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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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Unerbittlichkeit».
    Wohin soll ich gehen, um Trost zu
finden? Pastor Portigs letzte Predigt war über den Vers: «Dein Wort ist meines
Fußes Leuchte und Licht auf meinem Wege.» Dann lese ich im Neuen Testament,
aber der Trost hält nicht an.
    Nun leb wohl, mein Engel, und sei
umarmt
    von Deiner
    Matti
     
     
    Bremen, den 13. Januar 96
    Mein lieber Engel —
    Zu Deinem Geburtstag — morgen am 14.
Januar — sende ich Dir mehr denn je meine heißen Wünsche. Wenn Du nun erst Dein
Kind ausgebrütet hast, wird doch alles noch so viel schöner, und ich sehne mich
danach, es in Deiner Wiege zu sehen! Meine Geschenke bringt Deine Mutter Dir
morgen mit nach Hannover. Liebe Liebste, ich bin krank, der Kopf tut noch so
weh — aber sorge Dich nicht. Es wird bald besser werden.
    In inniger Liebe
    Deine Matti
     
     
    Bremen, 20. Januar 96
    Liebe Einzige —
    Wie konntest Du es merken, daß ich Dir
etwas verheimlicht habe? Vielleicht wurde Dein Verdacht dadurch bestärkt, daß
Deine Mutter Dir von meiner Krankheit erzählte!? Und nun schreibst Du, Du
wolltest alles wissen, und Du regtest Dich viel mehr auf, wenn Du es nicht wüßtest. Liebste Bertha, ich wollte Dich ja in Deinem Zustand nur schonen und
Dir — zum ersten Mal in meinem Leben bewußt etwas verheimlichen und dieses nur
aus Sorge und Liebe! — Es geht mir nun langsam besser, und jedenfalls kann es
Dich heute nicht mehr so aufregen, als wenn ich Dir alles sofort geschrieben
hätte! Ich glaube, es war der n. Januar, als Max Georgi nachmittags 3¼ zu mir
heraufkam. Er machte ein solches Gesicht, daß ich sofort in Angst ausrief: «Ist
Percy krank, ist Percy etwas passiert?» «Nein, nein», sagte Max, «beruhige dich
doch — ich komme gerade aus London und habe einen Brief für dich von Percy.» Er
blieb dabei, als ich las. Percy schrieb englisch, und Max mußte mir einiges
übersetzen. Als ich nur Percys Handschrift sah und sein blaues Papier, fing ich
schon an zu zittern. Nun fragt er an, ob er jetzt herüberkommen soll und selbst
mit Papa sprechen und ihm alles sagen. Die Szene mit Papa wäre ihm ganz
einerlei! Ach — Bertha — dieser Brief ist so bezaubernd und jedes Wort nur
Liebe und Angst für mich! Er schreibt, ich sollte dann an dem betreffenden Tag
zu Dir nach Hannover, damit ich Papas erste Wut nicht erleben sollte, und dies
wäre jetzt die allerletzte Chance — auf ein Telegramm von mir würde er sofort
kommen. Er bittet mich dann, es mit Max durchzusprechen. Ja — das tat ich — aber
Max hat eben doch das ganz richtige Gefühl, daß ich mir alles selbst
eingebrockt habe, und daß ich es nun alles selbst auskämpfen muß. Ich sehe es
selbst so an, daß Rudis große Kühle die Strafe ist für meine Treulosigkeit
an Percy. Dann sagte Max, er hätte einmal lange mit Onkel Herbert
darüber gesprochen, und der hätte immer wieder betont, daß Papa es nie erlauben
würde, weil Percy ein ganz unbeschriebenes Blatt sei, ein Angestellter — viel
zu jung für mich und zu unerfahren etc. Natürlich hätte Onkel Herbert auch den
    Skandal als etwas Entsetzliches
empfunden. Max sagte: «Wenn Percy jetzt hierherkommt und mit deinen Eltern
spricht, wirft dein Vater ihn einfach heraus — davon bin ich fest überzeugt.»
Ich bat Max, mir 24 Stunden Zeit zu lassen und morgen um dieselbe Zeit
wieder zu mir zu kommen und meine Antwort abzuholen, weil er ja wieder nach
London zurückfährt. Das versprach er. Ich behielt Percys zärtlichen Brief, und
er brannte wie Feuer an meinem Herzen. Zuerst war ich so unheimlich ruhig und
sagte auch Linsche kein Wort. Ich lief rasch hinunter und dann zu Pastor Portig,
um ihm von Anfang an alles zu erzählen und ihn um seinen Bat zu bitten, und
vielleicht würde er doch mit Papa sprechen. Wie furchtbar erschüttert war ich,
als das Mädchen an der Haustür sagte, er wäre mit seiner Frau für 4-5 Tage nach
Düsseldorf gereist. Da stand ich allein vor der Tür und sah zu der Kirche
hinauf, von der mir keine Hilfe kam! Dann lief ich unseren lieben Weg — am
Wasser entlang — zum Doventor, und ich dachte, welch hartes Schicksal es für
mich ist, daß Du mich verlassen mußtest! Und langsam aber ständig wuchs in mir
der Wunsch, nicht mehr weiterzuleben. Ich beschloß, am anderen Morgen 9 Uhr 30,
anstatt in die Kunstgeschichte zu gehen, nach St. Magnus zu fahren. In Lesmona
wollte ich noch einmal alles wiedersehen, so wie Percy es im Januar 95 — vor
einem Jahr - auch getan hatte, und dann wollte ich unten vom Steg aus in

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