, wenn er schöntut, dann wird Tessa ihm vielleicht etwas Land verkaufen, wenn ich erst einmal nicht mehr da bin.“
Cissy schüttelte den Kopf. „Ich will nicht mit Ihnen streiten, Miss Henry, aber die Wahrheit ist, dass ich gehört habe, wie er Zeke sagte, er pachtet schon zu viel Land im Moment. Er hat nicht genug Geld, um genügend darauf zu pflanzen, oder ausreichend Vieh, das darauf weidet. Er hat Angst, dass er in der nächsten Zeit etwas verkaufen muss, um den Kopf über Wasser zu behalten. Viele Leute aus der Stadt würdenhier gern Land kaufen, um ein Sommerhaus zu bauen.“
„Tja, da haben wir noch einen Grund, warum ich den Mann nicht leiden kann“, sagte Helen. „Er wird Ärger bekommen, wenn er kleine Stückchen Land an Bauunternehmen verkauft. Das garantiere ich euch. Wir brauchen hier keine Senatoren aus der Stadt, die am Wochenende Farmer spielen wollen. Die brauchen wir hier sicherlich nicht.“
„So etwas Ähnliches sagt er auch.“
Tessa versuchte, die Diskussion über die Stärken und Schwächen von Ron Claiborne abzukürzen. „Im Moment muss in unserer Wirtschaft jeder etwas einstecken. Wir werden die Pfirsiche genießen, Cissy. Nett von dir, dass du sie vorbeigebracht hast.“
„Habe ich gern gemacht. Ich komme auch nicht viel weiter in diesem alten Wagen. Alle zwei Meilen oder so fängt er an zu qualmen.“ Sie stand still und umschlang ihren riesigen Bauch mit den Armen. Tessa fiel plötzlich ein, dass Cissy darauf wartete, dass sie sie einlud, sich hinzusetzen.
Es war Helen, die es ansprach. „Na, nimm das Gewicht von deinen Füßen, Mädchen, und setz dich. Tessa bringt uns Tee.“
„Das wäre sehr nett.“ Cissy sah sich auf der Veranda nach einer Sitzgelegenheit um. Sie zog einen alten Metallstuhl mit einem abgenutzten Kissen zu sich heran und ließ sich vorsichtig darauf nieder.
Tessa, die wusste, dass Tee zu holen ein indirekter Befehl war, ging in die Küche. Als sie mit einem Tablett zurückkam, hielt Helen dem Mädchen einen Vortrag, alles inklusive, auch dem drohenden Zeigefinger.
„Du musst ihn planen und dabei sehr sorgfältig sein“, sagte Helen und ignorierte Tessa völlig. „Du kannst nicht einfach so anfangen, Stoff zerschneiden und losnähen, wie dir der Schnabel gewachsen ist.“
Cissy sah nicht so aus, als sei sie erstaunt oder böse. „Ich weiß bloß nicht, wie ich es anstellen soll. Ich habe mir ge dacht, ich fange erst einmal an, bevor ich nie anfangen werde.“
Tessa stellte das Tablett neben ihre Großmutter und sah dann, worum sich die Diskussion drehte: Auf Cissys Schoß war ein quadratisches Stück Stoff ausgebreitet. Wenigstens sollte es wohl ein Quadrat werden. Die eine Seite war länger als die andere. Es bestand aus vier ungleichmäßigen Flicken in unterschiedlichen Goldnuancen.
Helen hob es hoch und drehte es auf die Rückseite, während Tessa
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