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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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die Wassermelone kauft und wer die Servietten mitbringt.“
    Er leugnete es nicht.
    „Hast du eine Affäre mit ihr?“, fragte Tessa schließlich.
    „Nein.“ Er machte eine Pause. Dann beschloss er, ihr die Wahrheit zu sagen. „Noch nicht.“
    Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht. „Dann habe ich das Gespräch an dieser Stelle unterbrochen? Die Klärung der Frage warum, wieso und wann?“
    „Nein.“
    „Sie ist sehr hübsch. Und ziemlich jung. Hat sie auch ein Kind verloren?“
    „Einen Bruder. Sie waren einander sehr nah.“
    „Was genau hält dich eigentlich zurück?“ Mack schwieg. „Ich habe vor einigen Tagen eine Nachricht von dem Rechtsanwalt von Robert Owens bekommen. Ich habe erst heute davon erfahren. Von seiner Sekretärin.“
    Damit hatte er nicht gerechnet. Einen Moment lang musste er sich an diesen Gedanken gewöhnen. „Von Owens’ Rechtsanwalt?“
    „Es war ein Anruf, um die Form zu wahren, reine Höflichkeit. Anscheinend hatte er versucht, dich in der Kanzlei zu erreichen, und Grace hat ihn nicht schnell genug durchgestellt,also rief uns die Sekretärin zu Hause an, aber der Anrufbeantworter war nicht angeschaltet.“
    Er hörte sich selbst zu, wie er sagte: „In der letzten Zeit waren zu viele lange Nachrichten von Rechtsreferenten auf dem Band. Ich dachte, wenn uns jemand dringend erreichen will, dann weiß er, wie.“
    „Es sieht so aus, als wüsste er, wie. Er hinterließ mir eine Nachricht bei Mütter gegen Alkohol am Steuer. Er wusste, dass ich mich dort engagiere.“
    „Was hat er gesagt?“
    „Er wird nächste Woche entlassen. Sie entlassen Robert Owens.“
    Die Emotionen, die ihr vorher nicht anzumerken gewesen waren, zeigten sich jetzt. Sie hatte Tränen in den Augen. Ihre Lippen bebten. „Nächste Woche“, wiederholte sie mit angestrengter Stimme. „Drei Jahre dafür, dass er unsere Tochter umgebracht hat. Nur drei dreckige Jahre.“
    Mack sog die Luft zwischen seinen Zähnen ein. Robert Owens war wegen Totschlags verurteilt worden. Als Kayley starb, war er neunzehn Jahre alt. Das Urteil hätte aus Gefängnis mit anschließender gemeinnütziger Arbeit oder bis zu vier Jahren Gefängnis in einer Erwachsenen-Vollzugsanstalt bestehen können. Owens wurde in ein besonderes Programm für jugendliche Verbrecher integriert und ins Jugendgefängnis St. Bride’s eingewiesen. Es umfasste vier Jahre intensive Rehabilitation. Bei guter Führung sollte er eineinhalb Jahre früher auf Bewährung entlassen werden.
    Aber Mack und Tessa war versprochen worden, dass Owens die ganzen vier Jahre absitzen würde und eine liberalere Auslegung dieses Urteils nicht infrage käme.
    Er sollte die vier Jahre und dann die Bewährung unter intensiver Betreuung ableisten. Sollte er sich auch nur eines weiteren Vergehens schuldig machen, würde er zurück insGefängnis wandern und noch die restliche Zeit seiner aufgeschobenen Haftstrafe, acht weitere Jahre, hinter Gittern verbringen.
    „Sein Verteidiger meinte, wir hätten ein Recht darauf, es zu wissen“, sagte Tessa. „Der Scheißkerl glaubt, wir sollten uns darauf gefasst machen.“
    „Was hat er sonst noch gesagt?“ Mack stellte fest, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte.
    „Dass Robert ein gutes Beispiel im Gefängnis abgegeben habe und dass er alle Auflagen erfüllt und noch darüber hinaus gearbeitet habe. Er sei nun ein Wiedergeborener Christ und kümmere sich um die jüngeren Mitglieder in seiner Anonymen-Alkoholiker-Gruppe. Dass er Reue zeige, dass er stabil sei und ein besseres Leben verdiene.“
    „Ich rede mit Richter Lutz.“
    Einen Augenblick lang sah Tessa verwundbar aus, ja sogar unsicher. Die Maske, die ihre Gefühle verbergen sollte, fiel. „Mack, wirst du … kannst du etwas machen in dieser Sache?“
    Er konnte nichts ändern, er wusste, dass es unmöglich war. Owens’ Entlassung war ganz klar ein fait accompli , aber er konnte es Tessa nicht sagen. Nicht wenn es irgendeine Möglichkeit gab, ihr noch etwas Hoffnung zu geben. „Ich kann es versuchen.“ Er nahm ihre Hände. Sie waren eiskalt, obwohl das Thermometer heute wieder fast 30 °C anzeigte. „Ich werde es versuchen. Aber ich will dir keine falschen Hoffnungen machen.“
    Er trat einen Schritt zurück, und Tessa ging um den Wagen herum, um die Fahrertür zu öffnen. Er sah ihr nach, als der Wagen vom Parkplatz fuhr.
    Vielleicht waren sie nur noch durch ihre Vergangenheit und durch ihre gemeinsamen Schmerzen verbunden. Ironischerweise kam ihm nun die

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