Sommer der Entscheidung
sicher, dass Erin einmal erwähnt hatte, dass sie sehr gern thailändisch aß, und er hatte das Siam Palace spontan vorgeschlagen.
„Schön, Sie zu sehen, Mr. Mack.“ Frankie, der Besitzer, ehrte ihn mit einem Grinsen.
„Ich konnte es einfach nicht lassen“, versicherte Mack ihm. „Haben Sie einen Tisch für zwei Personen?“
„Kommt Mrs. Mack später?“
In dem Moment wusste Mack nicht, was er sagen sollte. Wieder fragte er sich, welches Schicksal ihn hierhergeführt hatte. „Nein, ein Geschäftsessen.“
Frankie führte ihn an einen Tisch am Fenster. Es gab wenig zu sehen außer dem Verkehr und dem Parkplatz, aber Mack war einverstanden, damit er nicht noch mehr Fragen beantworten musste.
Als die Bedienung die erste Bestellung aufnahm, wählte er Eistee und etwas von dem hervorragendem kanom jeeb , das zu Tessas Lieblingsgerichten zählte. Sie aß auf eine Art und Weise, auf die sie auch die anderen Dinge im Leben tat: gemäßigt, mit Grazie und konzentriertem Genuss. Die kleinen Klöße mit ihrer köstlichen scharfen Füllung waren genau das Richtige für sie.
Erin war immer noch nicht da, als sein Eistee kam. Auch als er schon das kanom jeeb vor sich auf dem Teller hatte, war von ihr noch nichts zu sehen. Er fragte sich, ob sie das Restaurant vielleicht nicht finden konnte, und war gerade dabei, nach seinem Mobiltelefon zu suchen, als sie durch die Tür kam. Sie trug Stretchjeans, ein leuchtend blaues, ärmelloses T-Shirt und darüber ein offenes, weißes Hemd. Siesah frisch und kühl aus, und er fragte sich, wie schnell Erin schmelzen würde, wenn er sie küsste.
Er stand auf, zwar nicht nervös, aber irritiert von diesem Gedanken. Es überraschte ihn nicht, dass er an Sex dachte. Tessa und er hatten seit Wochen nicht mehr miteinander geschlafen, und was davor geschehen war, war auch nicht der Rede wert. Tessa, die früher so empfindsam auf ihn reagierte, dass sie schon nach kurzem Vorspiel einen Höhepunkt hatte, hatte schon seit Monaten keinen Orgasmus gehabt. Sie war steif und unnachgiebig, wenn er sie berührte, und meistens, wenn sie miteinander im Bett waren, fühlte es sich eher wie eine Aufgabe an, die sie zu erledigen hatten, als etwas Schönes.
Er ging um den Tisch herum, nahm Erins Hand und küsste sie auf die Wange. Über ihre Schulter hinweg sah er, dass Frankie sie beobachtete. Mack fragte sich, ob er sich Frankies skeptischen Blick bloß einbildete.
„Es tut mir leid, dass ich so spät dran bin.“ Erin ließ sich von ihm den Stuhl zurechtrücken.
„Auf dem Weg gab es einen Unfall, und ich stand im Stau. Ich hatte Angst, du wärest vielleicht schon wieder gegangen. Ich habe dich nicht auf dem Handy erreicht.“
„Ich habe es heute Morgen wahrscheinlich aus Versehen zu Hause vergessen. Mach dir keine Gedanken, ich wusste, dass du kommst.“ Erin war wie Tessa sehr zuverlässig.
Sie schlug die Speisekarte auf, die Frankie auf ihren Platz gelegt hatte, und überflog sie flüchtig, bevor sie sie wieder auf den Tisch zurücklegte. „Also, wie geht es dir?“
„Ich arbeite zu viel.“
„Du siehst müde aus.“ Erin beugte sich vor. „Es ist ungewohnt für dich, wenn deine Frau nicht zu Hause ist, nicht wahr?“
„Nicht so seltsam, wie es sich anhört. Wenn sie nicht zuHause ist, ist sie halt nicht zu Hause.“
„Sie hat viel durchgemacht.“
Mack vermutete verschiedene Bedeutungen hinter dem, was ausgesprochen war. Vielleicht ist es noch zu früh, um aufzugeben. Ich will dich nicht, wenn du immer noch an deiner Frau hängst. Bist du sicher, Mack, dass du deiner Ehe nicht noch mehr Zeit geben willst? Weil ich auf dich warten werde .
Oder vielleicht hatte er den letzten Teil falsch verstanden, und eigentlich meinte Erin, dass sie nicht auf ihn warten würde, also sollte er es sich besser schnell überlegen.
„Der Tod eines Kindes ist das Schwierigste, was einer Ehe passieren kann.“ Erins Stimme war warm und mitfühlend, und er war sich sicher, dass auch noch etwas anderes mitschwang.
„Es kann gut sein, dass diese Ehe zu Ende ist“, sagte Mack und suchte nach Worten. „Am Ende dieses Sommers weiß ich mehr.“
Erin suchte auch nach den richtigen Worten. Die Unsicherheit klang in ihrer Stimme mit. „Mack, es ist leicht, wenn zwei Menschen sich sehr nahe sind, so wie wir über die letzten Jahre uns unsere Gefühle anvertraut haben. Da ist es nicht schwer, die Wärme, die wir füreinander empfinden, für etwas zu halten, was sie nicht ist.“
Er sah auf und
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