Sommer der Liebe
Kindern. Emily sah Sian an und hob eine Augenbraue, als wollte sie sagen: »Hab ich’s doch gewusst! Du musst dir keine Sorgen machen.« Sian lächelte. Das alles war eine große Erleichterung für sie. Sie brauchte eine verlässliche Kinderbetreuung, in der Rory sich wirklich wohlfühlte, damit sie arbeiten konnte. Sie würde nur für die wenigen Aufträge bezahlt werden, die noch ausstanden, wenn sie es schaffte, diese rechtzeitig fertigzustellen. Zwar liebte sie diese Art des Gelderwerbs, aber es war auch eine unsichere Angelegenheit. Wenn Sian gerade nicht malte, musste sie sich um neue Aufträge bemühen. Sie hoffte, dass Fionas Freundin mit dem Laden sich als guter Kontakt erweisen würde. Aber zumindest Rory wirkte glücklich. Sian verabschiedete sich von Emily und winkte ihrem Sohn, der jetzt mit einem anderen kleinen Jungen mit einem Lastwagen spielte. Annabelle stand daneben und schien das Ganze zu überwachen.
Sian war leicht mit Farbe besprenkelt, als sie Rory ungefähr fünf Stunden später wieder abholte. Sie hatte richtig viel geschafft und nicht mal eine Mittagspause gemacht, weil sie so vertieft in ein besonders kompliziertes Design auf einem Kinderstuhl war.
Emily begrüßte sie und erzählte, dass die meisten Kinder sich draußen aufhielten.
»Es ist so schön, dass wir hier draußen so viel Platz zum Spielen haben«, sagte sie und führte Sian in den Garten. »Ich hoffe, dass ich demnächst noch mehr Geräte zum Klettern anschaffen kann, aber es ist ein guter Anfang.« Es gab ein kleines Planschbecken, einen Sandkasten und ein Klettergerüst.
»Wichtig ist nur, dass sie Platz haben, um sich zu bewegen«, erwiderte Sian. »Und davon hast du jede Menge.«
»Das ist wahr«, sagte Emily, »und heute ist das Wetter auch so gut, dass wir es genießen konnten.«
Alle Kinder – und es schienen wirklich viele zu sein – trugen Baseballkappen mit dem Schirm nach hinten, um ihren Nacken vor der Sonne zu schützen. Der männliche Betreuer spielte Kinder-Kricket mit den älteren Jungen und Mädchen.
»Das ist Phillip«, erklärte Emily. »Er ist Student. Die Kinder lieben ihn. Ich versuche gerade, ihn dazu zu überreden, Lehrer zu werden.«
Rory entdeckte seine Mutter und kam zu ihr gerannt, um sie kurz zu umarmen, dann lief er zurück zum Spiel.
»Dann muss ich wohl nicht fragen, ob er sich wohlgefühlt hat«, meinte Sian und beschloss, den Kindern noch ein bisschen länger zuzusehen.
»Nein, er ist erstaunlich. Er ist ein echter Schatz. Und er liebt Phillip.«
»Rory mag ›Jungs‹, wie er sie nennt. Er und mein Dad verstehen sich auch großartig, aber ältere Männer sind etwas anderes.«
Emily lachte. »Vielleicht solltest du dann meinen Bruder heiraten, damit Rory immer einen ›Jungen‹ hat, zu dem er aufsehen kann.« Sie lachte. »Ich mache bloß Spaß.«
Sian lächelte etwas gequält. Sie wusste, dass Emily sie gern als Schwägerin gesehen hätte. Doch obwohl Sian Richards Schwester sehr mochte, war das kein ausreichender Grund, ihn zu heiraten. »Na ja, wer weiß?«
Als Sian und Rory bei ihrem kleinen Haus ankamen, entdeckten sie ein Auto, das davor parkte.
»Wer kann das denn sein?«, fragte Sian. Hoffentlich kein Besucher, dachte sie. Sie trug noch ihre farbbesprenkelten Sachen, und Rory war müde; er schleppte sich nur noch mühsam vorwärts, und er würde sicherlich weinerlich sein.
Als sie das Tor erreichten, stieg eine topmodisch gekleidete Frau aus dem kleinen Cabrio mit Softtop. Sie trug ein Sommerkleid und eine Designer-Sonnenbrille und hatte perfekt gebräunte Beine und hübsche Sandalen. »Ich bin Melissa Lewis-Jones«, sagte sie und streckte Sian die Hand entgegen, die sie pflichtschuldig schüttelte. »Fiona Matcham hat mir erzählt, dass hier jemand eingezogen ist. Und da dachte ich, ich komme mal vorbei – wegen der guten Nachbarschaft.«
Sian hoffte, dass ihr Lächeln nicht verriet, wie unwillkommen ihr die elegante Besucherin war. Sie fühlte sich besonders schmutzig, aber sie wollte ihre potenzielle neue Freundin nicht vor den Kopf stoßen. Rory war schon durch das Tor zur Haustür gegangen und wartete darauf, reingelassen zu werden.
»Natürlich«, sagte Sian und schloss die Tür auf. »Aber Sie müssen die Unordnung entschuldigen. Ich habe bis eben gemalt, wie Sie an meiner Kleidung sehen können.« Sian verbrachte die wertvolle »Rory-freie« Zeit nicht mit Hausarbeit, weil sie die auch erledigen konnte, wenn er da war. Sie konnte sich nicht erinnern, ob
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