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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Staatsanwalts hängen. Er überflog den Artikel über korrupte Staatspolizisten. Einer der erwähnten Staatsanwälte war Tyrone Kennedy. Vater von Florence, der letzten Bekanntschaft, die Ross in Afghanistan gemacht hatte.
    „Wie steht’s mit dir, Chief?“, fragte der Soldat Ross. „Hast du eine Familie, die zu Hause auf dich wartet? Frau und Kinder?“
    Er schüttelte den Kopf und lächelte leicht. „Im Moment nicht.“
    „Interessante Antwort“, fand die Soldatin. „Das klingt so, als stünde es für die Zukunft auf deinem Plan.“
    Ross lachte leise. „So habe ich das noch nie gesehen, aber ja, vielleicht tut es das. Wenn man so lange fort ist, merkt man erst, welchen Halt einem eine Familie gibt.“
    „Manchmal ist es das Einzige, was einen noch hält“, stimmte die Frau zu. „Manchmal ist es das Einzige, was dich rettet.“
    Ross wusste, dass sie recht hatte. Familienbande waren eine mächtige, unsichtbare Macht, die einem den Willen gaben, zu überleben. Er hatte verwundete Soldaten gesehen, die alleine durch pure Entschlossenheit am Leben blieben. Manchmal besaß der Anblick eines geliebten Menschen mehr Heilkräfte als ein ganzes Team hervorragender Chirurgen.
    „Ja, das Gute an einer Entsendung ins Ausland ist, dass man das eigene Leben wieder schätzen lernt“, schaltete sich der Bier trinkende Soldat ein. „Denn keine Frau kann so schlimm sein wie im Winter in einem Zelt in der Wüste zu schlafen.“
    „Na, da sei dir mal nicht so sicher.“ Der Soldat in der Reihe vor ihnen drehte sich zu ihnen um. „Du hast meine Frau noch nicht getroffen.“
    „Okay, jetzt macht ihr mir Angst“, sagte Ross genauso scherzend wie die Soldaten. Er hatte bisher in seinem Leben alles getan, was von ihm als einem Bellamy erwartet wurde. Er hatte eine gute Ausbildung genossen und einen nützlichen Beruf erlernt. Er hatte beim Militär gedient. Er nahm an, dass der Rest auch kommen würde, ohne dass er groß danach Ausschau halten müsste.
    Er mochte Frauen und hatte sich auch schon mit vielen von ihnen verabredet. Aber er hatte nie eine gefunden, neben der er für den Rest seines Lebens aufwachen wollte. Eine, mit der er sich vorstellen konnte, Kinder zu haben, ein gemeinsames Leben aufzubauen. Er fand es schade, wie seine letzte Beziehung geendet hatte. Das war kurz vor seiner Entsendung nachAfghanistan gewesen. Es hatte keinen großen Gefühlsausbruch gegeben, sondern sie war an etwas viel Schlimmerem eingegangen – an Enttäuschung. Er hatte der Tatsache ins Auge sehen müssen, dass es ein Fehler gewesen war, sich einzureden, verliebt zu sein, wenn er dieses Gefühl gar nicht empfand.
    „Meiner Erfahrung nach trifft einen die Liebe immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet“, hatte Granddad immer gesagt. „Manchmal kommt sie in einem für uns ganz unpassenden Moment. Also sollte man stets für alle Möglichkeiten offenbleiben.“
    Ross hatte es versucht. Bevor er nach Übersee gegangen war, hatte er sich mit vielen Frauen getroffen. Großartiger Sex; manchmal so großartig, dass ihn ein Gefühl wie ein Blitz traf und er es für Liebe hielt. Aber nichts davon hielt. Jedes Mal blieb er mit einem Loch mitten in seinem Leben zurück. Ohne jemanden, mit dem er alles teilen konnte, war seine Zukunft nur eine endlose Aneinanderreihung von Tagen.
    Er wollte aber mehr als das. Er brauchte mehr. Das war ihm bei seinem letzten Einsatz klar geworden. Dort hatte er sich geschworen, ein Leben zu finden, das ihm etwas bedeutete – anstatt darauf zu warten, dass dieses Leben ihn fand.
    Sie landeten in Newark. Zivilisten zückten ihre Handys, und Soldaten sprangen auf und schnappten sich ihr Gepäck für einen letzten Gang zum Flugsteig. Direkt hinter der Gangway warteten die Familien auf ein Wiedersehen. Ehefrauen hielten handgemalte Schilder hoch, Eltern und Geschwister strahlten hinter Blumensträußen und Luftballons. Einige hatten ihre Hunde zur Begrüßung mitgebracht.
    Die rückkehrenden Soldaten wurden von ihren liebenden Familien in Empfang genommen, in ihre Mitte gezogen und sprichwörtlich von ihnen verschluckt. Tränen flossen, und Gelächter erklang. Kamerablitze erhellten die Luft. Spontaner Applaus erhob sich unter den Umstehenden.
    Ross machte einen Bogen um die Menge, wobei er seinen Seesack auf einer Schulter balancierte und mit einer Hand festhielt.Alleine zu sehen, mit welcher Liebe die Soldaten begrüßt wurden, erfüllte ihn mit Zufriedenheit. Diese Männer und Frauen hatten es verdient. Sie

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