Sommer der Nacht
während er versuchte, sich dicht an den Laternen zu halten. C. J. Congden, Archie Kreck und ein paar ihrer Schlägerfreunde saßen auf den Hauben einiger Autos, die vor dem ungepflegten Rasen von J. P.'s Haus parkten, und riefen ihm Gemeinheiten über das Plärren der Autoradios hinweg nach.
Harlen hielt weder an, noch sah er zurück. Auf der breiten Kreuzung von Depot und Broad kam er schlitternd zum Stillstand. Old Central lag direkt vor ihm. Die Häuser von Double-Butt und Mrs. Duggan lagen rechts.
Das Gesicht am Fenster. Löcher anstelle von Augen. Maden unter der Zunge. Glänzende Zähne.
In meinem Zimmer!
Harlen hing keuchend über der Lenkstange und versuchte, sich nicht noch einmal zu übergeben. Weiter unten an der Depot Street, wo die Lichter der Schule noch durch die Ulmen leuchteten, bog die schwarze Silhouette eines Lastwagens von der Third links ab in seine Richtung.
Der Abdeckereilaster. Er konnte ihn riechen.
Harlen strampelte auf der Broad nach Norden. Hier waren die Bäume riesig und hingen sogar über die fast zehn Meter breite Straße; die Schatten waren dunkel. Aber hier waren mehr Verandaleuchten und Straßenlampen an.
"Er hörte, wie sich der Laster der Kreuzung hinter ihm näherte; das Getriebe knirschte. Harlen lenkte auf den Gehweg, rollte über die schiefen Bordsteinplatten und schwenkte in eine Einfahrt. Da hinten lagen Schuppen, Garagen und endlose Gärten, die alle ohne Zäune ineinander übergingen. Er glaubte, daß er am Haus von Dr. Staffney vorbeifuhr, als ein Hund vor ihm durchdrehte, bellte und an der Wäscheleine zerrte, mit der er angebunden war, während seine Zähne im gelben Licht der hinteren Veranda funkelten.
Harlen schwenkte nach links, fuhr in die schlackegedeckte Gasse zwischen den Schuppen und Garagen und weiter nach Norden. Er konnte über das Tohuwabohu sämtlicher Hunde, die im ganzen Block durchdrehten, den Laster die Broad Avenue entlangkommen hören. Er hatte keine Ahnung, wohin er fahren sollte.
Er mußte sich etwas einfallen lassen!
Dale Stewart ließ die Taschenlampe fallen, lief durch das knietiefe Wasser, schrie nach seiner Mutter, prallte im Dunkeln gegen eine Wand und taumelte zurück, erschrak und verlor das Gleichgewicht. Er fiel bis zum Hals in eiskalte Schwärze und schrie wieder, als etwas unter der Oberfläche an seinen bloßen Arm stieß. Er mühte sich auf die Füße und watete weiter, obwohl er in der völligen Dunkelheit im Keller keine Ahnung hatte, wohin er ging.
Und wenn ich versehentlich in den hinteren Raum zurückgehe? Zum Loch unter der Pumpe?
Nein! Raus hier! Er konnte nicht in der mitternächtlichen Schwärze und dem Wasser stehenbleiben, das wie kaltes Öl um seine Füße strömte, und darauf warten, daß das verdammte Ding ihn fand. Er stellte sich vor, wie das Tubby-Ding den toten Mund weiter aufriß und sich die langen, entblößten Zähne unter Wasser in sein Bein gruben.
Dale hörte auf, sich so etwas vorzustellen, und konzentrierte sich aufs Laufen und stieß gegen etwas, das die Werkbank seines Vaters im zweiten oder die Wäschebank im hinteren Raum sein konnte. Er wirbelte nach links, ging in Wasser, das plötzlich so warm wie Urin oder Blut war, auf alle viere und taumelte weiter, bis er schließlich ein helleres Rechteck sah - zw sehen glaubte -, einen nicht ganz so dunklen Umriß, bei dem es sich um die Tür von der Werkstatt zum Heizraum handeln konnte.
Er stieß gegen etwas hohl Hallendes und holte sich eine Schnittverletzung am Kopf, achtete aber nicht darauf. Der
Ofen! Geh um ihn herum. Du mußt den Korridor am Kohlenkeller vorbei finden ... Er rief wieder und hörte, wie die Antwort seiner Mutter in dem hallenden Irrgarten in seine eigenen Schreie einstimmte. Er spürte, wie hinter ihm etwas durch das Wasser glitt, drehte sich um, konnte nichts sehen, stolperte wieder rückwärts, stieß gegen etwas Härteres als den Ofen oder die Schüttgutluke und fiel Kopf voraus ins Wasser... und spürte den fauligen Geschmack von Abwasser und schwarzer Erde zusammen mit dem salzig-süßlichen Blutgeschmack in seinem Mund.
Arme schlössen sich um ihn, Hände drückten ihn tiefer und hoben ihn hoch.
Dale trat um sich und krallte und schlug nach dem Ding. Sein Gesicht ging wieder unter, dann wurde es gegen nasse Wolle gedrückt.
»Dale! Dale, hör auf! Hör auf! Beruhige dich... ich bin es, Mom. Dale!« Sie schlug ihn nicht, aber die Worte hatten dieselbe Wirkung. Er wurde schlaff und versuchte, nicht zu wimmern,
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