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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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einem Kanaken von Jugo zu verdanken, der nicht mal 'ne Ahnung hatte, wie eine Gerüsthalterung gelegt wird.
    »Gardasee« las Karl Plaschek. Und: »Inmitten einer der anerkanntermaßen schönsten Landschaften Europas …« – »Wo haste denn das her?«
    »Er hat's unter den Tisch gesteckt, Papa. Weil der ja wackelt und niemand das Scheißbein richtet … Nicht mal du.«
    »Gardasee? Wo ist denn das?«
    »Oberitalien.« Evi war der helle Kopf der Familie Plaschek. Sie wußte viel. »Steht ja auch da, Papa: Am Fuß der Alpen, zwischen Etschtal und Po-Ebene, erstreckt sich, umgeben von malerischen Wein- und Fischerdörfern … und so weiter und so weiter.«
    »Weindörfer?« Karl Plaschek wiederholte es mit Respekt. Und Palmen gab's anscheinend auch und diese komischen schwarzen, hohen Dinger – wie hießen die noch? Ja, Zypressen …
    Er hob das Blatt höher an die Nase. Konnte man ja kaum lesen, aber was er da entziffern konnte, gab ihm doch zu denken.
    »Als einzigartiges Entgegenkommen bieten wir unseren jungen Gästen, soweit sie das fünfzehnte Lebensjahr noch nicht erreicht haben, die Leistungen des Hotels zum halben Preis.«
    Jetzt setzte Karl Plaschek sich doch: Leistungen? Was verlangen die eigentlich? Halb so wild … Bei Herbert in Thüringen wird's auch nicht so billig werden, wie du dir das erst mal gedacht hast. Herbert ist Ossi, und wenn's schlimm kommt, kannst du noch seinen ganzen Verein durchschleppen.
    Alle Leistungen? Essen also? Essen zum halben Preis? Na, die kannten Uwe und Evi aber nicht. Die hatten doch keinen Dunst, was so was zusammenfuttert! Mit solchen Mätzchen werden die sich noch ruinieren, aber Nehmen ist seliger als Geben. Na also: ist das dein Bier?
    »Evi, du wirst doch erst im August fünfzehn, oder?«
    Evi nickte.
    Na siehste! Der Junge war's schon. Aber den Uwe wird er auf unter fünfzehn zurückschrauben. Spielend.
    »Leg das Ding mal auf meinen Schreibtisch, Uwe, ja?«
    »Aber das kann man ja kaum lesen, so wie das aussieht.«
    »Na und, du Knallkopp? Die Mami hat doch ein Bügeleisen …«
    ***
    Um neun Uhr die Post. Punkt neun. Dies war Gesetz.
    »Du mußt der Zeit ein Korsett anziehen«, hatte schon Hedwigs Vater gesagt. »Sonst frißt sie dich glatt auf.«
    Wie jeden Morgen blickte der Kommerzienrat Pauli aus seinem Bilderrahmen Hedwig über die Schulter.
    Es klopfte. Linda schob den Postwagen vor sich her, darauf die Postmappe, die Warmhaltekanne und Hedwigs Kaffeetäßchen, Biedermeier, mit einem Rand von grünen Röschen.
    »Hier wären wir, Frau Pauli.« Bei der Morgenpost flötete sie stets um eine Oktave höher und läutete somit gewissermaßen den Tag ein.
    »Und Ihre Tasse? Wo ist denn die?«
    »Gibt's nicht mehr.«
    »Wieso gibt's nicht mehr?«
    »Der Doktor. Striktes Verbot. Irgendwas Vegetatives oder so. Ich hatte doch immer diese Schweißausbrüche.«
    »Na hören Sie mal, Linda. Jetzt sind Sie gerade vierzig, was soll denn ich da sagen?«
    »Ja Sie, Frau Pauli. Sie sind ja nun auch in allem was Besonderes.«
    Hedwig Pauli nahm die Postmappe und überflog die Wechselkurse, die die Finanzabteilung bei der ersten Offerte angesetzt hatte. Die hier ging nach Australien. Die ›Pauli-Plastik-Reißverschluß-Stanz-Automaten‹ wurden auf dem ganzen Erdball verkauft, erfreulich, gewiß, doch bei dieser miesen Umrechnung? … Oder hatte Lepsius von der Finanz schon wieder mal einen Haken übersehen?
    Hedwig Pauli hatte die Mappe hochgenommen. So las sie besser. Und da rutschte doch tatsächlich ein Briefumschlag heraus. Briefumschläge in der Post aber sind durchaus unüblich.
    Hedwig Pauli blickte hoch. Zu ihren vielen Falten kam noch eine: direkt über der Nase.
    »Was ist denn das?«
    Erschreckt zog Linda Keller die Unterlippe zwischen die Zähne. Was sie als Absender las, vermochte sie auch nicht zu beruhigen. Panik kroch über ihren Rücken.
    ›Deutscher Gartenfreund-Versand‹?
    Linda Keller versicherte mit stockender Stimme, sie habe nicht die geringste Ahnung, wieso ›so was‹ in die Post geraten könne.
    Jetzt fielen auch noch Blätter aus dem Kuvert.
    »Sind Sie denn Gartenfreund, Linda?«
    »Ich, Frau Pauli? – Sogar mein Kaktus ist mir eingegangen, weil ich vergessen habe, ihn zu gießen. Einfach keine Zeit.«
    Hedwig Pauli nahm ihren ersten Schluck Kaffee.
    Dabei fiel ihr Blick auf das zweite Faltblatt.
    Sie drehte es um.
    Und plötzlich begannen die Buchstaben zu tanzen, bildeten wie lauter kleine, leuchtende Farbpunkte ein Bild. Hedwig

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