Sommer der Sehnsucht
ich dir so etwas niemals zugetraut hätte“, rief sie und gestikulierte wild.
„Warum überrascht dich das?“
„Machst du Witze?“, rief sie. „Du bist der Typ, der dem Stadtteil, den ich liebe, das Herz herausgerissen und eine eintönige Shoppingmeile daraus gemacht hat.“
Er runzelte die Stirn. „Alle Materialen, die wir verwendet haben, sind umweltverträglich.“
„Aber warum? Wieso hast du daran ein so großes Interesse?“
„Ich bin eine Surferseele, Bella. Natürlich geht mich Umweltschutz etwas an. Ich will, dass die Meere und unsere Luft sauber bleiben. Ich hänge nur nicht alles an die große Glocke, was ich tue.“
„Nein, offenbar versteckst du es lieber.“
„Das tue ich nicht. Wenn du dir ein bisschen mehr Mühe geben würdest, mich zu verstehen, dann würdest du noch viel mehr entdecken. Die Stiftung Rettet die Wellen ? Ist meine. King Beach unterstützt die Initiative.“
Bella sah ihn an, überrascht und … beeindruckt. Wie sollte sie das Bild des herzlosen Unternehmers mit dieser unerwarteten Seite von Jesse King unter einen Hut bringen? Hatte sie ihn wirklich derart unterschätzt? Was gab es noch an ihm, das sie übersehen hatte?
Nachdenklich sah sie sich um. Auf die glänzenden Bambusböden fiel Mondlicht, das durch Deckenfenster ins Haus drang, dem ganzen Haus eine magische Atmosphäre verlieh – und auch Bella verzauberte. Weit entfernt von einem Schock, war sie vielmehr entzückt, fast schon stolz. Wie albern, dachte sie, als es ihr bewusst wurde.
Er legte ihre Hand auf seinen Arm und führte Bella über einen langen weiten Flur. „Komm mit. Ich habe meine Haushälterin gebeten, das Essen im Innenhof zu servieren.“
An den weißen Wänden, zu beiden Seiten entlang des Flurs, hingen Familienfotos. Bella warf einen Blick auf die Fotos, als sie daran vorbeigingen, und versuchte sie sich einzuprägen. Doch es waren zu viele.
„Ich habe dir ja gesagt, dass ich noch Unmengen davon zu Hause habe“, sagte er. „Wenn du möchtest, zeige ich sie dir nach dem Dinner.“
Dinner. Und sie war das Dessert. Denn er hatte es ja bereits geschafft, sie zu schockieren! Es sei denn, sie zog sich diskret aus der Affäre und ging ganz einfach. Sie könnte ihm sagen, dass sie ihre Meinung geändert hatte. Das würde ihm nicht gefallen, aber er würde sie bestimmt ziehen lassen. Er mochte arrogant und aufdringlich sein, aber ein Rüpel war er nicht.
„Du denkst zu viel“, sagte Jesse plötzlich.
„Wundert dich das?“
„Ich wusste, du würdest geschockt sein. Aber ich frage mich immer noch, warum.“ Er führte sie durch die Verandatür auf eine große Terrasse.
Nun verschlug es Bella vollends die Sprache. Der helle Vollmond zauberte einen silbernen Streifen aufs Meer, der aussah, als würde sich an dessen Ende etwas Wunderbares verbergen. Sterne funkelten am klaren Abendhimmel, und eine leichte Brise strich sanft über Bellas Haut. Ein kleiner runder Tisch war mit weißem Leinen und edlem Porzellan gedeckt. In der Mitte stand eine geöffnete Flasche Wein, und brennende Kerzen in Windlichtern verbreiteten ein warmes Licht. „Wow“, murmelte Bella.
„Da stimme ich dir zu.“
Sie sah ihn an. Doch er achtete nicht auf den Tisch, die Kerzen und das ganze Drumherum. Er betrachtete sie . Gehörte das zu seinem Spiel? War das eine seiner Strategien, um Frauen um den Finger zu wickeln? Oder war es doch etwas anderes? Etwas, das nur ihr galt? Das war ein gefährlicher Gedanke.
„Das sieht wunderschön aus“, sagte Bella beeindruckt.
„Stimmt“, entgegnete Jesse, ging zum Tisch und schenkte dunklen Rotwein in zwei Gläser. „Ich habe diesen Platz gefunden, als ich das letzte Mal in Morgan gewesen bin. Die Umgebung war großartig, aber ich hatte mehr an ein umweltverträglich gebautes Haus gedacht. Also habe ich es sanieren lassen.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Sanierungen scheinen ein Hobby von dir zu sein.“
„Dagegen bin ich machtlos. Ich bin eben einer von diesen Typen, die immer sofort alles in die Tat umsetzen müssen.“
Wieder verspürte sie dieses merkwürdige Gefühl im Magen. „Du hast dieses Haus also vor drei Jahren gekauft?“
„Genau.“ Er trat einen Schritt auf sie zu und reichte ihr ein Glas.
Sie trank einen Schluck Wein. „Das heißt, du hattest immer schon vor, hierher zu ziehen.“
„Nein. Eigentlich habe ich das in einer Nacht entschieden, in der ich eine Frau auf dem Pier getroffen habe.“
Er war einfach zu gewandt für sie, fand immer die
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