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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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hast?“
    „Genug, Fräulein. Das ist alles, was du zu wissen brauchst.“
    „Und du bist sicher, dass du es in drei verschiedenen Dosen versteckt hast? Nicht mehr oder weniger?“, fragte Nancy.
    „Glaubst du vielleicht, ich wüsste nicht mehr, wie vieleich vergraben habe?“
    Nancys Geduld war zu Ende. „Ja, in der Tat, genau das denke ich. Du weißt nicht, wo du die Büchsen vergraben hast, das hast du bereits zugegeben. Und du bist nicht darauf gekommen, die Dosen irgendwo hinzutun, wo sie sicher sind. Nein, du musstest es dir ja auf die Rückseite einer Anzeige schreiben, die dir große Gewinne versprach.“
    „Glaubst du außerdem, dass ich es mir so leicht machen wollte, das Geld einfach zu verstecken, dass es jeder sofort finden könnte?“
    „Ich denke, das hier wäre leichter, wenn ihr beiden endlich aufhören würdet zu streiten“, sagte Tessa.
    „Wer hat außerdem behauptet, dass das hier einfach werden würde?“, fragte Helen. „Du bist diejenige, die meine Unterlagen weggeschmissen hat.“
    „Ich bin diejenige, die nicht wusste, dass meine Großmutter Schatzpläne für ihr ganzes Erspartes auf die Rückseite einer Postwurfsendung malt, die vier Jahre alt ist. Da hast du allerdings recht.“
    Es fiel Nancy auf, dass ihre Tochter sich mittlerweile auch irritiert anhörte. Sie hatten den ganzen Tag lang gearbeitet, und Tessa war es gelungen, Ordnung in die Papiere ihrer Großmutter zu bringen. Anstatt früh ins Bett zu gehen, waren sie nun dabei, in der schwülen Nacht Löcher zu graben.
    „Du hast nie gefragt“, sagte Helen.
    „Gram, danach würde kein normaler Mensch fragen.“
    „Du sagst also, ich wäre nicht normal?“
    Tessa hielt inne und stützte sich auf ihre Schaufel. „Das Ganze hier ist nicht normal. Du wusstest, dass wir aufräumen und einige Dinge wegwerfen würden. Warum hast du nicht schon früher etwas gesagt? Warum hast du die Pläne nicht in Sicherheit gebracht und sie in dein Zimmer gelegt?“
    „Wie konnte ich denn ahnen, dass du in meinen Privatunterlagenschnüffeln würdest?“
    „Das waren nicht deine Privatunterlagen. Es waren Postwurfsendungen. M…Ü…L–L!“
    Für einen langen Augenblick hörte man nur die Grillen zirpen und die Frösche quaken.
    „Na ja, jedenfalls brauchst du dich gar nicht so aufzuregen“, sagte Helen schließlich.
    Nancy hatte das Gefühl, ihre Mutter war verletzt. Sie selbst hatte einen Kloß im Hals, als wollte sie etwas sagen, aber es fiel ihr nichts ein.
    „Es tut mir leid.“ Tessa seufzte. „Das macht die Hitze.“
    „Ja, die verdammte Hitze“, sagte Nancy. „Das ist es.“
    „So, wie ihr euch verhalten habt, sah es so aus, als hätte ich das alles mit Absicht getan.“ Das klang nicht ärgerlich, Helen war besorgt und hörte sich verletzlich an.
    „Wir werden das Geld finden.“ Tessa begann wieder zu graben. „Wir haben noch den ganzen Sommer.“
    „Und was dann?“, fragte Helen. „Das alles werdet ihr gegen mich verwenden. Glaubt ihr, das wüsste ich nicht? Ich kann jetzt schon die Anwälte mit ihren Papieren rascheln hören. Ich sehe schon vor mir, wie der Richter den Kopf schüttelt und wie die kleinen Männer in ihren Kitteln kommen, um mich abzuholen.“
    Nancy konnte nicht anders. Sie musste kichern. „Kleine Männer in weißen Kitteln?“
    „Findest du das lustig, Nancy? Glaubst du, es ist für mich witzig zu wissen, dass ihr mich in ein Heim steckt, wo ich nicht hin will?“
    „Es gibt keine kleinen Männer in Kitteln, Mama. Und wenn es sie verdammt noch mal geben würde, könnten sie uns helfen zu graben. Wir sollten jeden bitten, uns zu helfen, der vorbeikommt.“
    „Fluch nicht.“
    „Verdammt. Verdammt. Verdammt!“
    Es gab wieder eine Pause, in der niemand sprach, und in der man nur die Frösche quaken hörte. Helen räusperte sich, sie hatte etwas im Hals. „Ich sagte, du sollst nicht fluchen.“ Sie räusperte sich noch einmal.
    „Ich bin viel zu alt, um mir von dir den Mund mit Seife waschen zu lassen.“
    Der Kloß in Helens Hals machte sich breiter, und plötzlich musste sie aus voller Kehle lachen.
    „Darauf würde ich nicht wetten, Mädchen! Ich bin immer noch doppelt so schwer wie du!“
    „Ihr beiden!“ Tessas Stimme hörte sich an, als würde sie lächeln. „Wie konntet ihr überhaupt die ganzen Jahre lang zusammenleben? Ihr müsst einander doch wahnsinnig gemacht haben.“
    In dem Moment fing es an zu regnen. Es gab weder einen Blitz noch Donner. In einem Augenblick war die Luft nur

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