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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Auto und fährst mich rüber zu den Claibornes, hörst du? Vielleicht war er noch nicht auf der Müllhalde.“
    Tessa wirkte ruhig. Nur ein kleiner strenger Zug um ihren Mund zeigte, dass sie nicht entspannt war. „Es tut mir leid, aber er wollte den Müll auf dem Weg nach Hause wegbringen. Er hatte eine alte Tiefkühltruhe auf dem Pick-up, die er auch entsorgen wollte.“
    Helen wollte es nicht glauben. „Dann fahren wir eben zur Mülldeponie.“
    „Sie schließt um vier Uhr, hat Zeke gesagt.“
    Helen hatte das gewusst, aber sie war im Augenblick zu aufgebracht, um sich daran zu erinnern.
    Nancy kam hinunter und stand im Türrahmen. „Mama, reiß dich zusammen, und sag uns, was los ist.“
    „Meine Pläne. Meine alten Pläne!“
    Tessa sah sie perplex an. „Gram, ich habe keine Stadtpläne fortgeworfen. Ich bin mir sicher. Aber wir können doch immer noch neue kaufen, wenn du welche brauchst. Ich …“
    „Still!“ Helen dachte scharf nach. Was wäre, wenn sie nach den Geschäftszeiten auf die Mülldeponie gehen würde?
    „Was dir auch immer Sorgen macht, du bist nicht allein“, sagte Nancy ruhig. „Dafür sind wir hier.“
    „Ihr seid hier, um alles durcheinanderzubringen! Glaubt ihr, ich bräuchte diese Sorte Hilfe? Alles … weg!“
    „Wir sortieren nur die wirklich nutzlosen Dinge aus, Gram“, sagte Tessa.
    „Das waren keine nutzlosen Dinge, das waren meine Pläne.“
    „Was für Pläne eigentlich?“ Nancy kam auf sie zu und legte ihre Hand auf Helens Schulter. „Worum geht es denn? Wir kriegen das schon wieder hin.“
    „Ja, natürlich kriegt ihr das schon wieder hin!“ Helen wurde jetzt bewusst, dass es nur noch eine Möglichkeit gab. „Zieht euch um, und macht euch fertig. Wir fahren auf die Müllhalde und suchen die Pläne. Und ein ‚Nein‘ akzeptiere ich nicht, also versucht es erst gar nicht.“
    „Keiner, wirklich keiner, vergräbt heutzutage noch Geld, Mama. Was hast du dir dabei gedacht?“ Nancy trat mit Wucht auf die Schaufel und merkte, wie der Boden darunter einige Zentimeter nachgab.
    Helen schaufelte auch, und einige Meter weiter war auch Tessa damit beschäftigt, Erde mit einer Schaufel auszuheben.
    „Ich dachte, es sei mein Geld und ich könnte damit machen, was ich wollte.“ Helen stemmte ihren Fuß im Rhythmus ihrer Worte auf die Schaufel.
    „Du hättest es anlegen können. Billy hätte dich beraten können, wo du es am besten hättest investieren sollen.“ Nancy traf eine Baumwurzel, das hier konnte also nicht die rechte Stelle sein. Sie ließ das Loch, das sie gegraben hatte, liegen und schaufelte die Erde, die sie ausgehoben hatte, wieder hinein. Halbherzig begann sie, sie platt zu treten.
    „Glaubst du, ich wüsste nicht, was alles passieren kann? Glaubst, ich habe nicht mitgekriegt, wie die Börse zusammenbrach und die Banken geschlossen wurden und Leute hier aus der Gegend alles verloren haben, was sie jemals besessen hatten? Wenigstens hatte meine Familie nicht viel Geld, was sie hätte verlieren können. Aber Mama bewahrte ihr bisschen Haushaltsgeld nirgendwo anders auf als hier, in der Erde.“
    Nancy ging einige Schritte weiter und begann dort, ein neues Loch zu graben. „Du hattest immer ein Bankkonto, als ich klein war. Du bist mit mir zur Bank gegangen, um für mich ein Sparbuch zu eröffnen.“
    „Damals waren das auch andere Zeiten. Die haben sich geändert. Ich weiß, worüber ich rede.“
    Nancy wusste, dass dies hier nur ein weiteres Beispiel dafür war, warum ihre Mutter nicht allein oder zumindest nicht allein in diesem Haus leben sollte. Sie hatte die Fähigkeit eingebüßt, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Jetzt schien es so, als habe sie auch all ihr Erspartes verloren.
    Die Dämmerung kam und ging, und nun war es schon fast stockdunkel. Sogar der Mond schien sich zurückgezogen zu haben, und die Sterne waren durch dicke Wolken verhüllt. Helen hatte darauf bestanden, dass sie mit dem Graben warten müssten, bis es dunkel wurde. Nichts, was Tessa und Nancy vorbrachten, konnte sie von ihrer Entscheidung abbringen. Sie wollte nicht, dass jemand sehen konnte, wo sie das Geld versteckt hatte.
    Dies war ein weiteres Beispiel dafür, dass sie nicht mehr rational dachte.
    „Versuch, dir die Mappe vor deinem inneren Auge vorzustellen“, riet Tessa.
    Helen stach mit der Schaufel tiefer in die Erde. „Wenn ich den Plan in meinem Kopf hätte, dann bräuchte ich ihn nicht auf Papier, oder?“
    „Weißt du, wie viel Geld du vergraben

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