Sommer der Liebe
rutschte mit dem Fuß von der Bordsteinkante ab. In der nächsten Sekunde schoss Schmerz in ihren Unterschenkel, und sie fand sich auf dem Boden wieder. Bremsen quietschten.
»Oh, mein Gott!«, rief eine Frau.
25
Sie backten Plätzchen, aber Fiona war mit den Gedanken ganz woanders. Während Rory fröhlich die passende Ausstechform wählte und darüber nachdachte, ob auf das Stück ausgerollten Teig noch ein Dinosaurier passte, überlegte Fiona fieberhaft, wie es wohl gerade in London lief. War Sian rechtzeitig zu dem Meeting gekommen? War es ihr gelungen, dort etwas Gutes zu bewirken? Und wie hatte Angus reagiert? War er so wütend auf sie gewesen, dass er vielleicht ihre Hilfe abgelehnt hatte? Es wäre furchtbar, wenn Sian mit hochrotem Gesicht und ihrem Skizzenbuch unter dem Arm wieder hätte gehen müssen.
Das Telefon klingelte.
»Okay, Schätzchen, ich gehe nur schnell an den Apparat. Fall nicht vom Stuhl oder so etwas. Hallo?«
Als sie zehn Minuten später wieder auflegte, war sie ein bisschen angespannt. Das Telefon klingelte erneut, und Fiona hob sofort ab.
»Hallo, meine Liebste, du klingst ein bisschen gestresst«, bemerkte James.
»Das bin ich! Eigentlich gibt es keinen Grund dafür, aber ich habe gerade mit Penny, Sians Mutter, telefoniert. Sian hat sich schlimm den Knöchel verstaucht, was bedeutet, dass Angus und sie erst morgen zurückkommen können. Zum Glück ist er bei ihr, doch ich weiß immer noch nicht, wie das Meeting gelaufen ist.«
»Arme Sian, das ist wirklich Pech. Geht es Rory gut? Er ist doch sicher bei dir geblieben, oder?«
Unwillkürlich musste Fiona lächeln. »Ja, er ist hier, und obwohl er ein Schatz ist, fällt es mir ein bisschen schwer, mich auf ihn zu konzentrieren, wenn ich mir die ganze Zeit Sorgen um meinen eigenen Sohn mache.«
»Soll ich vorbeikommen? Ich könnte dir helfen, Rory zu beschäftigen, und etwas kochen.«
Fiona war einen Moment unschlüssig. Würde sie ihre Pflicht, sich um Rory zu kümmern, vernachlässigen, wenn sie James einlud? Ach was. »Ja, bitte! Es wäre schön, wenn du hier wärst«, sagte sie.
Zu wissen, dass James auf dem Weg zu ihr war, hob Fionas Laune sehr.
»Du warst aber lange weg«, sagte Rory ein wenig vorwurfsvoll und blickte zu ihr auf. Er war gerade dabei, Bonbons in den Teig zu drücken, um in dem Lokomotiven-Plätzchen ein buntes Glasfenster zu schaffen.
»Das stimmt, entschuldige. Zuerst hat Penny, deine Granny, angerufen, und ich fürchte, es gibt eine Planänderung.«
Rory hielt mit den Bonbons in der Hand inne.
»Mummy hat sich den Knöchel verstaucht. Es geht ihr aber gut, du musst dir keine Sorgen machen«, versicherte sie ihm hastig, als sie sah, wie ein Schatten über Rorys kleines Gesicht huschte. Nachdem sie sicher war, dass er ihr glaubte, fuhr sie fort: »Sie bleibt heute Nacht in London bei ihren Eltern, deinen Großeltern. Was bedeutet, mein Schätzchen, dass du noch eine Nacht bei mir übernachten kannst! Das wird lustig, oder?«
»Okay. Wo ist Gus?«, fügte Rory hinzu, als wäre der Aufenthaltsort seines Vaters viel wichtiger als der Knöchel seiner Mutter.
»Er bleibt auch in London.« Unwillkürlich fragte Fiona sich, wo er wohl schlafen würde. »Angus bringt sie morgen früh wieder her.«
»Aha.«
Er sieht nicht wirklich unglücklich aus, dachte Fiona, aber auch nicht begeistert. »Mein Freund James kommt gleich, um uns Gesellschaft zu leisten. Ich glaube, du kennst ihn schon.«
Rory zuckte mit den Schultern und runzelte die Stirn. Die Nachricht schien ihn jedoch zu freuen. »Essen wir nachher Plätzchen?«
»Nach dem Essen, ja. Was hättest du denn gern zum Abendbrot?«
»Nudeln?«
»In Ordnung. Hey, weißt du was? Ich habe Buchstabennudeln! Wir könnten sie in klarer Hühnersuppe essen. Würde dir das gefallen?«
»Ich mag nur Tomatensuppe. Aus der Dose.«
»Die habe ich leider nicht im Haus, aber ich habe Spaghetti. Möchtest du Spaghetti mit Tomatensoße essen? Oder mit Ketchup …«
Fiona war halb fertig mit dem Menü, auf das sie sich schließlich mit Rory geeinigt hatte, als James erschien. Er hatte eine Flasche Wein für Fiona und ein Buch für Rory dabei.
»Hi Rory«, sagte er. »Ich bin James. Wie ich hörte, hattest du letztens Geburtstag, deshalb habe ich dir noch ein Geschenk mitgebracht.« Er reichte ihm die braune Papiertüte. »Und ich dachte, dass du vielleicht später mit mir Schach spielen könntest. Ich habe ein Schachspiel dabei. Kannst du schon ein wenig Schach
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