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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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andere. Die Tote. Der Traum. Das Gesicht am Fenster. Fallen.
    Harlen erschauerte, und Mrs. S. brachte ihm ein Stück Kuchen. Dr. Staffney fragte hartnäckig, wie häufig seine Mutter diese Aufträge zu erledigen hätte und ihn allein im Haus ließ. Ob sie wußte, daß es Gesetze darüber gab, Kinder unbeaufsichtigt im Haus zu lassen.
    Harlen versuchte zu antworten, aber es war schwer; er hatte den Mund voll Kuchen und wollte vor Michelle nicht ungehobelt erscheinen.
    Barney traf schon fünfunddreißig Minuten nach dem Anruf ein, wahrscheinlich ein neuer Rekord für die Stadt, dachte Harlen.
    Er erzählte seine Geschichte noch einmal, diesmal mit etwas weniger Panik, aber auf eine flüssigere Weise. Als er zu der Stelle mit dem Gesicht am Fenster und dem Laster auf der Straße kam, bebte seine Stimme hinreichend realistisch. Er mußte daran denken, wie dicht daran er gewesen war, die Gasse entlangzufahren und sich in einem der dunklen Schuppen oder leeren Häuser am Catton Drive zu verstecken, und er fragte sich, was dort auf ihn gewartet haben könnte.
    Er hatte echte Tränen in den Augen, als er dem Con-stable die Situation erläutert hatte, aber er blinzelte sie weg. Auf gar keinen Fall würde er vor Michelle Staffney weinen. Er wünschte sich nur, sie wäre nicht nach oben gelaufen, um einen Frotteebademantel anzuziehen, während ihre Mutter die heiße Schokolade gemacht hatte. Ihr sexy Aussehen, als er gekommen war, vermischte sich bereits mit der Erinnerung an nacktes Entsetzen und dem körperlichen Hochgefühl des vorangegangenen Adrenalinstoßes.
    Constable Barney fuhr ihn nach Hause. Dr. Staffney kam mit und saß bei ihm im Auto, während Barney das Haus durchsuchte. Das war so, wie Harlen es verlassen hatte -hell erleuchtet, Tür offen -, aber Barney war zur Hintertür gegangen und hatte geklopft - geklopft! -, bevor er eingetreten war. Harlen wäre geduckt und schnell und mit schußbereitem Revolver hineingegangen, genau wie die Polypen in Naked City. Barnex hatte nicht einmal einen Revolver, jedenfalls nicht bei sich.
    Harlen beantwortete Dr. S.s Fragen nach den Wochenendreisegewohnheiten seiner Ma, während er die ganze Zeit auf einen Schrei aus dem Haus wartete.
    Barney kam heraus und winkte sie hinein. »Keine Spur eines gewaltsamen Eindringens«, sagte er, als sie wieder die Stufen hinaufgingen. Harlen wurde klar, daß der Constable mit dem Doktor sprach, nicht mit ihm. »Das Haus sieht aus, als wäre es ein wenig durcheinandergebracht worden. Als hätte jemand etwas gesucht.« Er wandte sich an Harlen. »Ist das so, Junge, oder sieht es immer so aus?«
    Harlen sah Eßzimmer und Küche mit neuem Blick. Pfannen auf dem Herd voll altem Fett. Ein Stapel schmutziges Geschirr in der Spüle, auf der Platte, sogar auf dem Tisch. Der Stapel Zeitschriften, Kisten und Abfall auf dem Boden. Die überquellenden Mülltüten. Im Wohnzimmer sah es nicht viel besser aus. Harlen wußte, unter den vielen Stapeln von Zeitungen und Fertiggeächtepackungen und Klamotten und Zeug befand sich ein Sofa, aber er sah ein, warum der Bulle und der Arzt nicht so sicher sein konnten.
    Er zuckte die Achseln. »Ma ist nicht die ordentlichste.«
    Er haßte es, wie seine Stimme klang, als er das sagte. Als müßte er sich bei diesen beiden Arschlöchern entschuldigen.
    »Fällt dir auf, daß etwas fehlt, Jimmy?« fragte Barney, als wäre ihm sein Name gerade wieder eingefallen. Es stank Harlen am allermeisten, wenn er Jimmy genannt wurde, ausgenommen, wenn er ins Gesicht geschlagen wurde. Aber als Michelle es heute abend gesagt hat, nicht. Er schüttelte den Kopf und ging im kleinen Erdgeschoß von Zimmer zu Zimmer und versuchte im Vorübergehen verstohlen, das eine oder andere aufzuräumen. »Nn-nnn«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß etwas fehlt, aber ich bin nicht sicher.« Scheiße, was sollten sie uns schon stehlen? Das elektrische Heizkissen? Unsere alten Fernsehzeitschriften? Meine Pornoheftchen? Harlen errötete plötzlich bei dem Gedanken, Barney oder das FBI oder jemand könnte eine gründliche Durchsuchung durchführen und sie unter dem losen Bodenbrett seines Schranks finden.
    »Die alte Dame war oben, nicht hier unten«, sagte er ein wenig trotziger als beabsichtigt.
    »Ich habe oben nachgesehen«, sagte der Constable. Er sah Dr. S. an. »Ein einziges Durcheinander, aber keine ersichtlichen Spuren von Vandalismus.«
    Die drei gingen gemeinsam nach oben, und Harlen fühlte sich mit jedem Augenblick beschissener. Er

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