Sommer der Liebe
am Scheunentor auf Sian traf, fühlte sie sich angesichts des entschlossenen Gesichtsausdrucks ihrer Freundin plötzlich ganz schwach.
»Müssen wir das wirklich heute in Angriff nehmen? Ich weiß, es war meine Idee, aber ich kann nicht glauben, dass ich das Angebot genauso leichtfertig gemacht habe, wie ich die Einladungen zu der Dinnerparty ausgesprochen habe.«
»Du hast gesagt, du wolltest vor der Party zumindest mit der Entrümpelungsarbeit anfangen. Warum erledigen wir nicht einen Teil jetzt und konzentrieren uns dann am Nachmittag auf das Haus und das Essen?«
Fiona wurde klar, dass sie aus dieser Sache nicht mehr herauskam, und die Vorbereitungen für das Essen waren schon weit fortgeschritten. »Okay, ich suche nur schnell meinen Arbeitsoverall.«
»Du besitzt einen Arbeitsoverall, Fiona?«
»Er gehörte meinem Mann und passt mir immer noch. Der Overall ist außerdem sehr warm und so voller Farbspritzer, dass er so gut wie wasserdicht ist.«
»Na, dann schnell!«
»Und ich suche mir auch noch ein paar Handschuhe. Ich habe jede Menge davon.«
Bald hatten die beiden die Scheunentore geöffnet und starrten auf die Unmengen von Möbeln, die hier verwahrt wurden.
»Okay«, sagte Sian. »Wir müssen aussortieren. In eine Ecke kommen die Dinge, die du behalten möchtest, in eine andere die, die du verkaufen willst, in eine dritte Ecke die, die ich bemalen könnte, und in eine vierte die, die wir wegwerfen …«
»Oder verbrennen.«
»Oder das«, meinte Sian und lachte.
»Okay!«, erklärte Fiona und versuchte, entschlossen zu klingen. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle.
Sian sah ihre Freundin an und erkannte, dass sie vor Unentschlossenheit wie erstarrt war. Sie hob ein Beistelltischchen an, unter dem noch weitere kleinere standen. »Willst du dieses Set hier behalten?«
Fiona schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass ich diese Dinger hasse.«
»Dann verkaufen wir sie.«
»Wer zur Hölle würde so etwas haben wollen? Und wie willst du sie verkaufen?«
»Stell einfach alles, für das du einen Käufer suchst, zur Seite, dann bestellen wir die Leute vom hiesigen Auktionshaus her. Die kümmern sich zumindest darum, dass das Zeug wegkommt. Die Stücke, in denen der Holzwurm drin ist oder so etwas, türmen wir für ein riesiges Feuer auf.«
»Oh ja! Das klingt lustig.« Fiona seufzte. »Ich wäre wahrscheinlich glücklich, wenn wir das alles einfach verbrennen könnten.«
»Auf keinen Fall!« Sian war entsetzt. »Du weißt nicht, was genau in dieser Scheune steht, das ist das Problem.« Sie zögerte. »Ich sage dir was: Wenn du noch etwas in der Küche zu erledigen hast, dann fange ich schon mal an. Es wird dir nicht so schwerfallen, Entscheidungen zu treffen, wenn sich die Sachen hier nicht mehr so türmen wie jetzt.«
Fiona brauchte im Haus länger, als sie geglaubt hatte. Schließlich ging sie wieder in die Scheune.
Sian war schon sehr weit gekommen. »Hier drüben stehen schöne Stücke, die du vielleicht behalten willst. Ein paar davon würde ich gern bemalen, dann müssten sie allerdings hier stehen bleiben, bis ich damit fertig bin. Aber was machen wir mit denen da?« Sie deutete auf eine Frisierkommode aus Räuchereiche mit zwei kleinen Schubladen und einem sehr fleckigen Spiegel und einen dazu passenden Schrank.
»Verbrennen oder verkaufen«, erklärte Fiona. »Furchtbar.«
»Okay. Und was ist mit dem da?«
Ganz hinten und immer noch halb verborgen hinter einigen Möbelstücken stand ein großer Schubladenschrank.
»Der ist ja riesig«, sagte Fiona. »Niemand wird ihn haben wollen. Ich bin nicht mal sicher, was das ist.«
»Ich finde ihn wundervoll«, meinte Sian.
Fiona fuhr schockiert zu ihr herum. »Wirklich? Warum?«
»Jetzt ist es ein schrecklich dunkles, hässliches Ding«, sagte sie, »aber stell ihn dir in einer Art gedecktem skandinavischen Grau vor, wie er am Ende einer großen Küche steht. Er wäre ein tolles Buffet.«
»Ich war nie sicher, was er eigentlich darstellen soll.«
»Nein, nein, der Schrank ist großartig. Es würde eine ganze Küchenausstattung hineinpassen, und es wäre sogar noch Platz für eine zweite.«
»Dann schenke ich ihn dir, Liebes. Ich möchte ihn nicht haben.«
»Fiona! Stell ihn dir doch nur fertig vor.«
Fiona fehlte dafür die Vorstellungskraft, sie sah nur ein Monster, das alles andere in einem Raum erdrücken würde und vermutlich voller Spinnen war. »Es tut mir leid, das kann ich nicht. Aber ernsthaft, du kannst ihn sehr gern
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