Sommer der Sehnsucht
richtigen Worte und handelte immer genau richtig. Sie hingegen wurde zunehmend unsicher. Wenn ich auch nur einen Hauch von Verstand besitze, muss ich jetzt davonrennen, dachte Bella. Aber dazu hatte sie absolut keine Lust. „Warum machst du das?“
„Was meinst du?“ Er nippte an seinem Wein.
„Warum tust du so, als würdest du mich verführen?“
„Weil ich das will. Ich habe kein großes Geheimnis daraus gemacht.“
„Aber warum dann dieses ganze Spiel?“, fragte sie und ging zum Tisch, um das Weinglas abzustellen. Bella stand jetzt mit dem Rücken zu ihm. „Du musst mir nicht schmeicheln. Oder mit mir flirten. Oder irgendetwas tun, was dir hilft, mich herumzukriegen. Du weißt doch längst, dass ich dich auch will. Warum hörst du also nicht auf damit, so zu tun, als würdest du etwas für mich empfinden?“
Er schwieg eine Weile, und das Mondlicht zauberte einen silbernen Schimmer in seine Augen. Sein Mund wirkte angespannt, sein Haar wehte leicht im Wind. „Wer sagt, dass ich nichts für dich empfinde?“
8. KAPITEL
Als ihre Blicke ineinander versanken, erbebte Bella leicht. In seinen Augen las sie wildes Verlangen, hitzige Leidenschaft und etwas, das sie nicht benennen konnte. Doch was immer es war, Bella spürte, wie sie sich bereit machte, darauf zu antworten.
„Was willst du von mir, Jesse?“
Er ging langsam einen Schritt auf sie zu, stellte sein Glas ab und legte die Hände auf ihre Schultern. „Heute Nacht will ich nur dich. Aber nicht, weil ich diese blödsinnige Wette gewonnen habe.“ Sanft strich er über ihren Hals und ihr Gesicht. „Ich will es, weil du es dir ebenso wünschst, und weil wir es beide brauchen.“
Bella blieb immer noch die Möglichkeit zu flüchten. Doch das wollte sie nicht. Seit Jesse wieder in Morgan Beach aufgetaucht war, hatte sie im Grunde gewusst, dass sie am Ende hier landen würde. Dass eine weitere Begegnung zwischen ihnen unausweichlich war. Und es war gut möglich, dass es bei dieser Nacht blieb – Bella wusste nur, dass sie jede Sekunde davon genießen würde.
Sie hatte nicht länger vor, ihre Gefühle vor ihm zu verbergen oder so zu tun, als würde sie ihn hassen. Sie wollte keine Lügen mehr. Denn die Wahrheit war, dass sie sich vor drei Jahren unsterblich in ihn verliebt hatte. Es war in jenem Moment geschehen, in dem sie über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesprochen und sich am Strand von der Magie des Mondlichts hatten verzaubern lassen.
Ohne etwas dagegen tun zu können, hatte sie sich in ihn verliebt. Aber sie hatte sich hinter kleinen Gemeinheiten versteckt, weil sie geahnt hatte, dass es niemals weitergehen würde. Es war einfacher, ihn zu hassen, als sich mit der Tatsache abfinden zu müssen, einen Mann zu lieben, den sie niemals haben konnte.
Doch mit dieser Maskerade war jetzt Schluss. Auch wenn sie es ihm um keinen Preis sagen würde, sie liebte ihn. Und sie wollte diese weitere Nacht mit ihm – sie bereute nichts.
Bella stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang die Arme um seinen Nacken. „Ich will bei dir sein, Jesse. Nirgendwo sonst.“
„Ich danke Gott im Himmel“, flüsterte er und senkte den Kopf, um sie zu küssen.
Sie verlor jeden Funken von Vernunft, als sie seine Zunge zwischen ihren Lippen spürte und er fordernd in ihren Mund drang. Ihr schwanden die Sinne, während sie einander begierig küssten. Nervös strich Bella über seinen breiten Rücken und zog ihn näher an sich. Sie war bereit, ihm alles zu schenken, was sie hatte. Und alles zu empfangen, was er bereit war, ihr zu geben.
Fest schloss er sie in die Arme und presste sie gierig an sich, womit er ihre Sehnsucht und ihr Verlangen schürte. Sie rang nach Atem, und im nächsten Moment hob er sie hoch, sodass sie sich wie eine Filmdiva in einem Hollywood-Liebesfilm fühlte. Benommen schmiegte sie sich an ihn, während er über die Veranda ging und mit Bella ins Haus zurückkehrte. Er trug sie über den Flur und die Treppe hinauf. Und Bella war gleichgültig, wohin er mit ihr ging, solange er sie bald über und über mit Küssen bedecken würde.
Als er sie schließlich behutsam herunterließ, sah sie sich flüchtig um. Sie waren in seinem Schlafzimmer, in dem ein riesiges Bett aus Bambusholz dominierte. Durch ein Deckenfenster über dem Bett drang das Mondlicht und beschien die schwarzweiße handgenähte Decke, die am Kopfende übersät war mit Kissen. Aus dem halb geöffneten Fenster, von dem aus man direkt aufs Meer sah, wehte eine leichte
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