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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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eingetrichtert hatte. »Gern!« rief er zurück. »Bin gleich unten.« Er hob das Kissen und zog die Pyjamahose hervor, die er darunter aufbewahrte.
    Eine graue, klebrige Pampe war daran. Harlen betrachtete stirnrunzelnd seine Hände, wischte sie am Pyjamaunterteil ab und schlug die Bettdecke zurück.
    Das Laken sah aus, als wäre es mit mehreren Litern einer Substanz beschmiert worden, die wie eine Mischung aus Rotz und Sperma aussah. Das Zeug glänzte im Licht der Nachttischlampe und der Deckenbeleuchtung. Es sah aus, als wäre das Bett ein Sandwichbrot, auf das jemand tonnenweise graue Marmelade gestrichen hatte - dicke, zähe, schleimige Masse, in der sich das Licht spiegelte, die die Laken durchnäßte und schon langsam zu kleinen Schollen und Schuppen trocknete. Es roch, als hätte jemand ein nasses Handtuch drei Jahre lang in einem Dreckloch schimmeln und anschließend eine Hundemeute darauf pissen lassen.
    Harlen taumelte rückwärts, ließ den Pyjama fallen und lehnte sich an den Türrahmen. Ihm war, als müßte er sich übergeben. Der Holzboden schien zu schwanken wie das Deck eines kleinen Bootes bei schwerem Seegang. Harlen ging hinauf und lehnte sich auf das wogende Geländer.
    »Sir? Constable?«
    »Ja, Junge?« rief Barney aus der Küche. Harlen roch Nescafe und heiße Milch.
    Harlen sah in sein Zimmer zurück und rechnete fast damit, saubere Laken zu sehen - zumindest die schmutzigen von heute morgen -, wie im Kino, wenn der Held Halluzinationen hatte oder Visionen sah.
    Der graue Schleim glänzte fast weiß im Licht.
    »Ja?« sagte Barney und kam zur Treppe. Der Mann hatte die Stirn gerunzelt, als würde ihm wirklich etwas an Harlen liegen. Seine dunklen Augen blickten - wie? Besorgt? Möglicherweise mitfühlend.
    »Nichts«, sagte Harlen. »Ich komm' gleich runter den Kakao trinken.« Er ging in sein Zimmer, zog das Bett ab, ohne die Schweinerei zu berühren, warf das ganze Schlamassel samt Pyjamaober- und -unterteil in eine Ecke seines Schranks, holte einen frischen Schlafanzug aus der untersten Kommodenschublade, der ihm zu klein, aber sauber war, nahm seinen abgewetzten alten Morgenmantel, wusch sich die Hände und ging nach unten zu ihnen.
    Auch später konnte Jim Harlen nicht sagen, warum er den beiden Männern diesen schlagenden Beweis dafür, daß etwas oder jemand in seinem Haus gewesen war, nicht gezeigt hatte. Vielleicht war ihm in diesem Augenblick klar geworden, daß er allein damit fertig werden mußte. Vielleicht lag es auch daran, daß manches so peinlich war, daß man es anderen nicht zeigen wollte... ihnen das Bett zu zeigen, wäre zu sehr gewesen, als hätte er die Heftchen aus dem Schrank geholt und damit geprahlt.
    Sie war da. Es war da.
    Die heiße Schokolade war ziemlich gut. Dr. Staffney hatte den Küchentisch abgewischt, die drei saßen etwa bis halb eins dort und unterhielten sich, bis Harlens Mutter zur Hintertür hereinkam.
    Dann ging Harlen nach oben, holte eine frische Decke aus dem Schrank und zog sie über sich, ohne sich um ein Laken zu kümmern. Er schlief gleich ein und lächelte verhalten über die wütenden Stimmen von unten.
    Es war fast wie früher, als sein Dad noch hier gewohnt hatte.

23 
    Auf dem Höhepunkt seines Fiebers träumte Mike, daß er sich mit Duane McBride unterhielt.
    Duane sah gar nicht tot aus. Er war nicht in Stücke gerissen, wie alle in der Stadt behauptet hatten. Er schlurfte nicht herum wie ein Zombie oder so; er war einfach nur der Duane, den Mike all die Jahre gekannt hatte - dick, langsam, Cordhosen und kariertes Flanellhemd. Selbst im Traum rückte Duane ab und zu die Hornbrille zurecht.
    Sie befanden sich an einem Ort, der Mike unbekannt und doch seltsam vertraut war: eine bucklige Wiese mit hohem, dichtem Gras. Mike war nicht sicher, was er hier machte, aber er sah Duane und gesellte sich auf einem Felsen beim Hang einer Klippe zu ihm. Die Klippe war höher als alle, die Mike im Leben gesehen hatte, sogar noch höher als der staatliche Park Staved Rock, den seine Familie besucht hatte, als er sechs war. Das Panorama reichte unendlich weit. Da unten waren Städte und ein Fluß mit Booten. Duane widmete der Aussicht nicht einmal einen Blick; er schrieb in ein Notizbuch. Als Mike sich neben ihn setzte, blickte er auf.
    »Tut mir leid, daß du krank bist«, sagte Duane und rückte die Brille zurecht. Er steckte das Notizbuch weg.
    Mike nickte. Er war nicht sicher, ob er sagen sollte, was er sagen wollte, aber er sagte es trotzdem. »Tut

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