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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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zu zeigen. Aber sie dachte oft daran, wie anders ihr Leben sein könnte, wenn Vance Jordan verhaftet würde.
    Während der Jahre, die sie nun schon für Menschen arbeitete, die am Ende ihres Lebens standen, hatte sie viel über die Wichtigkeit gelernt, wie man seine Zeit auf Erden verbrachte. Ständig auf der Flucht zu sein und sich zu verstecken, war kein Leben – das war einfach nur den Tag hinter sich bringen.
    George Bellamys Gedanken trieben ziellos dahin. Diese Anfälle überfielen ihn immer auf der dünnen Schwelle zwischen Wachen und Schlafen und hatten mit seiner Krankheit zu tun. Manchmal wurde er zu einer spontanen Reise auf einem fliegenden Teppich eingeladen, die ihn durch Zeit und Raum führte und an deren Ende er jedes Mal erstaunt war, sich im Hier und Jetzt wiederzufinden. Hier, an diesem paradiesischen Ort, der so schön war, dass es beinahe schmerzte, sich umzuschauen. Und jetzt, am Ende seines Lebens, das nicht immer schön gewesen war. Allerdings war es auch nie langweilig gewesen.
    Er stellte sich immer vor, dass die Leute nach seinem Tod sagen würden, er habe sich tapfer gegen den Krebs gewehrt oder so einen Unsinn. Tatsächlich war er überhaupt nicht tapfer; er hatte Todesangst. Wer hätte das auch nicht? Niemandwusste, was einen in der Unendlichkeit erwartete, egal, in welchem Glauben man erzogen worden war.
    Und doch war der Tod eine der großen Unausweichlichkeiten. George arbeitete hart daran, sein Schicksal zu akzeptieren, aber ein paar Dinge hielten ihn zurück, wie das letzte Seil, das den Heißluftballon davon abhielt, abzuheben. Wenn er mit grenzenloser Energie fliegen wollte, musste er einen Weg finden, sich selber loszubinden.
    Daher seine Reise nach Avalon. Hier wollte er eine Geschichte ausgraben, die ihn seit Jahrzehnten verfolgte. Aber jetzt, wo er hier war, war er kurz davor, einen Rückzieher zu machen. Wenn Ross kommt, hatte er zu Claire gesagt. Dann würde er seinem Bruder einen Besuch abstatten.
    George war unglaublich dankbar für Claire. Er hatte sich große Mühe gegeben, die genau richtige Person zu finden – nicht nur für ihn richtig, sondern vor allem für Ross. Denn Ross war noch so eines seiner ungekappten Halteseile.
    George fragte sich, was Claire von diesem Ort hielt und von den kleinen Einblicken in die Vergangenheit, die er ihr gewährt hatte. Es war leicht, mit dieser stillen jungen Frau zu reden. Vielleicht war das ihre Gabe, oder vielleicht wurde das Leuten in ihrem Beruf beigebracht. Wenn sie erst einmal den Rest der Geschichte kannte, würde sie ihn weder verurteilen noch Missbilligung zeigen. Und ehrlich gesagt, an seinem jetzigen Punkt im Leben – oder dem, was davon noch übrig war – war es ihm auch egal.
    Wie viel war die Wahrheit einem sterbenden Mann wert? Darüber hatte er sich in letzter Zeit viele Gedanken gemacht. Vielleicht würde er das mal mit Claire diskutieren. Es war so leicht, mit dieser stillen jungen Frau zu reden … Er runzelte die Stirn, verärgert, dass seine Gedanken im Kreis liefen.
    Claire Turner. Turner. George fragte sich, wieso sie so auf der Hut war, so wenig von sich preisgab. Er hoffte, sie würde sich Ross gegenüber öffnen. Die beiden … George hatte ein gutes Gefühl. Sie könnten gut zusammenpassen – wenn siesich denn diese Möglichkeit erlaubten.
    Er machte sich Sorgen um Ross. Natürlich, schließlich kam er aus dem Krieg zurück. George zweifelte nicht daran, dass sein Enkel Zeuge unvorstellbaren Grauens geworden war. Ross würde wieder lernen müssen, dass die Welt ein guter Ort war. George hoffte, dass Claire ihm dabei behilflich sein könnte.
    Als er endlich aufstand, fühlte er sich ein wenig besser. Er rasierte sich, zog sich ein Paar Chinos und ein frisches Golfshirt an und setzte seinen Lieblingshut auf. Dann trat er nach draußen, um zu sehen, wie der Tag werden würde. Langsam, den Stock in der Hand, ging er über den Weg, der am Ufer entlanglief. Die Luft war so süß, dass es ihm beinahe den Atem raubte. Ein brennendes Gefühl der Trauer durchflutete ihn. Wie sollte er das alles nur hinter sich lassen können?
    „Hallo“, sagte jemand hinter ihm.
    Überrascht drehte er sich um und sah eine Frau, die auf einer Bank am Wegesrand saß. Sie hatte weißes Haar und trug ein violettes Kleid, dazu Turnschuhe ohne Socken. Allein ihr Anblick ließ ihn lächeln. „Tut mir leid“, sagte er. „Ich habe Sie nicht gesehen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, den See zu bewundern.“
    „Das kann ich Ihnen

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