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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Sperling fuchtelte panisch und schlug Dale mit den Handflächen ins Gesicht. Dale blinzelte und schlug dem größeren Jungen so fest er konnte die Faust aufs linke Auge.
    Plötzlich spürte Dale schreckliche Schmerzen in den Nieren, eine Hand griff ihm unters Kinn und zog, und dann wurde er weggezerrt.
    Digger Taylor trat zwischen ihn und Sperling. Dale brüllte etwas und versuchte, den kleineren Jungen niederzuwerfen. Digger krümmte die Schulter und rempelte Dale einmal fest unter dem Solarplexus.
    Dale fiel keuchend und würgend in den Staub. Er rollte sich zum Drahtzaun und versuchte, sich hochzuziehen. Er bekam keine Luft in die Lungen, und ihm war, als wäre sein Herz stehengeblieben.
    Lawrence kam kreischend von der alten Bank beim Zaun gestürmt, schnellte fast zwei Meter durch die Luft und landete auf Diggers Rücken. Digger warf den Achtjährigen gegen den Zaun.
    Lawrence prallte ab und landete auf den Füßen, als wäre der Zaun ein vertikales Trampolin. Er hatte den Kopf gesenkt, seine rudernden Arme verschwammen fast, als er auf Taylor sprang. Digger wich zurück und versuchte, Lawrences Kopf unten und von sich fernzuhalten. Beide stolperten über den wimmernden Chuck Sperling und fielen ineinander verschlungen zu Boden, wobei Lawrence nicht aufhörte, um sich zu schlagen und Dreckklumpen zu werfen. Barry Fussner kam dazu, schritt um die zuckenden Gestalten herum und versuchte, einen feigen Fußtritt auf Lawrences Kopf zu landen.
    »He!« rief Kevin, der jetzt auch hinzukam. Er schob Fussner weg. Barry versuchte, nach Kevin zu treten, aber Kev packte den Fuß des schweren Jungen und stieß ihn in den Dreck hinter dem Schlagmal. Bill Fussner brüllte etwas und stürmte los, wich aber zurück, als Kevin sich zu ihm umdrehte. Bob McKown und Gerry Daysinger johlten allgemeine Aufmunterungen. Tom Castanatti war auf dem Feld geblieben, wo er war.
    Digger packte Lawrence am T-Shirt, wirbelte ihn in die Luft und warf ihn über die lange Bank. Er zog Sperling hoch und wich mit ihm zu ihren beiden Fahrrädern zurück. Lawrence sprang mit geballten Fäusten auf die Beine.
    Dale taumelte vom Zaun weg; er bekam noch immer keine Luft, ließ sich davon aber nicht aufhalten und hob die Fäuste. Er ging drei Schritt auf Sperling zu und wußte, diesmal würde er nicht aufhören, bis sie ihn umbrachten oder Sperling die Lüge zurücknahm.
    Schwere Hände senkten sich von hinten auf Dales Schultern. Er versuchte sie abzuschütteln, schaffte es nicht, fluchte, trat nach hinten aus und drehte sich um, damit er das Hindernis beseitigen und es Sperling wieder zeigen konnte.
    »Dale! Hör auf, Dale!« Sein Vater ragte über ihm auf und hielt ihn mit einem Arm um die Taille fest.
    Dale wand sich einen Augenblick, aber dann sah er zu seinem Dad auf, blickte in die Augen seines Vaters und wußte es. Er sank im Staub auf die Knie, und lediglich der stützende Arm seines Vaters verhinderte, daß er nach vorne fiel.
    Digger Taylor und Chuck Sperling fuhren davon; Sperlings Rad schwankte, da der Junge fuhr, aber gleichzeitig in sich zusammengesunken war und weinte. Die Fuss-ners fuhren hinterher. Lawrence stand am Rand des Parkplatzes und warf Steine hinter ihnen her, bis sein Vater ihm befahl, damit aufzuhören.
    Dale konnte sich an den Marsch zum Haus zurück nicht erinnern. Möglicherweise stützte er sich auf den Arm seines Vaters. Möglicherweise ging er allein. Er wußte noch, daß er nicht weinte. Da nicht. Noch nicht.
    Mike bereitete sich gerade darauf vor, beim Begräbnis einer alten Dame als Meßknabe zu fungieren, als er das von Duane hörte. Er zog gerade das Meßgewand über die Soutane, als Rusty Ramirez, der einzige andere Meßknabe, der an diesem Tag erschienen war, zu ihm sagte: »Herrje, haste von dem Jungen gehört, der heute morgen auf der Farm gestorben ist?«
    Mike erstarrte. Irgendwie wußte er sofort, welche Farm, welcher Junge. Aber er sagte: »War es Duane McBride?«
    Ramirez erzählte es ihm. »Sie haben gesagt, er ist in eine Art Landmaschine gefallen. Möglicherweise heute früh. Mein Dad ist bei der Freiwilligen Feuerwehr, die sind heute morgen hingerufen worden. Konnten nichts mehr für den Jungen tun ... er war tot ... aber sie haben eine ganze Zeit gebraucht, bis sie ihn aus der Maschine raushatten und so.«
    Mike setzte sich auf die nächste Bank. Seine Arme und Beine fühlten sich an wie Wasser. Die Ränder seines Sehbereichs wurden irgendwie dunkel, daher legte er die Ellbogen auf die Knie und den

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