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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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und dünne. Sie lachten, diskutierten, flirteten und tranken. Einheimische sah man nur noch als Kellner und Taxifahrer.
    Der Dr. Hans-Dieter Schürmann trudelte weiter. Im Schrittempo.
    »Das war nämlich so …«, fuhr die alte Dame fort, und Schürmann wurde klar: Gleich kommt sie wieder mit ihrer Jugendliebe, dem Zauberjungen, mit dem sie das Moos von den Brüsten der beiden Steinfiguren an der Treppe abgekratzt hatte, mit Benito, dem Grund ihres Hierseins, Benito, der sie vielleicht zur Frau gemacht hatte in der künstlichen Tropfsteingrotte, von der sie immer erzählte und in der jetzt die Liegestühle für den Pool gestapelt waren.
    »Benito?« fragte er.
    »Ja. Er ging ja immer in Weiß. Weiße Hose, weißes Hemd. Auch die Anzüge – weiß. Er hatte sogar eine weiße Uniform. – Und da stand er nun plötzlich. Am Ende des Tisches, ob Sie's glauben oder nicht, stand dort bei der kleinen Schmidle und guckte über die Köpfe hinweg. Guckte und lächelte mich an. – Na, stellen Sie sich das doch mal vor, Schürmännchen!«
    Schürmann versuchte es. Es gelang ihm nicht.
    »Ich dachte … ich dachte, ich falle gleich um. Es war zu phantastisch. Ich hatte eine – wie sagten Sie vorhin – Kiefersperre. Es wurde mir ganz komisch …«
    »Ah ja?« sagte der Dr. Schürmann. Was sollte er sonst sagen?
    »Wieso fragen Sie mich nicht, ob es ein Gespenst war? Oder ob Benito einen Doppelgänger hier hat?«
    Vor dem Kühler des Mercedes tanzte ein Haufen junger Leute herum. Einer schwenkte ein Kofferradio. Die Mädchen wirbelten mit den Armen in der Luft und kreischten. Und der mit dem Kofferradio warf ihnen eine Kußhand zu.
    Der Mercedes hielt an.
    »Hat Benito einen Doppelgänger, oder sahen Sie ein Gespenst?« sagte Schürmann.
    »Weder noch. Ich habe mich lange mit Giulietta unterhalten. Sie ist ja nun wirklich ein Kleinod von Frau. Eine wahre Perle, ein Goldstück, wie man es heutzutage kaum mehr findet. Na gut, und Bescheid weiß so eine natürlich auch. Auch wenn die jetzt rumtoben wie die Beklopptem, im Winter wird's hier ruhig. In einem Provinznest wie Collano weiß jeder alles von jedem. Gut. – Zuerst mal: Der Junge in Weiß, mein Gespenst, heißt Michele und nicht Benito. Aber – jetzt halten Sie sich fest: Er ist Benitos Sohn!«
    »Ah ja?«
    »Hören Sie bloß mit diesem ewigen ›Ah ja‹ auf. Er ist auch der Anwalt der ›Villa‹ und hilft dem Schmidle. Das Hotel gehört den D'Alessios. Stammt aber aus dem mütterlichen Erbe. Benitos Frau, eine geborene Orlona, ist nämlich ziemlich früh gestorben. Und Benito – nun ja, das ist wohl klar, er lebt auch nicht mehr …«
    »Aber heute ist er gewissermaßen aus dem Grab wiederauferstanden?«
    »Machen Sie keine geschmacklosen Witze. Und fahren Sie endlich zu.«
    Schürmann fuhr.
    »Jedenfalls, dieser Michele – bezaubernd einfach! Dieselben Augen wie sein Papa. So was von Augen! Dieser Kontrast von schwarz und blaugrün. Wie soll man da widerstehen? Die kleine Schmidle soll nur vorsichtig sein. Sein Vater, in all den Jahren ist mir das schon klar geworden, ist schon ein ziemlicher Hallodri gewesen … So ein Bilderbuch-Italiener, wissen Sie, Schmalz und schöne Frauen, schicke Autos und teure Uniformen. Für den Duce war Benito auch. Und deshalb ist er sogar beim Hitler in den Krieg marschiert. Ein Verrückter halt, der's theatralisch mochte. Na, jedenfalls, Micheles Mutter hatte eine Schwester: Fiorella. Im Clan der D'Alessios ist's die Fiorella, die bestimmt, wo's langgeht.«
    »Ja, warum denn?«
    »Warum?« Bisher hatte Hedwig Pauli immer im selben freundlichen Altdamen-Singsang gesprochen. Nun drehte sie den Kopf, sah ihn an und die Stimme wurde sehr deutlich: »Heiliger Strohsack! Das fragen Sie im Ernst? Weil sie das Geld hat natürlich. – Warum denn sonst?!«
    ***
    Die Caruso-Gäste wollten einfach nicht nach Hause. Sie hatten sich zu Mirtillo-Fans entwickelt, zumindest der harte Kern, der sich gerade um Tomeo scharte und das Lied vom ›Westerwald‹ anstimmte. Die Melodie, ohnehin von zweifelhafter Schönheit, geriet dabei in torkelnde Schieflage.
    Aber Brüllen ist auch manchmal was Schönes.
    »Guck mal, ein Glühwürmchen!« rief Hella Ranitzer.
    Die gab's auch noch, als Dreingabe.
    Wann hatte man je so viele Glühwürmchen gesehen? Manchen, der Bardolino machte es möglich, erschienen sie gleich zwei-, drei- oder viermal.
    »Sag' der Giulietta, sie soll die Gläser einsammeln lassen«, flüsterte Karl Plaschek Theo zu. »Is

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