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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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gepreßtes Lächeln. »Es war das einzige da unten, abgesehen von einer schwimmenden Werkzeugkiste und ein bißchen Plunder. Der Strom ist wieder an. Die Pumpe läuft.«
    Dale sah zum Haus. Der Schalter war unten gewesen ... auf AUS.
    Kevin kam den Hang herunter und hielt sich die Ellbogen wie immer, wenn er nervös war. Er betrachtete Dales blasses Gesicht, die tropfnasse Kleidung, das nasse Haar, leckte sich die Lippen, als wollte er etwas Sarkastisches sagen, sah den Blick seines Vaters und nickte Dale nur zu. Er stieß die tote Katze auch mit der Schuhspitze an. Mehr Wasser floß aus ihrem Mund.
    »Ich glaube, es ist eine von Mrs. Moon«, sagte Dales Mutter, als wäre damit alles geregelt.
    Mr. Grumbacher klopfte Dale auf den Rücken. »Ich kann dir nicht verdenken, daß du dich ein wenig gegruselt hast. Auf diese Mieze hier zu treten, die voll Wasser war, und dann noch im Dunkeln.. .das hätte jedem Angst gemacht, mein Sohn.«
    Dale wollte zurückweichen und diesem Grump-backer sagen, daß er nicht sein Sohn sei und er sich nicht wegen der toten Katze gegruselt habe. Statt dessen brachte er ein Nicken zustande. Er schmeckte immer noch den säuerlichen, bitteren Geschmack des Wassers, das er geschluckt hatte. Tubby ist immer noch da unten.
    »Gehen wir rauf, uns umzuziehen«, sagte seine Mutter schließlich. »Wir können später darüber reden.«
    Dale nickte, ging einen Schritt auf die Verandatür zu und blieb stehen. »Können wir vorne reingehen?« fragte er.
    Jim Harlen strampelte durch die Dunkelheit, hörte überall im ganzen Block Hunde ausrasten und lauschte angestrengt nach dem Motorenlärm des Abdeckereilasters. Es schien an der Ecke Depot und Broad zu verweilen. Er will mir den Weg abschneiden.
    Die Gasse, in die er blindlings hineingeradelt war, verlief zwischen den Schuppen, Garagen und langen Gärten hinter den Häusern der Broad und Fifth nach Norden und Süden. Die Gärten lagen so tief, die Häuser so von Büschen und Sträuchern umgeben, die Gasse selbst so von Laub überhangen, das durch die monsunartigen Regenfälle der vergangenen Woche üppig geworden war, daß Harlen wußte, weiter vorne mußte es Hunderte dunkle Stellen geben, wo man sich verstecken konnte: Schuppendächer, offene Garagen, die dunkle Baumgruppe, der Hain der Millers links vorne, das leere Haus am Catton Drive...
    Sie wollen, daß ich genau das mache.
    Harlen brachte sein Rad auf der schwarzen Schlacke der Gasse schlitternd zum Stillstand. Die Hunde hörten auf zu bellen. Selbst die Feuchtigkeit der Luft schien stillzustehen, ein schwacher Nebel, der die Luft zwischen den fernen Verandalichtern und Harlen trübte, der versuchte, zu einer Entscheidung zu gelangen.
    Er traf seine Entscheidung. Seine Mutter hatte keinen Narren großgezogen.
    Er kürzte durch einen Garten ab, strampelte verbissen durch Gemüsebeete, wo die Reifen Dreckklumpen hinter ihm hochwarfen, verließ den dunklen Schutz der Gasse und zischte unmittelbar vor einem verblüfften Labrador vorbei, der so überrascht herumfuhr, daß er sich fast selbst mit seiner Leine erdrosselte, bis ihm einfiel, daß er ja bellen mußte.
    Harlen duckte sich blitzschnell, weil er den Wäschedraht gerade eine Sekunde vorher sah, bevor dieser ihn enthauptet hätte, legte sich auf die Seite, um einem Pfosten auszuweichen - wobei er das Rad fast umwarf, weil sein eingegipster linker Arm das Gleichgewicht zunichte machte -, kam wieder hoch, schlitterte die lange Einfahrt der Staffneys entlang - machte aber einen großen Bogen um die schwarze Masse ihres Schuppens - und kam auf ihrem Türweg zum Stillstand - vier Schritte von der Laterne entfernt, die sie dort brennen ließen.
    Einen halben Block entfernt wurde in dem dunklen Lastwagen mit dem hohen Seitenpferch der Gang eingelegt, dann setzte er sich unter dem Tunnel der Äste über der Straße in Harlens Richtung in Bewegung. Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet.
    Jim Harlen sprang von seinem Fahrrad, rannte die fünf Stufen zur Veranda der Staffneys hoch und lehnte sich auf die Klingel.
    Der Laster beschleunigte. Er war keine sechzig Meter mehr entfernt und steuerte auf diese Seite der breiten Straße zu. Das Haus der Staffneys war achtzehn bis zwanzig Meter vom Bordstein entfernt, Ulmen, ein großer Vorgarten und Blumenbeete trennten es von der Straße, aber Harlen wäre nur beruhigt gewesen, wenn Panzerbarrikaden und Gräben zwischen ihm und dem Laster gewesen wäre. Er hämmerte mit der Faust an die Tür, während er den

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