Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
erfolgreich diesen lässigen, lasziven Sex eingefangen hatte.
Vor Jahren hatte er sich selbst darauf trainiert, sich mit seinen Objekten nicht sonderlich gefühlsmäßig einzulassen. Sie konnten einen sonst bei lebendigem Leib auffressen. Blanche Mitchell sah zwar nicht so aus, als würde sie einen Menschen vereinnahmen, aber Sidney ging kein Risiko ein. Er wandte sich von ihr ab und vergaß sie. Fast.
Mehr als vier Stunden später kreuzten sich ihre Wege erneut. Blanche saß in der Sonne neben einem Verkaufsstand und aß einen Hot-dog, der unter Bergen von Senf und Relish begraben war. Auf der einen Seite hatte sie ihre Kameratasche, auf der anderen eine Dose Limo abgestellt. Ihre schmale rote Sonnenbrille warf Sidney sein Spiegelbild zurück.
„Wie ist’s gelaufen?“ fragte sie mit vollem Mund.
„Gut. Ist da drunter ein Hot-dog?“
„Mmm.“ Sie schluckte und deutete auf den Strand. „Großartig.“
„Ich passe.“ Sidney bückte sich, griff nach ihrer warm werdenden Limo und nahm einen tiefen Schluck. Es war Orange und sehr süß. „Wie, zum Teufel, können Sie dieses Zeug trinken?“
„Ich brauche eine Menge Zucker. Ich habe ein paar Aufnahmen, mit denen ich recht zufrieden bin.“ Sie streckte die Hand nach der Dose aus. „Ich möchte Abzüge machen, bevor wir morgen losfahren.“
„Meinetwegen, wenn Sie um sieben bereit sind.“
Blanche zog die Nase kraus, während sie ihren Hot-dog wegputzte. Lieber hätte sie bis sieben Uhr morgens gearbeitet, als so zeitig aufzustehen. Einer der ersten Punkte, den sie unterwegs ausgleichen mussten, war der Unterschied in ihren biologischen Zeitabläufen. Blanche begriff die Schönheit und Gewaltigkeit derAufnahme von einem Sonnenaufgang. Sie bevorzugte nur eben das Geheimnisvolle und die Farben eines Sonnenuntergangs.
„Ich werde bereit sein.“ Sie stand auf, klopfte sich den Sand ab und zog das T-Shirt über ihren Badeanzug. Sidney hätte ihr sagen können, dass sie ohne das T-Shirt bedeckter aussah. Wie der Saum ihre Schenkel berührte und die Blicke darauf lenkte, das war geradezu kriminell. „Sofern Sie die erste Schicht fahren“, fuhr sie fort. „Gegen zehn werde ich dann auch wieder funktionieren.“
Er wusste nicht, warum er es tat. Sidney war ein Mann, der jede Bewegung analysierte, jede Oberfläche, Form, Farbe. Er teilte alles in Muster ein und setzte es wieder zusammen. Das war seine Art. Impulse waren nicht seine Art. Dennoch streckte er die Hand aus und umfasste ihren Zopf, ohne über die Handlung oder die Folgen nachzudenken. Er wollte ihn nur einfach berühren.
Sie war überrascht, das sah er. Aber sie zog sich nicht zurück. Und sie zeigte ihm auch nicht dieses halbe Lächeln, das Frauen benützten, wenn ein Mann nicht widerstehen konnte zu berühren, was ihn anzog.
Ihr Haar war weich. Seine Augen hatten es ihm bereits gesagt, aber jetzt bestätigten es seine Finger. Dennoch war es enttäuschend, es nicht lose und frei zu fühlen, es nicht zwischen seinen Fingern spielen zu lassen.
Er verstand sie nicht. Noch nicht. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt, indem sie die Elite, die Glamourösen, die Protzer abbildete, und doch schien sie selbst keinen Dünkel zu haben. Ihr einziger Schmuck war ein dünnes Goldkettchen, das bis zum Ansatz ihrer Brüste reichte, daran ein winziger Anhänger. Auch heute trug sie kein Make-up, aber ihr Duft lockte. Sie hätte sich mit ein paar grundlegenden weiblichen Mitteln in eine atemberaubende Erscheinung verwandeln können, schien diese Möglichkeit jedoch zu ignorieren und sich stattdessen auf Schlichtheit zu verlassen. Allein das war schon verblüffend.
Vor Stunden hatte Blanche beschlossen, sich nicht faszinieren zu lassen. Sidney beschloss in diesem Moment, dass er sich nichtüberwältigen lassen wollte. Wortlos ließ er ihren Zopf wieder auf ihre Schulter fallen.
„Soll ich Sie zurück in Ihr Apartment oder Ihr Studio bringen?“
Das war alles? Innerhalb von Sekunden hatte er es geschafft, dass sich ihr Innerstes verkrampfte, und jetzt wollte er bloß wissen, wo er sie absetzen sollte. „Ins Studio.“ Blanche bückte sich und hob ihre Kameratasche auf. Ihre Kehle war trocken, aber sie warf die halb volle Limodose in den Abfall. Bevor sie Sidneys Wagen erreichten, war sie überzeugt davon zu explodieren, wenn sie nicht irgendetwas sagte.
„Genießen Sie dieses coole, entrückte Image, das Sie dermaßen perfektioniert haben, Sidney?“
Er sah sie nicht an, aber er hätte um ein Haar
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