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Sommer der Liebe

Sommer der Liebe

Titel: Sommer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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an wie damals. Als sie sich an jenem Sonntagmorgen voneinander verabschiedet hatten, hatte er sie mit einer solchen Traurigkeit angeschaut. Er hatte die Hände um ihre Wangen gelegt und sie lange nicht losgelassen. Da wusste sie, dass sie diese Nacht voll herrlichem Sex niemals bereuen würde, und das hatte sie auch nicht, selbst als sie dann festgestellt hatte, dass sie schwanger war. Jetzt räusperte sie sich und versuchte, etwas zu sagen, damit er sie nicht weiter so ansah, als wollte er sie auf der Stelle nach oben ins Schlafzimmer tragen, so als hätte es die mehr als fünf Jahre nicht gegeben, die inzwischen vergangen waren.
    Endlich siegte die Vernunft. Sie, Sian, war seitdem erwachsener geworden, und sie trug Verantwortung. Sosehr ihr Körper sich auch nach Gus sehnte, ihr Kopf sagte ihr, dass sie sich nicht mehr so impulsiv benehmen konnte wie damals. Sie hatte zu viel zu verlieren. Ihren Verstand zum Beispiel.
    Ihre Gefühle waren in Aufruhr, und sie wünschte, sie könnte einfach weglaufen, doch sie schuldete es Fiona, zu bleiben und so zu tun, als wäre nichts Außergewöhnliches passiert, als hätte sie nicht gerade den Mann getroffen, von dem sie geglaubt hatte, ihn nie wiederzusehen. Und er schien immer noch so gut aussehend und erfrischend sorglos zu sein wie damals. Sie konnte es sich nicht leisten, sich einzugestehen, wie stark sie sich immer noch zu ihm hingezogen fühlte.
    Zu Sians großer Erleichterung setzte sich nun Fionas Mutterinstinkt durch. »Hast du schon was gegessen, Schatz?«, fragte sie.
    Gus wandte sich an seine Mutter. »Äh – nein. Ich sterbe vor Hunger.« Dann wanderte sein Blick zurück zu Sian, doch sie drehte den Kopf schnell weg und beschäftigte sich angelegentlich mit ihrer Serviette.
    »Besorgen wir ihm einen Stuhl«, sagte Melissa. »Hier, neben mir ist noch Platz.«
    »Lass den Jungen neben seiner Mutter sitzen«, erklärte Margaret Tomlin ernst.
    Ein weiterer Stuhl wurde herangeschafft.
    »Erzähl doch, Schatz«, bat Fiona. »Wieso warst du so lange nicht zu Hause?« Dann legte sie ihm besorgt die Hand auf den Arm. »Es sei denn, das ist privat …«
    »Ja«, rief Melissa, »erzähl es uns! Hast du eine Frau und sechs Kinder irgendwo in der äußeren Mongolei?«
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte Gus grinsend. Er drehte den Kopf zu Melissa, und obwohl Sian sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste sie, dass er mit ihr flirtete.
    Sian, die immer noch verzweifelt versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, unterdrückte ein Seufzen. Gus hatte nichts von seinem Charme eingebüßt, wurde ihr mit einem eifersüchtigen Stich klar, doch sie schalt sich sofort für diesen Gedanken. Er konnte zu jedem so nett sein, wie er wollte. Er gehörte ihr nicht, hatte ihr nie gehört. Aber was um Himmels willen sollte sie wegen Rory unternehmen? Gus war der beste Liebhaber, den sie je gehabt hatte und jemals haben würde, doch war er auch ein geeigneter Vater? Das war eine wichtige Frage. Aus dem zu schließen, was Fiona ihr über ihren Sohn erzählt hatte, wusste Sian, dass er gern Risiken einging, dass er die Gefahr suchte und es nicht mochte, eingeengt zu werden. Er liebte es, von jetzt auf gleich in fremde Länder aufzubrechen. Sie würde erst herausfinden müssen, wie lange er überhaupt bleiben würde, bevor sie auch nur darüber nachdachte, ihm von seinem Sohn zu erzählen. Sie durfte Rory nicht der Gefahr aussetzen, verletzt zu werden; und sie durfte sich selbst dieser Gefahr nicht aussetzen.
    »Wenn es also kein großes Geheimnis ist, was hast du dann gemacht?«, beharrte Melissa. »Wir haben dich vermisst!«
    Gus wandte sich mit einem triumphierenden Blick an seine Mutter. »Ich habe ein Buch geschrieben. Na ja, ich habe damit angefangen. Ich weiß, du glaubst mir nicht, Mum, aber das habe ich, und ich habe einen Agenten gefunden. Er wird das Manuskript im Spätsommer an Verlage schicken – vorausgesetzt natürlich, dass ich bis dahin fertig bin.«
    »Oh, Schatz! Ich bin so stolz auf dich!« Fiona strahlte. »Ich weiß, dass du es geplant hattest, doch ich nahm an, wegen deiner Rechtschreibschwäche …« Sie hielt inne und bedauerte wahrscheinlich, die Sache angesprochen zu haben, die seine Schulzeit so schwierig gemacht hatte.
    »Sehr viele kreative Menschen haben eine Rechtschreibschwäche«, erklärte Margaret. »Eine Freundin von mir sagt, es sei ein Talent, keine Behinderung.«
    »Aber warum musstest du für das Schreiben des Buches so lange fortbleiben?«, fragte

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