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Sommer mit Nebenwirkungen

Sommer mit Nebenwirkungen

Titel: Sommer mit Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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Anmelde-Formulare.«
    »Jetzt, nachdem wir uns duzen, stoßen wir doch noch einmal an. Was meinst du?«, schlug Sophie vor und hob die Obstlerflasche hoch.
    »Ich weiß nicht, Sophie, ob das so eine gute Idee ist«, versuchte von Studnitz sie zu bremsen.
    »Papperlapapp. Einer geht noch.« Jetzt goss sie ein, beide Gläser waren randvoll.
    »Auf ex«, befahl Sophie aufgedreht – und er gehorchte. Sie stießen an und tranken schwungvoll. Sie fühlte sich frei und lebenshungrig. Sie war achtunddreißig und hatte viel zu lange nicht mehr wild geknutscht. Sie hatte Johann nie betrogen, doch sie wollte etwas erleben. Der Raum hinter der Quelle, die Kröten, der Sternenhimmel, der zurückhaltende Mann, der so verhalten um sie warb, das alles machte sie auf die schönste Art verrückt.
    Aber weil sie ein anständiges Mädchen war, nahm sie den Verlobungsring ab. Das gehörte sich einfach nicht. Gleich morgen, dachte sie grinsend, berichte ich Zoe, dass sie nicht die einzige Schlampe im Hotel ist. Das wird sie beruhigen.
    Dann ließ sie sich fallen.

16
    Wenn man älter wird, verhält sich der Kater tückisch. Er schleicht sich erst im Laufe des nächsten Tages an. Denn als Sophie sehr früh am Morgen auf der Liege erwachte, ging es ihr blendend. Sie schaute auf die Uhr, es war erst kurz nach fünf. Die Sonne musste gerade aufgegangen sein, und die Vögel zwitscherten enervierend laut. Der Platz neben ihr war frei, dort lag niemand, und kurz überlegte Sophie, ob sie alles nur geträumt hatte. Fanden sich irgendwo noch Spuren? Die Gläser waren weggeräumt, auch die Flasche Wein und der Obstler waren verschwunden. Sie lag zugedeckt auf der Liege. War sie etwa nackt? Nein, das Kleid war noch an, der Bikini auch. Gut, das Bikini-Oberteil war zwar etwas verrutscht, aber das sah doch noch ganz sittsam aus. Wie beruhigend.
    Nach hinten blickend, entdeckte sie etwas Neues auf dem Tischchen: eine Karaffe Wasser, ein Glas und Kopfschmerztabletten. Wie fürsorglich! Sophie nahm zwei Tabletten aus der Packung und spülte sie schnell mit dem Wasser hinunter. Eigentlich total überflüssig, dachte sie noch, ich habe ja keinen Kater. Egal.
    Schnell legte sie die Decke zusammen, griff nach der Laterne und eilte aus der Liegehalle. Das euphorische Gefühl der Nacht war einer gewissen morgendlichen Ernüchterung gewichen. Was war denn bloß mit ihr los gewesen? So enthemmt kannte sie sich gar nicht. Es musste der Krötenraum mit den vielen anrührenden Bildern gewesen sein. All das hatte sie gefühlig gemacht, nur so ließ sich der Ausrutscher gestern erklären.
    Um diese frühe Stunde war noch niemand im Hotel unterwegs, noch nicht einmal die Mitarbeiter. Mit der Laterne in der Hand lief sie nach oben. Im Treppenhaus griff sie in die Tasche ihres Kleides, um ihren Zimmerschlüssel zu suchen. Dabei fand sie den Schlüsselbund des Brunnenhäuschens. Den musste sie dringend zurückbringen. Also lief Sophie ein weiteres Stockwerk nach oben und schob den Schlüssel wie versprochen unter Lauras Tür durch. Die Laterne stelle sie davor. Dann legte sie kurz das Ohr an Zoes Tür, hörte aber nichts.
    Ihr eigenes Zimmer duftete, als sie eintrat. Ein Blumenstrauß, dem man ansah, dass er selbst gepflückt war, stand auf dem Tisch. Er war sehr bunt und sehr durcheinander. Sie war sich nicht sicher – hatte der gestern Abend schon hier gestanden? Oder war er neu? Hatte sich Philipp von Studnitz womöglich in ihr Zimmer geschlichen und ihr den Strauß hinterlassen – er besaß schließlich einen Generalschlüssel. Das wäre allerdings … Hoffentlich hatte er sich nicht in sie verliebt, es war doch nur ein nächtlicher Urlaubsspaß gewesen. Die Müdigkeit verdrängte alle weiteren Überlegungen. Sophie zog die Vorhänge zu und legte sich ins Bett.
    Sie schlief sofort wieder ein und träumte vom Raum hinter der Quelle. Die Bilder an den Wänden wurden lebendig, sie bewegten sich wie Comicstrips, aber sie blieben in ihren Rahmen. Plötzlich entdeckte sie eine Frau in der Ecke. Sie trug ein weißes Spitzenkleid, das an der Taille mit einem blauen Band eng zusammengehalten wurde. Ihre Schuhe, fiel Sophie im Traum auf, waren moderne Turnschuhe, wohingegen das Kleid altmodisch wirkte. Die Frau schaute Sophie freundlich an, die üppigen schwarzen Haare hatte sie links und rechts hochgesteckt. Das musste Mathilde Freud sein. Sophie trat an die Frau heran, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kamen keine Worte aus ihr heraus. Die Figuren auf den

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