Sommer der Liebe
spielen?«
Fiona wollte einwenden, dass Rory viel zu jung dafür war, ließ es dann jedoch. Sie goss James ein Glas Wein aus der Flasche ein, die sie bereits geöffnet hatte.
Rory zog das Buch aus der Tüte. Es war The Jolly Postman , ein hübsches Kinderbuch, in das richtige Briefe mit Umschlägen geklebt waren. »Wir hatten das in der Vorschule in London, aber wir duften es nicht selbst lesen. Die Lehrerinnen hatten Angst, dass wir die Briefe verlieren.«
»Ich hoffe, du bist nicht schon zu alt dafür, Rory, doch auf die Schnelle konnte ich kein anderes Buch finden«, entschuldigte sich James.
»Dafür ist er noch überhaupt nicht zu alt, und es ist sehr nett von dir, überhaupt etwas mitzubringen. Nicht wahr, Schatz?«
Zu ihrer großen Erleichterung reagierte der Junge sofort. »Ja, toll. Danke«, sagte er, und Fiona umarmte ihn gerührt.
»Also«, fuhr James fort, »wie wäre es mit einer Partie Schach vor dem Essen? Haben wir Zeit dafür?«
»Natürlich. Ich rufe euch, wenn es fertig ist.«
Die beiden »Männer« gingen zum Spielen in den Wintergarten.
»In Ordnung«, erklärte James, »in der hinteren Reihe stehen die tollen und wichtigen Figuren. Die kleinen Kerle davor nennt man Bauern, aber sie sind viel nützlicher, als sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.«
Fiona beobachtete, wie James dem Jungen erklärte, was jede Figur konnte, und bewunderte seine Geduld. Er ging so toll mit Rory um. Dann kehrte Fiona wieder zurück in die Küche.
Während sie kochte und einen Salat anrichtete, gingen ihre Gedanken wieder auf Wanderschaft.
Würde Angus auch bei Penny und ihrem Mann übernachten? Und wie würde Sians Vater auf ihn reagieren? Wahrscheinlich war er dankbar, dass Angus ihre verletzte Tochter zu ihnen gebracht hatte, aber er hegte vielleicht schon seit Jahren einen Groll gegen den Vater von Sians unehelichem Kind. Die Situation würde unangenehm für alle sein. Vor allem für Angus, der doch die volle Verantwortung für Rory übernommen hatte. Er verhielt sich wirklich vorbildlich, fand Fiona. Aber wie würde Sians Familie ihn aufnehmen?
Und dann war da noch das Treffen mit den Verlagsvertretern. War Sians Rettungsversuch gelungen, oder hatten die Leute vom Verlag Angus wie eine heiße Kartoffel fallen lassen? So viele unbeantwortete Fragen. Aber jetzt wurde es Zeit, James und Rory an den Tisch zu rufen – und herauszufinden, wer beim Schach gewonnen hatte.
»Der Junge lernt wirklich schnell«, bemerkte James. »Er ist ein bisschen leichtsinnig mit seinen Bauern, doch das ist bei Spielanfängern nichts Ungewöhnliches. Du hast dich sehr gut geschlagen, Rory! Du weißt jetzt, welche Züge man mit den jeweiligen Figuren machen kann, nicht wahr?«
»Ich mag die Pferde … äh … die Springer am liebsten«, sagte Rory.
»Ich auch«, stimmte Fiona ihm zu. »Weil sie wie Pferde aussehen.«
»Kannst du etwa auch Schach spielen, Fona?«, fragte Rory erstaunt.
»Na ja, ich kenne die Regeln dieses Spiels …«
»Wir können es ja mal probieren«, meinte Rory großzügig, der eine Gegnerin entdeckt hatte, die er vielleicht schlagen konnte.
Rory schlief, die Küche war aufgeräumt, und die zweite Flasche Wein geöffnet.
»Ich sollte jetzt gehen«, sagte James.
Fiona wollte protestieren. »Musst du denn morgen früh in den Laden?«
»Nein. Meine Auflauf-Freundin schließt morgen auf und hat angeboten, den ganzen Tag zu bleiben. Sie war ganz versessen darauf. Ich konnte das Angebot unmöglich ablehnen.«
Er zwinkerte Fiona zu, und sie wandte den Kopf ein wenig ab und biss sich auf die Lippe, damit er ihr erfreutes Lächeln nicht sah. Er sollte nicht wissen, wie sehr sie sich wünschte, dass er blieb.
»Rory schläft sehr fest«, sagte Fiona und hoffte, dass James den Wink verstehen würde.
»Du meinst, er kommt wahrscheinlich nicht nachts an dein Bett getappt?«
»Nein. Er hat mein Handy auf seinem Nachttisch und die Kurzwahl eingespeichert. Wenn ich kommen soll, dann ruft er mich an. Wir haben das letzte Nacht geübt. Er hat mich mehrmals angerufen, und ich bin in meinem Schlafzimmer ans Telefon gegangen.«
»Und du hast noch ein schönes Gästezimmer?«
Fiona gab es auf, ihre wahren Absichten zu verstecken. »Das habe ich, doch das Bett ist nicht gemacht. Meines dagegen ist frisch bezogen, und die Matratze ist auch sehr viel bequemer.«
James nahm sie in die Arme. »Es heißt schon was, wenn eine schöne Frau einem Mann vorschlägt, dass er bei ihr schlafen soll, weil sie eine sehr
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