Sommer der Liebe
Ich freue mich. Sie sind sicher sehr aufgewühlt, aber ich hoffe, Sie kennen mich schon gut genug, um zu wissen, dass ich kein Axtmörder bin. Und da wir ja in der Stadt sind, könnten Sie leicht entkommen, falls das nötig wäre.« Er zögerte. »Sie könnten ja vielleicht die Nummer des hiesigen Taxiunternehmens in ihr Handy einspeichern, bevor wir das erste Glas Wein trinken. Nur für den Fall.«
»Für den Fall, dass Sie zu betrunken sind, um mich nach Hause zu fahren?« Fiona kicherte. »Das ist eine gute Idee.« Wie sicher ich mich bei James fühle!, dachte sie überrascht.
»Ich bleibe gern nüchtern. Ich wollte sie sowieso zum Essen einladen, um mich für die wunderbare Party zu bedanken, aber ich war nicht sicher, ob Sie die Einladung annehmen würden.«
»Warum sollte ich sie nicht annehmen? Mein Gott, ich unterziehe mich dieser Internet-Dating-Tortur, nur damit mich mal jemand zum Essen einlädt!« Sie grinste schief.
»Ihnen ist offensichtlich nicht klar, was für eine attraktive Frau Sie sind, Fiona. Sie haben viele Freunde, selbst wenn Sie Robert, wie ich nun weiß, auf einer Dating-Webseite kennengelernt haben. Die Leute fühlen sich zu Ihnen hingezogen. Ich fühle mich zu Ihnen hingezogen, aber ich dachte, ich hätte Ihnen nicht viel zu bieten.«
»Wie meinen Sie das? Alles, was über gebackene Bohnen auf Toast hinausgeht, ist mir mehr als willkommen.« Sie zögerte. »Obwohl mir im Moment gebackene Bohnen auf Toast sehr recht wären. Ehrlich gesagt, wäre mir jedes Essen recht. Aber vielleicht nichts Schweres. Von diesem Scone habe ich Sodbrennen bekommen.«
»Ich habe etwas dagegen. Die Tabletten liegen im Handschuhfach«, sagte James. »Sehen Sie mal nach!«
Fiona fand sie. »Möchten Sie auch eine? Nein? Damit retten Sie mir das Leben.« Plötzlich musste sie wieder kichern, wahrscheinlich wegen des stressigen Nachmittags. Sie versuchte, den Impuls zu unterdrücken. Doch da stimmte James fröhlich in ihr Gelächter mit ein.
Fiona wurde klar, dass sie sich außer bei Angus oder Russel schon seit ewigen Zeiten in der Gegenwart eines Mannes nicht mehr so wohl gefühlt hatte. »Warum haben Sie mich eigentlich angerufen?«
»Das hätte ich fast vergessen. Es ging um eines Ihrer Bücher. Ich habe einen Käufer dafür! Er zahlt einen guten Preis.«
»Oh, das ist schön. Und werden Sie eine Provision behalten? Ich finde, das sollten Sie.«
»Na ja, wenn Sie darauf bestehen …«
»Ich bestehe darauf.«
»Also gut, dann ist unsere Beziehung rein geschäftlicher Natur.«
»Außer wenn Sie mich retten oder mir gebackene Bohnen auf Toast anbieten.«
»Ich glaube, ich kann Ihnen mehr bieten als das.«
»Aber das müssen Sie wirklich nicht. Und ich nehme mir für die Heimfahrt ein Taxi.« Sie hob die Hand, um jeden Protest im Keim zu ersticken. »Nein. Ich rufe jetzt einfach Angus an und sage ihm, dass ich in der Stadt einen Freund getroffen habe und dass wir zusammen essen und dabei Wein trinken wollen. Er wird beruhigt sein zu hören, dass ich mir deshalb später ein Taxi nach Hause nehme. Er weiß, dass ich niemals trinke, wenn ich noch fahren muss, also wird ihm das nicht komisch vorkommen.« Sie zögerte. »Ich könnte sogar sagen, dass ich Sie getroffen habe.« Sie seufzte. »Ich möchte auf keinen Fall, dass er das mit dem Internet-Dating erfährt. Er würde sich nur Sorgen machen.«
»Zu Recht, wenn ich das so sagen darf.«
»Bitte nicht. Ich mache mir selbst schon die größten Vorwürfe deswegen, und wenn Sie mich jetzt ausschimpfen, dann suche ich nur Ausflüchte.«
»Aber Sie werden in Zukunft vorsichtiger sein?«, fragte James.
»Natürlich! Können wir jetzt bitte das Thema wechseln? Ich war unglaublich dumm, und Sie haben mich gerettet. Ich bin Ihnen unendlich dankbar …«
»Doch Sie hassen es, einen Rüffel zu bekommen, und wenn ich weiter mit Ihnen schimpfe, dann finden Sie mich gar nicht mehr so nett? Ist es das, was Sie mir noch sagen wollten?«
Sie sah ihn verwundert an. »Sie sind bemerkenswert scharfsinnig.«
Er lachte. »Wir sind gleich da.«
Fiona bestellte ein Taxi für zehn Uhr. Dann ging sie in James’ Badezimmer, um sich ein wenig frisch zu machen.
Zum Glück hatte sie ihr kleines Schminktäschchen dabei. Sie frischte ihr Make-up auf, suchte ganz unten in ihrer Tasche nach dem kleinen Parfümfläschchen und trug ein wenig davon auf. Es war nicht so, dass sie James gefallen wollte, er war nur ein Freund, aber sie wollte auch keinen schlechten Eindruck
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