Sommer der Liebe
verkauft, wäre toll«, sagte Sian vorsichtig, die nicht davon überzeugt war, ob ihr die Idee mit der Dinnerparty gefiel. War sie schon bereit, voll in das Dorfleben integriert zu werden? Sian zog zwanglose Treffen vor; sie hatte sich darüber gefreut, Jody kennenzulernen. Sie kletterte über einen Stuhl und schaute sich in einer Ecke der Scheune um. »Sehen Sie sich diesen Schrank an – perfekt für ein Kinderzimmer! Ich kann ihn mir schon vorstellen, mit Efeu bemalt, das sich daran emporrankt, und einer Reihe alter Babyspielsachen obendrauf.
»Das klingt schön«, meinte Fiona und blickte mit neuem Interesse auf den Schrank. »Vielleicht würde ich den gern behalten. Er gehörte meiner Tante.«
»Wie kommt es, dass man Ihnen so viele Möbel hinterlassen hat?«
»Ganz einfach«, meinte Fiona. »Immer wenn jemand starb oder die Leute nicht wussten, was sie mit einem Möbelstück anfangen sollten, sagten sie: ›Fiona lebt in einem großen Haus, sie hebt es für uns auf.‹ Aber niemand hat jemals wieder etwas abgeholt.«
»Ganz offensichtlich nicht«, erwiderte Sian und blickte auf die ungeheure Menge zusammengewürfelter Stücke, die die Scheune vom Boden bis zur Decke füllten. »Und jetzt stillen Sie bitte endlich meine Neugier und erzählen Sie mir von dieser Sache mit dem Internet-Dating.«
»Das ist alles Luellas Schuld!«, erklärte Fiona. »Sie hat mich auf einer Webseite angemeldet, wo man seine Freunde vorstellt. Natürlich hat sie mich um Erlaubnis gefragt, aber erst, nachdem sie alles in die Wege geleitet hatte.« Fiona schüttelte leicht den Kopf. »Ich glaube, was letztlich den Ausschlag gab, war, dass sie ein wirklich vorteilhaftes Foto von mir verwendet hat, das bei einem Besuch bei ihr aufgenommen wurde. Darauf lache ich und spiele mit ihrem Hund. Für eine reife Frau sehe ich darauf sehr gut aus. Als ich es sah, dachte ich: Warum nicht?«
Sian zögerte. »Ich würde Sie nicht als ›reif‹ bezeichnen. Ich meine – damit will ich natürlich nicht sagen, dass ich Sie für unreif halte. Sie sind eher wie meine Mutter: Sie tragen Jeans und flippigen Schmuck, und Sie sind lustig. ›Reif‹ klingt irgendwie … na ja, alt.«
»Lachen Sie nicht, aber ich fühle mich oft erst wie achtzehn.« Fiona runzelte die Stirn. »Und Gott weiß, was Angus dazu sagen würde, dass ich mich mit Männern treffe, die ich nur aus dem Internet kenne.«
»Ganz bestimmt ist alles, was Sie glücklich macht, für ihn in Ordnung und …«
»Ja, doch meine Jungs trauen meinem Geschmack, was Männer angeht, nicht. Wie hatten alle eine furchtbare Zeit, als ich meinen zweiten Mann heiratete.«
»Sie wollen ja gar nicht heiraten«, widersprach Sian, »sondern sich nur gut amüsieren.«
»Das war auch Luellas Meinung«, erwiderte Fiona lächelnd, während sie Sian aus der Scheune zu einer Bank im Hof führte. Rory spielte glücklich auf der Eisenbahn, und sie sahen ihm dabei zu.
»Und wie genau soll ich Ihnen mit dem Internet-Dating helfen?«, erkundigte sich Sian.
Fiona lachte. »Um ehrlich zu sein, tun Sie mir schon einen Gefallen, weil sie nicht vor Schreck in Ohnmacht fallen.«
»Aber das ist doch heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr«, gab Sian beruhigend zurück (nicht, dass eine einzige Person aus ihrem Bekanntenkreis das schon mal gemacht hätte). »Also, was genau ist meine Aufgabe?«
»Es geht um meine Sicherheit. Ich habe eine Verabredung, und jemand muss wissen, wo ich hingehe, mit wem ich zusammen bin und wann ich zurück sein sollte, so etwas.«
Obwohl sie sich erst am Tag zuvor kennengelernt hatten, war Sian überzeugt davon, dass Fiona mit jeder Situation fertig wurde, egal, wie gefährlich sie war, doch sie äußerte diesen Gedanken nicht. Sie würde Fiona, die sie auf jede erdenkliche Weise herzlich empfangen hatte, sehr gern helfen. »Kein Problem. Wohin gehen Sie denn?«
»Wir gehen auf eine Antiquitätenmesse. Ich hatte erwähnt, dass ich Antiquitäten mag, und er meinte, dass eine stattfindet, und schlug mir vor, mit ihm hinzugehen. Und da es nicht zu weit entfernt ist, habe ich zugestimmt.« Fiona zögerte. »Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt mit einem Mann ausgegangen bin.«
»Das klingt nach der perfekten ersten Verabredung.« Sian lächelte begeistert. Es musste nervenaufreibend sein, aber es war auch aufregend. Nur eine Sekunde lang fragte sie sich, ob in ihrem Leben nicht die Aufregung fehlte. Es war erfüllt und produktiv, doch nicht wirklich prickelnd. Und
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