Sommer der Sehnsucht
sein konnten, wäre es in dem Fall vielleicht möglich. Dafür sprach außerdem, dass Bella nicht zum Typ Frau gehörte, die mit einem Kerl zusammen war und mit einem anderen herumknutschte. Was also wollte Mr. Wachhund von ihm?
Jesse gab sich gelassen. „Was gibt’s denn? Haben Sie die Smaragdohrringe bekommen?“
„Nein“, erwiderte Kevin. „Die werden nächste Woche geliefert. Es geht um Bella.“
Natürlich ging es um sie. Vielleicht war es ja gut, ein wenig mit diesem Typen zu reden und einige Dinge klarzustellen. „Kein Problem. Reden wir“, meinte Jesse freundlich. „Sind Sie hier, um mich zu warnen? Denn ich sage Ihnen gleich, das können Sie vergessen.“
Bevor Kevin antworten konnte, servierte die Kellnerin eine große Tasse Kaffee mit Sahnehäubchen.
„Danke“, murmelte Kevin.
Als beide Männer sie ungeduldig ansahen, verzog die Blondine den Mund und ging wieder.
Schließ nahm Kevin seine Tasse und nippte. „Ich würde gerne wissen, was zwischen Ihnen und Bella ist.“
„Wieso sollte Sie das etwas angehen?“
„Weil Bella mir wichtig ist.“
Jesse mochte den Klang seiner Worte nicht. Er fand, dass Kevin kein Recht hatte, Bella in Schutz zu nehmen. Vor ihm erst recht nicht. Er presste die Zähne aufeinander. „Sie ist Ihnen also wichtig . Was sind Sie? Ihr weißer Ritter?“
„Braucht sie denn einen?“
„Falls ja, dann bestimmt nicht Sie.“
„Sehen Sie, und genau da liegen Sie falsch.“
Offenbar hatte Jesse ihn unterschätzt. Der Kerl wirkte zwar harmlos mit seinem freundlichen Lächeln und in seiner lässigen Pose, war aber ein harter Knochen. Was Jesse wiederum bewunderte. „Haben Sie mit ihr geschlafen?“, fragte er geradeheraus.
Kevin starrte ihn an. „Nein“, antwortete er leise und mit fester Stimme.
„Gut.“ Sehr gut sogar, dachte Jesse. Allein der Gedanke, dass irgendein anderer Mann Bella anrührte, machte ihn nervös. „Aber wenn Sie nicht ihr Liebhaber, Ehemann oder ihr Vater sind, was sind Sie dann?“
„Ich bin ihr Freund. Vielleicht ein bisschen mehr“, entgegnete Kevin und nahm die Tasse in beide Hände. „Wir sind so etwas wie eine Familie.“
Jesse betrachtete den anderen Mann. „Tatsächlich?“
„Ja. Nach der Nacht mit Ihnen vor drei Jahren ging es ihr sehr schlecht.“
Jesse fühlte sich unwohl, als er das hörte. Bis jetzt hatte er das eigene Handeln nicht oft kritisch hinterfragt. Und normalerweise wollten die Frauen, mit denen er etwas angefangen hatte, das Gleiche wie er – einen angenehmen Abend. Bella fiel nicht in diese Kategorie. Ja, verdammt, vielleicht hatte er es damals schon instinktiv gewusst, es jedoch nicht wahrhaben wollen.
„Tun Sie ihr das nicht noch einmal an“, sagte Kevin.
„Normalerweise lasse ich mir keine Vorschriften machen.“
„Betrachten Sie es als guten Rat.“
Jesse stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und betrachtete Kevin. Er wirkte ruhig und gelassen, nur etwas bekümmert. Vielleicht war er wirklich lediglich Bellas bester Freund. Falls es so war, konnte er Kevin nicht vorwerfen, dass er sich Sorgen um sie machte. Aber wenn sie Schutz brauchte, dann würde Jesse ab sofort für sie da sein. „Ich werde Sie ganz bestimmt nicht um Ihre Erlaubnis fragen.“
Kevin lachte überrascht auf. „Himmel, bloß nicht. Bella würde mir den Hals umdrehen, wenn sie wüsste, dass ich mit Ihnen rede.“
Jesse lächelte frostig. „Was wollen Sie dann?“
Kevin stand auf und legte ein paar Münzen auf den Tisch. „Bella ist nicht wie die anderen Frauen, mit denen Sie sonst zu tun haben. Sie ist sehr verletzlich.“
Nun stand Jesse ebenfalls auf und legte einen großen Dollarschein auf den Tisch. „Ich habe nicht vor, ihr wehzutun.“
„Genau das ist ja das Problem“, sagte Kevin. „Ein Mann wie Sie kann einer Frau wehtun, ohne es zu wollen.“
Nachdem Kevin gegangen war, blickte Jesse ihm hinterher. Ein Mann wie Sie . Was zum Teufel meinte er damit? War er denn so anders als andere Männer? Und was Bella anging – verflucht sollte er sein, wenn er ihr tatsächlich wehtat. Abgesehen davon wollte Jesse sie natürlich. Dass er sie auch bekommen würde, stand fest.
„Jetzt hör endlich auf, dauernd in den Spiegel zu sehen“, ermahnte Bella sich, während sie sich bestimmt zum zehnten Mal das Haar glattstrich. Obwohl sie bereits seit einer halben Stunde fertig war, konnte sie es nicht lassen und prüfte immer wieder ihr Spiegelbild. Ihr welliges Haar, das sie offen trug, lag duftig auf den
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