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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Wolldecke und ein paar Kissen. Er ließ sich hineinsinken und schaute mit finsterer Miene auf eine Seite in seinem Buch. Obendrüber stand in großen Buchstaben Charles.
    „Das ist Ihr Bruder, oder?“, fragte Claire.
    George nickte. „Er ist der Hauptgrund für meine Reise hierher.“
    „Ich wette, er wird sich unglaublich freuen, Sie zu sehen.“
    „Da bin ich mir nicht so sicher.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Charles und ich haben seit fünfundfünfzig Jahren nicht mehr miteinander gesprochen.“

4. KAPITEL
    A ls Claire aufwachte, herrschte um sie herum totale Stille. Sie fragte sich, ob sie sich je an die Abwesenheit von hupenden Autos und zischenden Busbremsen gewöhnen könnte, an das Fehlen der Pfiffe der Händler und Bauarbeiter. Die Lücke wurde vom Gesang der Vögel geschlossen, von summenden Insekten und einer leichten Brise, die durch die Blätter der Bäume raschelte und die Wasseroberfläche kräuselte. Ein berauschender Geruch nach Blumen, Gras und dem Duft des Sees strömte durch die geöffneten Terrassentüren.
    Sie stand auf und trat an das Fenster ihres kleinen Schlafzimmers. Sie verspürte den unwiderstehlichen Drang, hinauszugehen, ein Teil der Landschaft zu sein. Es war die perfekte Uhrzeit für einen kleinen Morgenlauf. Schnell schlüpfte sie in Shorts und einen Sport-BH, zog ein T-Shirt über, Sportsocken und ihre Lieblingsturnschuhe. Dann schlich sie auf Zehenspitzen nach unten. Sie steckte ihr Funkgerät, mit dem sie für George immer erreichbar war, in die Hosentasche und trank ein großes Glas Wasser. Dann ging sie hinaus und entschied sich, den fünf Meilen langen Weg, der als Seeschleife ausgewiesen war, zu nehmen.
    In der Stadt hätte sie vermutlich ihren iPod mitgenommen, um den Straßenlärm auszublenden, aber hier, in der Wildnis, freute sie sich über die Geräusche der Natur und das Gefühl der frischen Luft auf ihrer Haut. Mit einem entspannten Lächeln joggte sie langsam los. Natürlich hing trotzdem ihr obligatorisches Pfefferspray am Bund ihrer Hose, aber mehr aus Gewohnheit; sie rechnete nicht damit, auf diesem einsamen Weg am See entlang irgendwelchen Ärger zu bekommen.
    Die Schönheit der Umgebung kam ihr beinahe irreal vor, als wäre sie mitten in einem Traum.
    An diesem Morgen wollte sie versuchen, ihren Kopf klar zu bekommen. Es war anstrengend, immer vorauszudenken,den nächsten Schritt zu planen, alle möglichen Katastrophen vorherzuahnen. Sie schob die konstante Anspannung bewusst beiseite und überließ sich ganz dem Vergnügen, auf den weichen Waldwegen des Resorts zu laufen. Ein Joggerpärchen kam ihr entgegen und nickte grüßend. Auf dem See drehte jemand in einem Kajak seine morgendliche Runde.
    Vögel flogen von Baum zu Baum, und ab und zu sah Claire einen Hasen oder ein Reh. Das Sonnenlicht glitzerte auf dem See, und die Trauerweiden am Ufer tauchten elegant die Spitzen ihrer Zweige ins Wasser. Was für eine schöne Welt! Beinahe zu schön, dachte sie mit dem vertrauten Gefühl der Sehnsucht. Sie wünschte, sie hätte jemanden, mit dem sie diesen Augenblick teilen könnte. Manchmal war der Gedanke, ganz allein auf der Welt zu sein, mehr, als sie ertragen konnte.
    Im Laufe der Zeit hatte sie sich selber beigebracht, ihre Einsamkeit zu tolerieren – ganz einfach weil sie keine andere Möglichkeit hatte.
    Ihre Schritte passten sich dem Rhythmus ihres Atems an. Sie stellte sich vor, die Schönheit des Tages durch ihre Poren aufzunehmen und sie so immer mit sich tragen zu können. Vielleicht war das der Zauber dieses Ortes: Selbst wenn man ihn wieder verließ, konnte man ihn mit sich nehmen. Vielleicht war das auch der Grund, warum George nach all der Zeit immer noch an diesen Ort dachte.
    Wir haben seit fünfundfünfzig Jahren nicht mehr miteinander gesprochen.
    Das ist ein ganzes Leben lang, dachte sie. George und sein Bruder hatten ein ganzes Leben vergehen lassen. Gestern Abend hatte sie vorgeschlagen, Charles Bellamy anzurufen – er stand im örtlichen Telefonbuch. Doch George hatte abgewinkt. Er hatte müde ausgesehen. „Wir warten, bis Ross da ist“, hatte er gesagt.
    Ross. Sein Lieblingsenkel. Sie hoffte, dass er wirklich auf dem Weg war. Und wo sie gerade daran dachte – wo war eigentlich der Rest von Georges Familie? Nach Georges Aussagerechneten seine Söhne und Schwiegertöchter damit, dass er in wenigen Tagen in die Stadt zurückkehren würde.
    Heute Morgen war George irgendwie ein wenig neben sich gewesen. Er war nah beim Haus geblieben

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