Sommer der Liebe
würden sich Pflanzen ansehen, vielleicht ein paar kaufen, und dann würde sie sich entschuldigen, Evan würde sie zu ihrem Auto zurückbringen, und sie konnte nach Hause fahren – und ihn vergessen.
Fiona stieg aus dem Auto, streckte sich und sah sich um. Für ein Geschäft war es ziemlich heruntergekommen. Hinter einer Mauer standen ein paar Gewächshäuser, und es gab eine baufällige Hütte, auf der Sonderangebote stand, aber Fiona wollte nicht den Mut sinken lassen. Es gab hier wahrscheinlich ein paar wunderschöne, seltene Pflanzen, die die ganze Aufmerksamkeit des Besitzers in Anspruch nahmen. »Ich kann es gar nicht abwarten zu sehen, was sie hier haben«, sagte sie aufgeregt. »Sie waren doch schon mal hier. Wo geht es denn rein?«
»Ich glaube, wir sollten zuerst einen Tee trinken«, sagte Evan.
»Aber wir hatten doch gerade erst eine heiße Schokolade! Lassen Sie uns erst in die Gärtnerei gehen, und dann trinken wir Tee.«
Fionas Ablehnung wurde mit einem verletzten, beleidigten Blick quittiert, und ihre vorgetäuschte gute Laune schwand. »Okay, wie Sie meinen«, sagte sie mit einem kaum unterdrückten Seufzen.
Evan führte sie ins Haus. Es schien niemand da zu sein. Die Art, wie er »Kundschaft!«, rief, ließ den Laden noch leerer wirken.
»Machen Sie sich nichts draus«, sagte er, »die Teestube ist gleich dahinten. Sie haben dort sehr gute Scones.«
»Wirklich? Es sieht so aus, als wäre seit Jahren niemand mehr hier gewesen. Oder meinten Sie vielleicht Steinkekse?« Es war kein wirklich guter Witz, und er gefiel nicht mal Fiona. Sie war langsam der Verzweiflung nahe. »Ich glaube wirklich nicht, dass hier jemand ist, der uns Tee servieren könnte.« Sie versuchte, streng und selbstsicher zu klingen. »Warum sehen wir uns nicht einfach die Pflanzen an? Deshalb sind wir schließlich hergekommen.«
Evans Augen blitzten kurz böse auf. »Ich mag es, wenn eine Frau Esprit hat, doch ich finde wirklich, dass Sie tun sollten, was man Ihnen sagt.«
Obwohl sich jede Zelle ihres Körpers dagegen auflehnte, einfach zu gehorchen, sagte Fiona sich, dass der Tag schneller vergehen würde, wenn sie sich nicht mit Evan stritt und einfach mitmachte. Und er sollte sie auch um Himmels willen nicht wegen ihres »Esprits« aufregend finden.
Er umfasste Fionas Arm und zog sie fast grob in einen Raum mit einem halben Dutzend Tischen mit Stühlen darin. Eine dünne Gardine hing vor dem Fenster, und auf der Fensterbank lagen tote Fliegen. Fiona beschloss, nichts zu essen, selbst wenn die Scones frisch aus dem Ofen kamen. Nichts hier konnte auch nur ansatzweise hygienisch sein.
»Ich suche Mrs. Tibbs«, erklärte Evan. »Und Sie bleiben brav hier.«
So, jetzt packt mich offiziell das Grauen, dachte Fiona. Das hier war kein langweiliger, aber harmloser Nachmittag mit einem langweiligen, aber harmlosen Mann, die Situation war bedrohlich. Sobald Evan gegangen war, würde sie versuchen wegzulaufen.
Doch da kam er schon zurück. Für einen Mann, der nicht mehr jung war, bewegte er sich erstaunlich schnell.
Aus irgendeinem Grund saßen sie ganz hinten im Raum, so weit von der Tür entfernt wie nur möglich. Da sie die einzigen Gäste waren, gab es keinen vernünftigen Grund für Evan, ausgerechnet diesen Tisch zu wählen.
»Warum setzen wir uns nicht ans Fenster?«, schlug Fiona vor. »Wenn wir die Vorhänge öffnen, können wir in den Garten sehen.«
»Mrs. Tibbs würde das nicht gefallen«, erwiderte Evan. »Mrs. Tibbs ist ein Gewohnheitsmensch.«
Wahrscheinlich klebt sie auf dem Fettfilm am Boden fest, dachte Fiona, wenn dieser Raum stellvertretend für den Rest des Hauses steht. Sie konnte Fliegendreck auf der Fensterscheibe sehen. »Betreibt Mrs. Tibbs die Gärtnerei allein? Oder gibt es auch einen Mr. Tibbs?«
»Mrs. Tibbs lebt jetzt mit ihrer Schwester zusammen. Sie führen beide die Gärtnerei.«
Die Anwesenheit von zwei Frauen war ein bisschen tröstlich, und Fiona wurde ruhiger. Das hier war einfach ein Date, das nicht gut lief; sie war nicht gekidnappt worden.
Kurze Zeit später kam eine ältere Frau in einer braunen Nylonhose, einem pinkfarbenen Pullover und Hausschuhen hereingeschlurft. Sie könnte einen neuen BH gebrauchen, dachte Fiona, die absichtlich versuchte, das alles nicht zu ernst zu nehmen. Sonst hatte sie das Gefühl, sich mitten in einem Horrorfilm zu befinden. Mrs. Tibbs hielt ein Tablett mit Tassen, Untertassen, einer Teekanne, einem Kännchen Milch und einem Teller mit Scones, die
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