Sommer der Liebe
drückte ihr fest die Hand. »Ich bin Robert Warren. Sind Sie Fionas Tochter?«
»Nein, nur eine Freundin. Kommen Sie doch rein. Die anderen sind alle im Garten.«
Robert Warren trat über die Schwelle und blickte sich beeindruckt um. »Mein Gott! Dieses Haus muss richtig viel wert sein!«
Sian zuckte zusammen, lächelte aber weiter. »Folgen Sie mir in den Garten?«
»Wissen Sie, ob da noch Hypotheken drauf bestehen?«, fragte er halblaut.
»Ich habe keine Ahnung!«, entgegnete Sian. »Kommen Sie bitte hier entlang.«
Sian beobachtete Fiona, die am Kopf des Tisches saß, und war stolz auf sie. Alles lief großartig. Im Wintergarten war genug Platz, nachdem sie die Hälfte der Pflanzen nach draußen geschafft hatten, der Tisch sah hübsch aus, und die Francombes konnten ihre Verwunderung über das elegante Ambiente nicht verbergen. Das Essen war köstlich. Sian war dankbar dafür, Fiona überredet zu haben, die grünen Bohnen nicht zu bündeln, sondern einfach nur ein bisschen knusprigen Speck hinzuzufügen. James und Sian hatten den Spargel aufgetragen, und James hatte dann die Lammhaxen zerteilt, die perfekt rosa gegart waren. Robert gab derweil zu Sians heimlichem Ärger abfällige Kommentare über die Qualität des Weines ab. Wenn er tatsächlich unhöflich gewesen wäre, dann wäre sie eingeschritten, doch er war einfach nur herablassend. Zum Glück bekam Fiona das nicht mit.
Sian stellte mit einiger Überraschung fest, dass sie sich gut amüsierte. Obwohl ihr bewusst gewesen war, dass es bei Fiona nicht allzu formell zugehen würde, hatte Sian sich gesorgt, vielleicht etwas überfordert zu sein. Aber das war sie nicht. Und obwohl ihr Kleid am Saum schon ein bisschen zerschlissen war, wusste sie, dass es ihr stand, und fühlte sich nicht allzu fehl am Platz zwischen den schick gekleideten anderen Gästen. Sie unterhielt sich lange mit Margaret Tomlin, der der Laden gehörte, und versprach ihr, sie mit einigen Beispielen ihrer Arbeit zu besuchen. Sian plauderte sogar zwanglos mit Melissa, ohne innerlich zusammenzuzucken.
Sie waren beim Käse angelangt, und Sian dachte gerade, wie hübsch Fiona aussah, als sie ein Motorengeräusch hörte. Es klang schrecklich nah, als führe ein Wagen über den Kies auf der Einfahrt. Seltsam, die meisten Bekannten Fionas parkten doch hinter dem Haus!
Sian suchte Fionas Blick. Ihre Freundin hatte es auch gehört und fragte sich offensichtlich, wer das war. Der Lärm wurde lauter. Sian wollte gerade anbieten nachzusehen, als man Bremsen quietschen und das Geräusch von Metall an Stein hörte.
Fiona wirkte besorgt, aber als sie den Mann sah, der draußen vor dem Wintergarten erschien, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck.
»Verdammte Scheiße«, hörten sie eine männliche Stimme. »Wer hat denn diese dämliche Putte hier hingestellt?«
Es entstand ein überraschtes Schweigen. Alle blickten erwartungsvoll zu dem Fluchenden auf dem Rasen hinüber. Wer war das?
Ein großer Mann mit zerzaustem Haar erschien in der Tür des Wintergartens. »Oh, verdammt! Eine Dinnerparty. Hi Mum!«
Sian konnte den Neuankömmling von ihrem Platz aus nicht sehen. Die anderen Gäste versperrten ihr den Blick. Alle waren aufgestanden, um Fiona durchzulassen. Sie hatte sich hastig an ihnen vorbeigeschoben, um den Mann zu begrüßen.
Sian beobachtete, wie er die Arme um seine Mutter legte und sich herunterbeugte, um sie zu umarmen. Dann schaute er auf – und Sian fürchtete, in Ohnmacht zu fallen. Sie glaubte zu träumen. Doch dies war kein Traum, erkannte sie und wäre am liebsten aufgesprungen und weggelaufen.
Ein Schluck Wein verschaffte ihr Zeit zum Nachdenken. Niemand hatte ihre Reaktion bemerkt, denn die anderen Gäste begrüßten den Sohn des Hauses, doch Sian wusste, dass Fiona jeden Moment mit der Vorstellung beginnen würde.
Zum Glück stand Melissa in diesem Augenblick auf. »Angus!«, rief sie erfreut. »Erinnerst du dich an mich? Das letzte Mal, als ich dich sah, hast du mich in die Brennnesseln geschubst!«
Das Gedrängel ging weiter. Melissa umarmte Fionas Sohn so überschwänglich, dass der Eindruck entstand, als wären sie früher ein Paar gewesen. Vorsichtig schob Sian ihren Stuhl zurück und wollte sich gerade erheben, als Fiona sie rief.
»Sian! Liebes! Das ist Angus! Angus, komm und begrüße Sian, meine Nachbarin und Helferin. Ich weiß nicht, wie ich das alles ohne sie hätte schaffen sollen.«
Sian zwang sich aufzusehen. Gus, der Vater ihres Kindes, sah sie an. Er
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