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Sommer des Schweigens: Ich war in der Gewalt dreier Männer. Und ein ganzes Dorf sah zu (German Edition)

Sommer des Schweigens: Ich war in der Gewalt dreier Männer. Und ein ganzes Dorf sah zu (German Edition)

Titel: Sommer des Schweigens: Ich war in der Gewalt dreier Männer. Und ein ganzes Dorf sah zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maria Scarfò
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an.
    Und ich will mich nicht erinnern.
    Ich kann mich losreißen und schreien. Ich kauere mich zusammen und weiche zwei Schritte zurück. Cucinotta ist hinter mir. Er steht mit heruntergelassenen Hosen da.
    Ich denke nichts. Ich fühle nichts. Ich sehe nichts. Ich bin nichts mehr.
    »Jetzt mach schon Schluss, dann bin ich dran. Mach Schluss.« Und er kippt mir Bier über den Kopf.
    »Nein. Nein …«
    Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich das sage, denke oder schreie. Aber ich glaube, dass ich es geschrien habe, denn sie antworten darauf.
    »Nein was? Nein was?«
    Ich fliehe.
    Sie holen mich zurück.
    »Wenn du nein sagst, schlagen wir dich tot. Wir treten auf dich ein, du läufige Hündin, und dann bringen wir dich so zu deinem Vater. So wie du jetzt bist.« Ein Fuß erhebt sich gegen mich. Ich liege übergossen mit Bier auf dem Boden. Und der Fuß hält an. Ich sehe die Sohle ganz nah vor meinem Mund. Ich schließe die Augen und presse die Lippen zusammen.
    Sie heben mich hoch. Legen mich auf den Kofferraum des Wagens.
    Ich bin eine Hündin. Ich bin eine Hündin, und deshalb knurre ich. Ich beiße. Ich laufe davon.
    Ich kämpfe. Gott allein weiß, wie sehr ich kämpfe. Aber mein Mund ist schon wieder voll. Ich will nicht schlucken, aber weil mein Kopf gegen den Kofferraumdeckel gepresst wird und meine Beine gespreizt werden, kann ich mich nicht bewegen und schlucke doch. Dreck und Wut. Ich schlucke sie runter.
    Die Wände des Stalls weinen blutige Tränen.
    »Du bist gut, Annarella, du bist eine brave Sau«, flüstern sie.
    Ich will nichts hören.
    Sie sind in mir. Und ich kann nicht anders, als sie zu spüren. Ihre Hände auf meinem Busen. Sie pressen ihn zusammen. Ihre Bäuche auf meinem Bauch.
    »So eine brave, kleine Hure … schau, wie du da reinkommst.«
    »Eng und klein ist sie. Das gefällt dir, hey … Annarella. Jetzt lächle doch. Wenn man Liebe macht, darf man nicht traurig sein.« In mir, auf mir ist jetzt Michele Iannello. Er streichelt mein Gesicht und spricht ganz nah mit mir, seine Lippen berühren meinen Mund, meine Augen, mein Ohr. Und ein Schauer überzieht mich. Er spricht ganz leise.
    »Du musst lächeln, denn das ist etwas Schönes, und jeder liebt es.«
    Die anderen hören ihn nicht.
    Ich öffne die Augen. Er ist nicht brutal. Er spricht ganz leise.
    Ich erinnere mich nicht, wie lange wir im Stall geblieben sind. Ehe wir gehen, darf ich mich am Brunnen säubern, damit ich mir den Biergestank abwaschen kann.
    »Was habt ihr mit mir gemacht?« Ich schaue ihnen in die Augen.
    Keine Antwort.
    Wir steigen ins Auto. Wieder sagen sie mir, dass ich mich zwischen die Sitze kauern soll, und werfen die Jacken über mich. Jetzt bin ich froh, dass es dunkel ist. Und ich wehre mich nicht.
    Mir tut der Mund weh. Ich gehe nach Hause.
    Am nächsten Morgen macht meine Mutter sich Sorgen, weil ich dunkle, richtig schwarze Augenringe habe.
    Sie sieht auch den blauen Fleck an meinem Arm. Aber ich sage ihr, dass ich mit dem Fahrrad gegen eine Mauer geprallt bin, und sie stellt keine weiteren Fragen.
    Ich sage ihr, dass ich Bauchweh habe und mich fiebrig fühle, aber zur Schule gehe ich trotzdem, weil ich ja bald die Prüfungen habe. Ich kann es kaum erwarten, dass endlich die Prüfungen sind, dann ist die Schule vorbei, und ich muss nicht mehr das Haus verlassen.
    Beim ersten Mal war es die Hütte.
    Jetzt der Stall.
    Seit Tagen schalte ich schon nicht mehr das Radio ein. Ich suche in meinem Kopf nach einem Lied. Jetzt sehne ich mich nach einer romantischen Melodie. Doch mein Kopf ist leer. Und ich friere auch die neuen Erinnerungen ein, die von den Wänden, die blutige Tränen weinen.
    Ich ziehe mich an, um zur Schule zu gehen.
    Meine Stickerei ist fast fertig. Der Stoff liegt am Ende des Bettes, auf der Rückseite hängen die Fäden herunter, die Baumwollfäden sind ordentlich gerichtet. Der Baum ist perfekt geworden. Aber ich bekomme das Mädchen zu seinen Füßen nicht hin.
    Das Dorf
    Sie schmeißen Anna den Benzinkanister vor die Füße.
    »Siehst du ihn, du Nutte? Siehst du ihn?«
    Anna ist wie erstarrt und antwortet nicht. Sie rührt sich nicht.
    »Wenn du redest, verbrennen wir dich bei lebendigem Leib.«
    Der Benzingestank kratzt in ihrer Kehle. Sie hört auf zu atmen. Mit angehaltenem Atem starrt sie die an und antwortet nicht. Aber sie läuft nicht weg. Sie bleibt dort stehen, mit angehaltenem Atem, in stillem Protest.
    Anna ist erst fünfzehn.

Meine Haare
    W enn man große Angst hat, wenn man sich

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