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Sommer mit Nebenwirkungen

Sommer mit Nebenwirkungen

Titel: Sommer mit Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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»Bloß weg hier.«
    Sophie setzte sich auf, trank den letzten Schluck Holunder-Prosecco, schnappte sich ihr Sommerkleid mit dem bunten Blumenmuster, schlüpfte in die Sandalen und verkündete: »Ich bin dabei.«
    Die anderen beiden zogen sich ebenfalls schnell an. Die Bikinis waren getrocknet, sie zogen die Kleidung einfach darüber. Wie unkompliziert alles war.
    »Lasst uns noch schnell bei Zoe vorbeigehen und sie fragen, ob sie mitkommen will«, sagte Julia und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, voran ins Hotelgebäude. Die anderen folgten ihr.
    »Wo wohnt sie denn?«, fragte Sophie im Fahrstuhl.
    »Ganz oben, Nummer 26«, antwortete Katalin.
    »Ah, im Zwerchhaus. Neben Laura«, kommentierte Sophie.
    »Laura?«, erkundigte sich Katalin verwundert.
    »Die Verrückte, die immer am Dachrand sitzt«, erklärte Julia.
    »Pst«, machte Sophie und hielt den Zeigefinger vor die Lippen, weil sie gerade an Zimmer 25 vorbeiliefen. Vier Zimmer gab es hier oben im Zwerchhaus, zwei nach vorne mit Gebirgspanorama, zwei nach hinten, in Richtung der drei Kapellen und des Quellhauses.
    Sanft klopfte Katalin an Zoes Tür. Niemand antwortete.
    »Hast du sie heute schon gesehen?« Katalin drehte sich zu Julia um.
    »Nur beim Frühstück. Danach nicht mehr.« Jetzt klopfte Julia, aber schärfer. Tack – tack, tack, tack. Wie eine Schlafwagenschaffnerin eben klopft, wenn der Zug morgens um 5.43 Uhr ankommen soll und es um kurz nach fünf Frühstück gibt. Erst war wieder nichts zu hören, doch dann drang ein Geräusch nach außen – ein Seufzen, ein leichtes Stöhnen.
    »Ich glaube, sie ist nicht allein«, sagte Katalin grinsend und wollte schon gehen, doch Julia schüttelte den Kopf. Man sah ihr an, dass sie besorgt war; all die Jahre im Zug, all die Begegnungen mit Menschen hatten ihren Instinkt geschult. Und auch Sophie packte plötzlich ein mulmiges Gefühl. Diesmal klopfte sie kurz und drückte dann sanft die Türklinke hinunter.
    Der Raum lag dämmrig da, weil Zoe die Vorhänge zugezogen hatte. Sophies Augen brauchten eine Weile, um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen. Wieder stöhnte Zoe. Sie lag auf dem Bett. Schlief sie schlecht? »Ich werde die Vorhänge ein wenig öffnen«, schlug Sophie leise vor und ging in Richtung der Balkonfenster. Mit den Sandalen trat sie dabei auf etwas, uneben und aus Plastik. Sie schaute hinunter und bemerkte im Halbdunkel die Tablettenpackungen auf dem Boden. Wie viele waren es? Allein vier lagen um ihre Füße herum. Die anderen beiden Frauen waren zu Zoe ans Bett getreten – auch sie mussten die Tablettenpackungen gesehen haben, denn sie hörte, wie Julia Katalin atemlos fragte: »Was hat sie geschluckt?« Und Katalin, die schnell eine Nachttischlampe angemacht hatte, antwortete mit Blick auf eine leere Tablettenschachtel: »Schlaftabletten, aber zumindest die hier sind rezeptfrei, damit kann man sich heute nicht mehr umbringen. Diese Packung Schmerzmittel allerdings …«
    Jetzt klang Katalin wirklich alarmiert. Sie legte die Hand an Zoes Hals, um ihren Puls zu fühlen. Sophie riss die Vorhänge auf und ließ die Nachmittagssonne herein. Wie unwirklich alles auf einmal war, eben lagen sie noch alle am Pool, jetzt bangten sie um Zoes Leben. Katalin schaute auf die Uhr.
    »Der Puls ist niedrig, aber noch o . k. Es kann noch nicht lang her sein, dass sie die Tabletten geschluckt hat. Das Zeug muss sofort raus aus dem Magen. Wir können einen Krankenwagen rufen, aber bis der hier oben ist …«
    »Kannst du es nicht irgendwie aus ihr herausholen?«, fragte Sophie.
    »Also, auf der Station sind dafür die Schwestern zuständig«, druckste Katalin herum, »aber ich kann versuchen …«
    »Ich mach das«, sagte Julia entschieden. »Es ist nicht das erste Mal. Ich kriege das schon hin.«
    Sophie und Katalin hoben Zoe, deren rote Haare verschwitzt am Kopf klebten, aus dem Bett. Sie war halb bei Bewusstsein, versuchte den beiden zu helfen und mitzulaufen, aber ihre Beine schienen kraftlos, sodass man sie mehr oder weniger ins Bad schleifen musste. Julia hatte dort schon alles vorbereitet, Handtücher auf dem Boden ausgelegt und den Klodeckel hochgeklappt.
    Nach wenigen Minuten war das Schlimmste überstanden. Mit einem Waschlappen wusch Sophie Zoes verschwitztes Gesicht. Ihre Augen waren nun offen, zwar auf halbmast, aber offen. Sie versuchte, Sophie anzulächeln. Was für eine hübsche, zarte Frau, dachte Sophie. Und schon wieder grüne Augen. Sophie lächelte zurück.
    Dann schafften sie sie

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