Sommer der Entscheidung
Pein, die sie teilten, in denSinn. Alles, was mit dem betrunkenen Mörder verbunden war, quälte Tessa und ihn jetzt. Konnte er es schaffen, ein weiteres Jahr lang zu verhindern, dass Owens frei herumlief?
Konnte und sollte Mack Tessa auch von seiner eigenen Anwesenheit befreien und sie verlassen?
Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012
12. KAPITEL
D er Himmel war dunkel, aber der Vollmond schien auf das Tal, als hätte eine göttliche Hand dafür gesorgt, dass Tessas Weg zu ihrer Großmutter erleuchtet war.
Tessa dachte, dass die ganze Welt heute ein einziges Zeichen sei. Alles war ein Symbol oder Signal, als sei sie selbst nicht mehr nur ein winziger Punkt in diesem Universum, sondern als würde sich alles um sie drehen. Im Laufe der Zeit verblasste der Gedanke ein wenig, und ihr Glaube daran, dass es einen Plan gab, der das Universum zusammenhielt, verschwand damit auch. Warum hatte sie nicht neben Kayley gestanden, als Owens mit seinem Wagen um die Ecke gerast war? Warum war sie nicht auch getötet worden?
Weil es ihre Aufgabe war, zu verhindern, dass er jemals wieder einen Menschen tötete.
Sie parkte ihren Wagen auf Helens Auffahrt, ohne bemerkt zu haben, dass sie von der Fitch Crossing abgebogen war. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, aber die wirbelten unkontrollierbar in ihrem Kopf durcheinander. Sie saß einen Moment lang ruhig da, atmete tief durch und versuchte, sich ein ruhiges blaues Meer vorzustellen. Aber alles, was vor ihrem inneren Auge erschien, war Robert Owens, der betrunken ihr kleines Mädchen anstarrte. So besoffen war er gewesen, dass er nicht mehr erkennen konnte, wo die Fahrbahn aufhörte und der Bürgersteig begann.
Sie schluchzte, und sie war nicht in der Lage, ihre Tränen zu bremsen. Sie legte ihre Arme um das Lenkrad und stützte den Kopf auf die Unterarme. Ihre Tränen waren wie Eindringlinge, sie wollte sie nicht und hatte sie nicht eingeladen, aber je mehr sie versuchte, sie zurückzuhalten, desto stärker musste sie weinen.
Sie war sich nicht sicher, wie viel Zeit verstrichen war, bis sie sich wieder im Griff hatte. Tessa war froh, dass es spät war und die anderen Frauen sicherlich schon ins Bett gegangen waren. Sie putzte sich die Nase, nahm die Tüten vom Siam Palace und dem Handarbeitsgeschäft und stieg aus dem Auto. Sie ging durch die Haustür, die Helen nie abschloss. Nancy regte sich darüber immer wieder auf. Wenn Helen zustimmte, würde Nancy ein Sicherheitssystem mit Bewegungsmeldern und Alarmsirenen einbauen lassen. Aber Helen war nicht bereit, die Welt, in der man Haustüren nicht abschließen musste und die Autoschlüssel im Zündschloss stecken ließ, hinter sich zu lassen. Sie vertrat die Meinung, dass, wenn sie die Türen abschließen musste, damit die Nachbarn nicht hineinkämen, dann könne man sie gleich in einen Sarg legen, ob tot oder lebendig.
Tessa ließ die Tür leise hinter sich ins Schloss fallen und trat in das Wohnzimmer. Dort im Dunkeln saß Helen und wartete auf sie.
„Was machst du hier?“ Tessa atmete schneller, als sie Helen sah.
„Ich glaube, ich wohne hier, oder?“ Helen machte die Lampe neben ihrem Sessel an. Sie verbreitete einen warmen goldenen Schein – Nancy hatte sie neu gekauft und die alte Lampe weggeworfen. Helen trug das Nachthemd und den Morgenmantel, die an dem Tag vom Dach geflogen waren, an dem Tessa angekommen war. „Und was schleichst du dich hier so herein? Willst du, dass ich eine Herzattacke bekomme?“
Tessa nahm an, dass ihre Großmutter einfach im Sessel eingeschlafen und gerade erst aufgewacht war. „Hast du auf mich gewartet?“
„Warum sollte ich das tun? Du bist erwachsen, oder? Du kannst kommen und gehen, wann du willst. Du brauchstauch nicht anzurufen, damit wir wissen, wo du bist.“
Tessa schämte sich. Sie war so mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass sie nicht daran gedacht hatte, dass ihre Mutter und Großmutter wahrscheinlich schon auf sie gewartet hatten. Heute Nacht drehte sich das Universum allein um Tessas Leben, aber Helen und Nancy hatten davon wahrscheinlich noch nichts mitgekriegt.
„Es tut mir leid.“ Tessa stellte die Taschen auf das Sofa, das einen neuen Bezug hatte. „Ich habe nicht daran gedacht, euch anzurufen. Das habe ich vergessen, ich hätte mich bei euch melden sollen.“
„Deine Mutter hat versucht, dich anzurufen, aber dein Telefon war abgeschaltet.“
Sie hatte es nach dem Gespräch mit Mack im Siam Palace abgestellt. Sie
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