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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Winifred gut von ihrem letzten Ehemann versorgt worden war, schaffte sie es, über ihre Verhältnisse zu leben.Ihr ehemaliger Schwiegervater, George Bellamy, hatte ihr versichert, dass er sie in seinem Testament bedenken würde. Er war der Meinung, dass sie sich dieses Privileg als Witwe seines ältesten Sohnes und Mutter seines ersten Enkelkindes verdient hatte.
    Nachdem sie von ihrem ersten Ehemann verwitwet und von ihrem zweiten geschieden war, hatte Winifred nicht gewusst, was sie mit sich anfangen sollte. Sie hatte nie einen Beruf erlernt, geschweige denn gearbeitet. All die Verheißungen, die ihre Lehrer in ihr gesehen hatten, all die Anstrengungen, die ihr Stipendien und einen der begehrten Plätze in Vassar verschafft hatten, hatten nur einem Ziel gedient: reich zu heiraten.
    Und das hatte sie getan. Die Familie Bellamy war reich und einflussreich und hatte Wurzeln, die nicht zu den raubeinigen Rebellen zurückreichten, die mit der Mayflower gekommen waren, sondern zu den vornehmen Adligen, die in England blieben und die Welt eroberten. Für Winifred war die Hochzeit mit Pierce Bellamy mehr als die Erfüllung all ihrer Träume.
    Allerdings hatte die Sache einen Haken – etwas, das Winifred niemand gesagt hatte. Oder Pierce. Und der Haken war, dass einige Sachen einfach nicht aus Büchern erlernt werden konnten. Die nobelste Erziehung der Welt konnte einem nicht beibringen, aus den richtigen Gründen zu heiraten. Oder auch nur zu wissen, welches diese Gründe waren. Die besten Schulen des Landes konnten einen Menschen nicht darin unterrichten, wie man glücklich war und blieb, geschweige denn, wie man jemand anderen glücklich machte.
    Im Moment würde Ross es einfach genießen, zu Hause zu sein. Er würde für jeden Tag dankbar sein, an dem es keine Boden-Luft-Raketen gab oder blutende Brustwunden, Evakuierungen unter feindlichem Beschuss oder vom Krieg zerstörte Leben. Und er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um seinen Großvater davon zu überzeugen, gegen seine Krankheit zu kämpfen statt einfach aufzugeben.
    Er wählte die Nummer seines Großvaters und hörte wie erwartet die Ansage auf dem Anrufbeantworter. Dann versuchte Ross es auf dem Handy. Auch hier nur die Mailbox, was bedeutete, dass das Telefon vermutlich ausgestellt oder der Akku leer war. Granddad hatte sich nie wirklich mit dem Gedanken anfreunden können, ein Handy zu benutzen.
    Heute Abend noch, dachte Ross. Ich werde dich noch heute Abend finden, Granddad. Egal, dass seine Mutter ihm alle seine vergessenen Lieblingsgerichte servieren wollte. Er würde sich den Roadster leihen und in das Camp in der Wildnis fahren, wohin sein kranker, sterbender Großvater sich in Begleitung einer Fremden verkrochen hatte.
    Ross nahm noch einmal den Hörer in die Hand. Er hatte nur wenige Freunde in der Stadt. Da er außer Landes auf die Schule gegangen war und sich danach der Army angeschlossen hatte, war er nirgendwo wirklich heimisch. Doch jetzt war er bereit, sich niederzulassen. Mehr als bereit.
    Er versuchte, Natalie Sweet anzurufen, die er seit der neunten Klasse kannte und die noch in der Stadt wohnte. Dank Gott für Natalie! Neben seinem Großvater war sie vermutlich die Person, die Ross am nächsten stand. Er erreichte nur ihren Anrufbeantworter und hinterließ ihr eine Nachricht. Das Gleiche tat er mit seiner Cousine Ivy. Insgeheim war er erleichtert, dass sie nicht abnahm, denn sie weinte jedes Mal, wenn die Rede auf ihren Großvater kam.
    Der Wagen hielt vor einem hübschen Backsteingebäude. Der Ort, der zumindest dem Namen nach Ross’ Zuhause war. In Wahrheit war er seit dem Tod seines Vaters so viel in der Weltgeschichte herumgeschoben worden, dass er gar nicht wusste, wo sein Zuhause war. War es das Familienanwesen der Bellamys auf Long Island? Das Haus seines Onkels Trevor in Südkalifornien? Granddads Apartment in Paris? Er hatte keinerlei emotionale Bindungen an diesen speziellen Flecken Upper Manhattans, keinen Ankerplatz außer den Ort, wo auch immer sein Großvater sich gerade befand.
    Cappy, der Pförtner, begrüßte ihn herzlich. Um fair zu sein: Das tat auch Ross’ Mutter, genau in dem Moment, als er durch die Tür trat und Salomé ihm sagte, die Madame sei im Wohnzimmer.
    Winifred drückte ihn fest an sich. Ihre Arme fühlten sich stark und kräftig an. Als sie ihn wieder losließ, schimmerten Tränen in ihren hellen Augen. „Ich habe dich vermisst, Sohn!“
    Sie war groß und schlank und bewahrte ihr gepflegtes

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