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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Kopf drauf. »Bist du sicher, daß es Duane McBride war?« fragte er.
    »Klar doch. Mein Dad kennt seinen Dad. Er hat ihn erst gestern abend im Black Tree gesehen. Mein Dad sagt, der Junge muß einen Mähdrescher zum Maisernten gefahren haben, weißt du? Als wäre er übergeschnappt oder so. Im Juni ernten! Und irgendwie ist er rausgefallen und wurde in den Drescher gezogen... du weißt doch, wo die Klingen und der Enthülser und das alles ist? Dad hat mir nicht alles verraten, aber er hat gesagt, sie konnten den Jungen nicht an einem Stück rausholen, und als sie versucht haben, am Arm zu ziehen... «
    »Das reicht!« sagte Pater Cavanaugh barsch von der Tür. »Rusty, geh raus und mach Wein und Wasser fertig! Sofort!« Als der Junge gegangen war, kam der Priester zu Mike und legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter. Mike konnte jetzt wieder gut sehen, aber aus irgendeinem Grund zitterte er. Er umklammerte die Schenkel fest, damit das Zittern aufhörte, aber es ging nicht.
    »Hast du ihn gekannt, Michael?«
    Mike nickte.
    »Ein enger Freund?«
    Mike holte tief Luft. Er zuckte die Achseln, dann nickte er. Das Zittern schien jetzt bis in seine Knochen vorgedrungen zu sein.
    »War er katholisch?« fragte Pater C.
    Mike senkte wieder den Kopf. Seine erste Reaktion war zu sagen: Wen kümmert das einen Scheißdreck? »Nein«, sagte er. »Das glaube ich nicht. Er ist nie zur Kirche gegangen. Ich glaube, er und sein Dad gehören gar keiner Kirche an.«
    Pater C. gab ein leises Geräusch von sich. »Einerlei. Ich werde ihn gleich nach diesem Gottesdienst besuchen.«
    »Sie können nicht zu Mr. McBride gehen, Pater«, sagte Rusty von der Tür. Er hatte die kleinen Flaschen mit Wein und Weihwasser in den Händen. »Die Polizei hat den Vater des Jungen nach Oak Hill gebracht. Sie glauben, er hat ihn vielleicht ermordet.«
    »Das reicht, Rusty«, sagte Pater C. mit tieferer Stimme als Mike es jemals gehört hatte. Und dann sagte der Priester unglaublicherweise: »Und jetzt verpiß dich und warte auf Michael und mich!«
    Rustys Kiefer klappte herunter, er sah Pater C. einen Moment lang mit aufgerissenen Augen an, dann wuselte er zum Altar. Mike hörte, wie sich die Trauergemeinde zu Mrs. Sarranzas Begräbnis einfand.
    »Wir denken an deinen Freund Duane, während wir die Messe lesen und Gott um seine Barmherzigkeit bitten«, sagte Pater Cavanaugh leise und berührte Mike zum letzten Mal an der Schulter. »Bereit?«
    Mike nickte, hob das große Kruzifix, das an einer Wand bereitstand, und folgte dem Priester in einer feierlichen Prozession zum Altar.
    Am Spätnachmittag kam Dales Vaters nach oben, um mit ihm zu reden. Dale lag auf dem Bett und lauschte den Rufen und Schreien der jüngeren Kinder auf dem Schulhof auf der anderen Straßenseite. Die glücklichen Stimmen schienen sehr weit entfernt zu sein.
    »Wie geht es dir, Tiger?«
    »Prima.«
    »Lawrence ißt etwas. Bist du sicher, daß du uns nicht Gesellschaft leisten willst?«
    »Nein. Danke.« Sein Dad räusperte sich und setzte sich auf Lawrences Bett. Dale lag auf dem Rücken, hatte die Finger über der Stirn verschränkt und betrachtete die winzigen Risse in der Decke. Er lauschte, als sich sein Vater setzte, und rechnete halb damit, eine Bewegung unter dem Bett zu hören. Aber nur die Geräusche von draußen drangen wie die schwüle Luft durch die
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    »Ich habe Constable Sills noch einmal angerufen«, sagte sein Dad. »Und diesmal bin ich durchgekommen.« Dale wartete.
    »Das mit dem Unfall stimmt«, sagte sein Dad. Seine Stimme klang heiser und gepreßt. »Es gab einen schrecklichen Unfall mit ihrer Maisdreschmaschine. Duane ... Nun, Barney denkt, daß es wahrscheinlich sehr schnell passiert ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Duane nicht gelitten...«
    Dale zuckte leicht zusammen und konzentrierte sich darauf, ein Muster in den Rissen an der Decke zu entdek-ken. »Die Polizei war den ganzen Vormittag draußen«, fuhr sein Dad fort, der offenbar begriff, daß Dale alle Einzelheiten wissen mußte, wie schrecklich sie auch sein mochten. »Sie werden die Ermittlungen fortsetzen, sind aber ziemlich sicher, daß es ein Unfall war.« »Was ist mit seinem Vater?« flüsterte Dale. »Was?«
    »Duanes Vater. Hat die Polizei ihn nicht festgenommen?«
    Dales Vater kratzte sich an der Oberlippe. »Wer hat dir das gesagt?«
    »Mike war hier. Er hat es von einem Jungen gehört. Sie sagen, Duanes Vater wäre wegen

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