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Sommer mit Nebenwirkungen

Sommer mit Nebenwirkungen

Titel: Sommer mit Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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wieder ins Bett.
    Katalin, die nun wieder den Puls maß und ganz zufrieden aussah, ordnete an: »Jetzt muss sie trinken, trinken, trinken.«
    Sophie zeigte auf die Wasserkaraffe, die auf dem Tischchen vor dem Balkon stand.
    »Geht das Wunderwasser?«, fragte sie.
    »Jedes Wasser. Wunder oder aus der Leitung.«
    Zoe bemühte sich mitzuhelfen, trank tatsächlich ein Glas Wasser, was ihr nicht leichtfiel, und sank dann erschöpft zurück in die Kissen. Sophie riss derweil das große Fenster auf und ließ frische Bergluft herein. Von hier oben war der Blick noch schöner als aus ihrem Zimmer – man thronte regelrecht auf dem Dach des Hotels. Nebenan bei Laura war alles still. Sie schien nicht da zu sein.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie die anderen.
    »Wir können nicht viel machen, sie muss eine Weile schlafen. Eine von uns sollte die nächsten vierundzwanzig Stunden immer hier sein, wir können uns ja abwechseln. Wir müssen allerdings den Blutdruck messen …«, meinte Katalin.
    »Blutdruck messen kriegen wir hin«, meinte Julia.
    »Du veränderst mein ganzes Bild von der Deutschen Bahn«, sagte Sophie und lächelte sie an. »Patent« hätte ihre Großmutter Julia genannt. Julia grinste zurück, und erst jetzt bemerkte Sophie ganz deutlich ihre Zahnlücke. Eine Blondine mit Zahnlücke – das war irgendwie wild. Alle waren erleichtert, dass die unmittelbare Gefahr für Zoe vorbei war. Das war sie doch, oder?
    »Kann es für sie jetzt noch gefährlich werden?«, fragte Sophie jetzt Katalin.
    »Nein, ich denke nicht. Diese Tabletten lösen sich zwar sehr schnell auf, aber ich glaube nicht, dass der Zeitpunkt der Einnahme allzu lange her ist. Dafür ist ihr Blutdruck zu stabil. Hätten wir allerdings nicht versucht, sie zum Spaziergang abzuholen … Ich weiß es nicht. Die meisten Schlaftabletten, die sie eingenommen hat, sind eher harmlos. Dieses Präparat allerdings…«, Katalin hielt eine Verpackung hoch, »… ich bin aber nicht sicher, ob die Menge schon für einen Suizid reicht. Vermutlich nicht.«
    Jede hatte sich einen Platz gesucht, Sophie den kleinen Sessel gleich am Fenster, Julia, die kurz ins Bad entschwunden war, um sich gründlich die Hände zu waschen, setzte sich auf die freie Seite des Doppelbettes. Katalin hatte sich einen Stuhl neben Zoe gestellt, beobachtete, wie ihr Atem gleichmäßig ging, und strich ihr ab und zu sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wenn sie sich wieder unruhig wälzte. Lange war es still im Raum, von draußen hörte man die Vögel singen, jemand rief etwas über die Hotelwiese, aus der Küche drang Geschirrgeklapper. Der Hotelalltag ging ungestört weiter, niemand ahnte, welches Drama sich hier eben abgespielt hatte. Inzwischen war es schon kurz nach halb sechs, und die ersten Gäste fanden sich zum Aperitif auf der Terrasse ein.
    Auf Zoes Kommode standen verschiedene Geräte, und Sophie begann neugierig, sie zu inspizieren. Als Erstes nahm sie einen kleinen Apparat in die Hand, der aussah wie ein modernes Blutzuckermessgerät. Nur, dass darauf der Name einer bekannten Marke für Schwangerschaftstests stand.
    »Das ist ein Fertilitätsmonitor«, sagte Katalin in ihren Rücken.
    »Damit kriegst du raus, an welchen Tagen du fruchtbar bist«, ergänzte Julia.
    »Ich glaube, den wollte mir Johann zum letzten Geburtstag schenken. Ich habe ihm gesagt, wenn er das tut, löse ich die Verlobung.« Sophie betrachtete den kleinen Monitor eingehend, dann stellte sie den Schalter auf »an«. Der Apparat piepte.
    »Und was hast du von ihm gekriegt?«, fragte Julia.
    »Einen Schnellkochtopf«, antwortete Sophie. Beide schauten sie entrüstet an. »Nein, war ein Witz. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr genau, was er mir geschenkt hat. Ich habe es vergessen.« Nachdenklich stellte sie den Monitor wieder aus. »An das Ding hätte ich mich vermutlich erinnert.« Sie zeigte auf den restlichen Kram – Teststreifen, eine Lösung, eine Art Petrischale.
    »Und was ist das?«, fragte sie die beiden. »Sieht gefährlich aus.«
    Katalin lachte trocken. »Zoe traut den Teststäbchen und dem Fertilitätsmonitor nicht und will ganz genau wissen, wie es um ihren Zyklus steht. Außerdem kann sie so eine mögliche Schwangerschaft extrem früh nachweisen. Sie scheint etwas getrieben von dem Thema und muss anscheinend immer für alles bereit sein.«
    »Geht uns das nicht allen so? Deshalb hocken wir doch hier oben«, kommentierte Julia trocken.
    Katalin sah die schlafende Zoe warmherzig an. »Ja,

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