Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
hatte. Sehr anständig, fand er. „Wie auch immer Sie es nennen, es ist eine der von Ihnen erwähnten Komplikationen. Wir sollten uns das Problem sehr genau ansehen, ehe wir es beiseite räumen.“
Als seine Finger sich um ihre Hände anspannten, senkte sie ihren Blick darauf. Sie verstand, was er meinte, aber nicht sein Motiv.
„Sobald wir uns fragen, wie es sein würde, wird es uns beideablenken“, fuhr Sidney fort. Sie blickte wachsam hoch. Er fühlte ihren Puls unter seinen Fingern, aber sie zog sich nicht zurück. Falls sie … Es hatte keinen Sinn zu spekulieren; es war besser vorzupreschen. „Wir werden herausfinden, wie es ist. Dann werden wir es in unserem Gedächtnis abspeichern, es vergessen und mit unserem Job weitermachen.“
Es klang logisch. Blanche misstraute grundsätzlich allem, was so logisch klang. Allerdings hatte er genau richtig gelegen, als er behauptete, es würde sie beide ablenken, wenn sie sich fragten, wie es sein würde. Sie fragte sich das schon seit Tagen. Sein Mund schien die weichste Stelle an ihm zu sein, und doch wirkte er hart, fest und unnachgiebig. Wie würde er sich anfühlen? Wie würde er schmecken?
Sie ließ ihren Blick zu seinem Mund wandern, und er verzog die Lippen. Sie wusste nicht, ob es Belustigung oder Sarkasmus war, aber es half ihr, eine Entscheidung zu treffen.
„Einverstanden.“ Wie intim konnte ein Kuss sein, wenn eine Autotür sie voneinander trennte?
Sie neigten sich einander zu, langsam, so als erwartete jeder von ihnen, dass der andere sich im letzten Moment zurückzog. Ihre Lippen berührten sich, leicht, leidenschaftslos. Es hätte in diesem Moment damit enden können, dass jeder von ihnen desinteressiert die Schultern zuckte. Es war lediglich das Grundelement eines Kusses. Zwei Lippenpaare tasteten einander ab. Nicht mehr.
Keiner von beiden konnte sagen, wer die Änderung einleitete und ob es berechnet oder zufällig geschah. Sie waren beide neugierige Menschen, und die Neugierde mochte der auslösende Faktor gewesen sein. Vielleicht war es aber auch einfach unvermeidlich. Die Beschaffenheit des Kusses veränderte sich so langsam, dass an ein Aufhören nicht zu denken war und es zu spät für Reue war.
Lippen öffneten sich, luden ein, akzeptierten. Ihre Fingerklammerten sich aneinander, vertieften den Kuss. Blanche wurde gegen die harte Tür gepresst, verlangte nach mehr, während sie mit den Zähnen an seiner Unterlippe knabberte. Sie hatte Recht gehabt. Sein Mund war das Weichste an ihm. Unglaublich weich, unbeschreiblich köstlich, als er ihn heiß auf ihren Mund presste.
Sie war nicht an heftige Stimmungsumschwünge gewöhnt. Sie hatte nie etwas Ähnliches erfahren. Es war ihr unmöglich, sich einfach zurückzulehnen und zu genießen. Aber waren Küsse denn nicht dafür da? Bisher hatte sie daran geglaubt. Dieser Kuss verlangte all ihre Kraft, all ihre Energie. Noch während er andauerte, wusste Blanche, dass sie hinterher ausgelaugt sein würde. Wundervoll und total ausgelaugt. Während sie in der Erregung schwelgte, freute sie sich schon auf den herrlichen Genuss des Nachspürens.
Er hätte es wissen müssen. Verdammt, er hätte wissen müssen, dass sie nicht so lässig und unkompliziert war, wie sie aussah. Hatte er sich nicht schmerzhaft nach ihr gesehnt? Sie zu schmecken, brachte keine Linderung, ganz im Gegenteil. Blanche konnte seine Kontrolle außer Kraft setzen, und Kontrolle war unentbehrlich für seine Kunst, sein Leben, seinen klaren Verstand. Er hatte diese Kontrolle über Jahre von Schweiß, Angst und Erwartungen hinweg entwickelt und perfektioniert. Sidney hatte gelernt, dass die gleiche berechnete Kontrolle, die er in der Dunkelkammer einsetzte, die gleiche sorgfältige Logik, die er für eine Aufnahme brauchte, sich erfolgreich auch auf Frauen anwenden ließ. Erfolgreich und schmerzlos. Einmal von Blanche kosten, und er erkannte, wie zerbrechlich Kontrolle sein konnte.
Um sich selbst und vielleicht auch ihr zu beweisen, dass er damit umgehen konnte, ließ er zu, dass der Kuss tiefer, heißer, feuchter wurde. Gefahr drohte, und vielleicht lockte er sie sogar an.
Sie schmeckte heiß und süß. Sie setzte ihn in Flammen. Er musste sich zurückhalten, sonst hinterließ die Verbrennung eine Narbe. Er hatte genug Narben. Das Leben war nicht so schön wieein erster Kuss an einem heißen Nachmittag. Er wusste das besser als die meisten anderen.
Sidney zog sich zurück und gab sich damit zufrieden, dass er die Kontrolle
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