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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sehr bemühten sie sich, keinen Laut von sich zu geben. Die Laute des Waldes waren sehr deutlich: ein Eichhörnchen schalt jemanden oder etwas bergauf in Richtung vom Anwesen von Dales Onkel Henry; ab und zu ein Ruf von Chuck Sperlings Bande, inzwischen weiter entfernt, wahrscheinlich südlich vom Steinbruch; das Kreischen von Krähen in den Baumwipfeln auf dem anderen Hügel Richtung Friedhof Calvary. Aber kein Laut von der Stelle, wo der unsichtbare Soldat direkt vor dem Ring aus Büschen wartete.
    Dale glitt zu seinem vorherigen Aussichtspunkt zurück, aber es war nichts zu sehen.
    Plötzlich ertönten raschelnde Laute draußen, Schritte hallten auf dem Pfad. Laub raschelte, die Büsche an der Ostseite von Lager Drei zuckten, als sich jemand durch die verwucherte Öffnung zwängte. Dale sprang auf eine Seite des Zugangs und hob den Stock. Mike ebenso auf der anderen Seite. Lawrence wartete mit erhobenem Schläger.
    Zweige wurden auseinandergebogen, Blätter zitterten, Kevin Grumbacher kroch in den grasbewachsenen Kreis.
    Dale und Mike sahen einander an, ließen ihre Stöcke sinken und atmeten auf.
    Kevin grinste sie an. »Was habt ihr vor? Mir den Schädel einschlagen?«
    »Wir haben gedacht, du wärst sie«, sagte Lawrence und ließ seinen Schläger mit einem Ausdruck des Bedauerns sinken. Lawrence liebte Raufereien.
    Dale blinzelte, dann wurde ihm klar, daß die anderen die Stiefel mit den Wickelgamaschen nicht gesehen hatten. Mike und Lawrence dachten wahrscheinlich, Sperlings Bande hätte den Lärm gemacht.
    »Bist du allein?« fragte Mike, duckte sich und sah in den Laubtunnel.
    »Klar bin ich allein. Ich wäre nicht hergekommen, wenn ich nicht allein wäre.«
    Lawrence sah den älteren Jungen finster an. »Du hast ihnen das Lager doch nicht verraten, oder?«
    Kevin maß Dales Bruder mit einem strafenden Blick und wandte sich an Mike. »Sie haben gesagt, ich könnte auf ihrer Seite sein, wenn ich ihnen das Versteck verrate. Ich hab' mich geweigert. Darauf haben sie mir mit einer Wäscheleine die Arme auf den Rü-mich mit sich geschleppt, als wäre ich eine Art Sklave oder so.« Kev streckte die Arme aus und zeigte die roten Aufschürfungen an Handgelenken und Oberarmen.
    »Wie bist du entkommen?« fragte Dale.
    Kevin grinste wieder, seine großen Zähne, der Bürstenschnitt und der hüpfende Adamsapfel vermittelten ein erheiterndes Bild der Selbstzufriedenheit. »Als sie euch in diese Richtung verfolgt haben, kam Fussner nicht mehr mit, weil er mich ziehen mußte. Der Depp hat mich an einen Baum gebunden und ist den Weg hochgelaufen, um zu sehen, in welche Richtung sie gegangen waren. Ich hatte die Finger noch frei, daher habe ich mich einfach an den Stamm gedrückt und die Schnur losgebunden.«
    »Bleib da«, flüsterte Mike und schlüpfte durch die Öffnung, ohne einen Zweig zu berühren. Die anderen drei saßen ein paar Minuten schweigend da, Kev rieb sich die Arme, Lawrence aß ein paar Milchriegel, die er mitgebracht hatte. Dale wartete auf einen Schrei, ein Schlurfen ... einen Hinweis auf den Burschen, den er durch das Gebüsch gesehen hatte.
    Mike kam wieder herein. »Sie sind von hier weg. Ich habe ihre Stimmen drüben bei der County Six gehört. Sieht so aus, als würden Sperling und Digger nach Hause gehen.«
    »Ja«, sagte Kevin. »Die haben sich gelangweilt. Haben gesagt, sie hätten Wichtigeres zu tun. Daysinger wollte, daß sie bleiben. Die Fussners wollten bei Sperling bleiben.«
    Mike nickte. »Daysinger und McKown werden in der Gegend bleiben und warten, bis wir rauskommen, damit sie uns einen Hinterhalt legen können.« Er zeichnete mit einem Zweig eine Karte auf ein Stück bloßen Boden beim Eingang. »Ich kenne Gerry, der geht zum Steinbruch zurück, wo es jede Menge Klumpen gibt, um zu sehen, ob wir von der Wiese von Dales Onkel oder dem Wald und Gypsy Lane aus dorthin zurückgehen. Er und Bob werden sich wahrscheinlich dort in der Höhle verstecken ...« Er hatte die Wege, den Teich im Steinbruch eingezeichnet und fügte jetzt eine Erhebung an der Westseite der Kiesgrube hinzu. »Auf dem höchsten Hügel ist eine Art Mulde, wißt ihr noch?«
    »Dort haben wir vor zwei Jahren gezeltet«, sagte Dale.
    Lawrence schüttelte den Kopf. »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Dale sah ihn an. »Du warst zu klein und hast nicht über Nacht mitgedurft.« Er sah Mike an. »Weiter.«
    Mike zeichnete Linien in den Sand und zeigte einen Pfad von Lager Drei über den Hügel durch den Wald und die

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