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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Reise nachgedacht, um sicherzugehen, dass ich sie aus den richtigen Gründen unternehme und nicht einfach nur aus Trotz.“
    Die vielfältigen Verstrickungen innerhalb von Familien überraschten Claire immer wieder. Vielleicht, weil sie selber nie eine gehabt hatte. Sie war fasziniert davon, wie die Menschen einander liebten, miteinander stritten, einander den Rücken kehrten und sich dann doch wieder vertrugen. Von den vielen Arten, auf die Menschen lernten, zu verzeihen und zu wachsen und ihre Bande zu verstärken. Sie strengten sich so sehr an, und manchmal führte es zum Erfolg, manchmal aber auch nicht.
    George war so bewandert, was seine Art anging, sich zu kleiden, dabei so ängstlich und gleichzeitig so süß. Sie dachte daran, wie sorgfältig er das Essen und den Wein ausgesucht hatte und wie sehr er ihre Freude genossen hatte.
    Wenn du mein Großvater wärst, dachte sie, könnte mich eine Horde Wildpferde nicht von dir fernhalten.
    Es war schon dunkel, als Ross und Natalie in Avalon ankamen. In der kleinen Stadt brannten Lichter in den meisten Fenstern, und Gaslaternen warfen ihren Schein auf die Kopfsteinpflasterstraßen. Ross kannte sich mit den ganzen kleinen Städtchen und Orten im Seengebiet von Upstate New York nur ungenügend aus, aber Natalie behauptete, schon einmal in Avalon gewesen zu sein.
    „Mehrmals sogar“, sagte sie und steckte die Straßenkarte weg.
    „Hier? Das wusste ich ja gar nicht.“
    „Nachdem meine Eltern aus Afrika zurückgekommen waren, haben sie sich in Albany niedergelassen. Avalon war mein liebster Zwischenhalt auf der Zugfahrt von der Stadt zu ihnen.“ Sie zeigte auf das Apple Tree Inn, ein umgebautes Herrenhaus, dessen vordere Veranda hell erleuchtet war und dessen Tafel an der Straße feinste Speisen versprach. „Hier hat mich mal jemand gefragt, ob ich ihn heiraten will. Das war vor ungefähr zehn Jahren.“
    „Ja, klar.“
    „Ehrlich. Das war an Heiligabend. Ich habe mich richtig geschämt …“
    „Wieso? Weil er nicht ich war?“
    „Sehr lustig.“
    „Das hast du mir nie erzählt.“
    „Ich erzähl dir ja auch nicht alles. Und ehrlich gesagt, es war nicht … meine beste Vorstellung. Er war zum Anbeten, aber wir waren zu jung. Ich frage mich manchmal, was aus Eddie geworden ist.“
    „Nichts.“ Ross grinste. „Sein Leben war in der Sekunde vorüber, in der du ihn abgewiesen hast.“
    Sie lachte. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist! Ich weiß nicht, wie ich die Zeit ohne dich ausgehalten habe.“
    „Indem du mir mehrmals am Tag Witze gemailt hast“, erinnerte er sie.
    „Na ja, mir gefällt es auf jeden Fall besser, wenn du da bist, weil ich mich dann von Angesicht zu Angesicht über dich lustig machen kann.“
    An einer Tankstelle hielten sie an, um nach dem Weg zum Camp Kioga zu fragen.
    Nachdem sie den Ort hinter sich gelassen hatten, sagte Natalie: „Gut, dass ich heute mit dir gekommen bin.“ Dabei blinzelte sie in die undurchdringliche Natur, die sich rechts und links von ihnen erstreckte. „Sehr gut sogar. Hier draußen ist es stockfinster. Und total einsam. Ich fühle mich wie die Hauptdarstellerin in einem der Scream- Filme.“
    „Abgesehen davon, dass wir keine Teenager sind und es keinen Grund gibt, zu schreien.“
    „Das ist vielleicht deine Meinung.“ Sie schüttelte sich. „Wie wär’s, wenn du rechts ranfährst und wir das Verdeck hochmachen?“
    „Es ist doch immer noch warm draußen. Ich würde gerne offen weiterfahren.“
    „Hier lauern bestimmt überall schleimige Kreaturen der Nacht.“
    „Okay, ich werde mich bemühen, sie nicht zu überfahren. Und lass uns die Daumen drücken, dass uns nichts auf den Kopf fällt.“
    „Ross, ich schwöre dir …“
    „Hör auf, dich wie ein Mädchen anzustellen.“
    Die Uferstraße führte sie in Richtung Norden. Sie kamen an einigen Farmen und frei stehenden Häusern vorbei, und dann … nichts. Endlich, mitten im Nirgendwo, sahen sie das Schild: Historisches Camp Kioga. 2 Meilen geradeaus. Der Asphalt wurde zu Schotter, und Ross fuhr langsamer. Die Scheinwerfer erleuchteten dichten Wald und schufen so einen grünen Tunnel. Der Schatten einer Eule flog über sie hinweg, und ab und zu blitzten wachsame Augen in der Dunkelheit auf.
    „Okay, das ist wirklich gruselig!“ Natalie drehte das Radio auf. Ein vergnügtes Lied über eine unerfüllte Liebe dröhnte durch die Nacht und heiterte die Atmosphäre ein wenig auf.
    „Angsthase!“ Ross lachte. „Aber jetzt sind wir endlich

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